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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Universität Heidelberg [Contr.]; Universität Heidelberg [Contr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0416
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A 1.1. Grablegen

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wollen.2367 Die zeitgenössischen Quellen sind sich nicht einig, bis wohin die
sterblichen Überreste gebracht wurden. Das Itinerarium Peregrinorum gibt hierzu
die meisten Details: Es wird angegeben, der Leichnam sei bis Antiochia trans-
portiert worden, wo er gekocht worden sei, um das Fleisch von den Knochen zu
trennen. In der dortigen Kirche, dem Sitz des Patriarchen, sei das Fleisch bei-
gesetzt worden. Die Knochen jedoch habe man auf dem Seeweg nach Tyrus
gebracht, um sie von dort nach Jerusalem zu transportieren.2368 Weiter wurden
die Gebeine Friedrichs I. in dieser Quelle nicht verfolgt. Nach weiteren engli-
schen und französischen Quellen seien die Gebeine jedoch in Tyrus bestattet
worden, das Fleisch wird in Antiochia verortet.2369
Die Überlieferung aus dem Reich nennt hingegen meist Antiochia: Albert
von Stade gab diesen Ort als einzige Grablege an, Otto von St. Blasien sah hier die
Gebeine beigesetzt, während Eingeweide und der übrige Körper bereits in Tar-
sus bestattet worden seien.2370 Diese Variante bietet auch die Historia de expedi-
tione Friderici imperatoris.2371 Das Chronicon Montis Sereni hingegen berichtet von
einer Überführung der Gebeine nach Speyer.2372 Die Aussagen aus dem Reich
sind somit auffallend widersprüchlich. Antiochia ist aufgrund der mehrfachen
Nennung der wahrscheinlichste Ort für die letzte Ruhestätte. Wilbrand von
Oldenburg, der 1211/12 von Otto IV. ins heilige Land geschickt wurde, bemerkt
bei seiner Beschreibung der St. Peters Kirche: „Dort ruht auch in einem mar-
mornen Sarkophag der Leib Kaiser Friedrichs frommen Angedenkens/'2373 Es
haben sich jedoch keine Überreste dieses Grabmals erhalten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Historiker Johann Ne-
pomuk Sepp der Auffassung, die Grablege Friedrichs I. sei in Tyrus. Er über-
zeugte Reichskanzler Otto von Bismarck von seiner Ansicht und unternahm
gemeinsam mit Hans Prutz auf Kosten der Reichsregierung eine Expedition nach
Tyrus, um die „Überreste des alten Barbarossa" zurückzuführen und damit die

2367 Bahä' ad-Din ibn Saddäd, History, S. 114. Das Itinerarium peregrinorum, S. 302 gibt an, man habe
die Knochen nach Jersualem transportieren wollen. - Engels, Grablege, S. 241 merkt hierzu
vollkommen richtig an, dass offen bleiben muss, ob eine Beisetzung in Jerusalem dem Willen des
Kaisers entsprochen hätte, da keine Bestimmungen zur Grablege erhalten sind. Klassische Ar-
beiten zur Grablege Friedrichs I. finden sich S. 20 Anm. 29, zuletzt: Schmitz-Esser, Ertrinken.

2368 Itinerarium peregrinorum, S. 301 f. Diese Informationen finden sich gleichermaßen ebenfalls bei
Gesta Regis Henrici Secundi Benedicti Abbatis, S. 89 und Roger von Howden, Chronica, Bd. 2,
S. 359. - Schmitz-Esser, Leichnam, S. 238 sowie ders., Ertrinken, S. 159 weist daraufhin, dass nur
englische Quellen vom Abkochen des Leichnams berichten. Zur Praxis des Abkochens, die in der
Forschung wohl irrtümlich als mos Teutonicus bezeichnet wurde, siehe ders., Leichnam, S. 233-
254.

2369 Ex Radulfi de Coggeshale historia Anglicana, S. 346; Ex Willelmi Neuburgensis Historia An-
glicana, S. 239; Ex Gestis Henrici II. et Ricardi L, S. 112; Roberti Canonici S. Mariani Autissio-
dorensis Chronicon, S. 255.

2370 Annales Stadenses, ad a. 1191, S. 351; Otto von St. Blasien, Chronica, cap. 35, S. 52.

2371 Historia de expeditione Friderici imperatoris, S. 92.

2372 Chronicon Montis Sereni, S. 162. - Zu Verortungen dieser Art siehe S. 467 Anm. 2717.

2373 Wilbrand von Oldenburg, Itinerarium Terrae Sanctae, lib. I, cap. 14, S. 14: Illic eciam requiescit in
marmoreo sarcophago caro pie memorie Frederici imperatoris. Siehe auch Schmitz-Esser, Ertrinken,
S. 170 Anm. 4.
 
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