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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0455
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454

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

und ehemalige Gefolgsmänner Adolfs, wie der Pfalzgraf Rudolf I. In dieser Si-
tuation wurde 1309 Heinrich VII. zum König gewählt. Er versuchte, seine Fa-
milie zu stärken und die Spannungen unter den Fürsten zu beseitigen, damit er
sich Rom und einer möglichen Kaiserkrönung zuwenden konnte.2647 Seine bei-
den königlichen Vorgänger wurden dabei Bestandteil seiner Strategie, diese
Ziele zu erreichen.
Heinrich VII. versuchte, alle seine Ziele schnell und gleichzeitig zu erreichen
und wählte hierfür eine große Bühne: Von August bis September 1309 veran-
staltete er einen großen Hoftag in Speyer. Diese Aufmerksamkeit nutzte er unter
anderem dafür, seine beiden Vorgänger in der Königsgrablege bestatten zu
lassen.2648 Dass es sich hierbei um ein besonderes Ereignis handelte, war bereits
den Zeitgenossen bewusst. So kommentierte der steirische Reimchronist Ottokar
zwischen 1309 und 1321:
ein wunder, dem in hundert jaren/
nie deheinez wart gelich:/
zwar ez was auch wunderlich/
under ander wunder zal/
daz ze einem mal/
römischer kunige dri/
die des niht wären fri/
si heten bi iren tagen/
des riches kröne tragen/
mit einander such man die/
ze Spire in dem munster hie:/
den einen such man gen/
die zwene üf gebärt sten/2M9
Ebenfalls der Steirischen Reimchronik können wir entnehmen, dass die je-
weiligen Parteien der toten Könige die Körper nach Speyer gebracht haben sol-
len.2650 Die Intention zu den Umbettungen wird in den Quellen verschiedenen
Akteuren zugeschrieben: Auf Seiten des Nassauers soll Pfalz graf Rudolf I. das
Anliegen verfolgt haben, auf der Seite des Habsburgers seine Witwe und seine
Tochter.2651 Allerdings wird auch Heinrich VII. selbst als der Handelnde be-

2647 Siehe Menzel, Zeit, S. 142-144.

2648 Zum Hoftag mit der Diskussion der zeitlichen Eingrenzung: RI VI,4,1 Nr. 260. Zur Umbettung:
RI VI,4,1 Nr. 275#. Hier wird die Umbettung auf den 29./31. August datiert, aufgrund von
Überlieferungen aus dem 15. Jahrhundert. - Die Umbettung Adolfs und Albrechts nach Speyer
wurde mehrfach in der Forschung thematisiert: Schütte, Königsmord, S. 78; Gütermann,
Stuhlbrüder, S. 65 f.; Krieger, Habsburger, S. 112f. - Quellenzusammenstellung bei Doll,
Schriftquellen, S. 53-55. - Der „Staatsakt von Speyer" wird von Wallner, Königsabsetzung,
S. 212-215 auf Grundlage einiger Quellen als „Symbol eines Neubeginns" interpretiert.

2649 Ottokar, Steirische Reimchronik, Bd. 2, S. 1265, V 97663-97675.

2650 Ebd., Bd. 2, S. 1265, V 97652-97660.

2651 Ebd., Bd. 2, S. 1265, V 97657-97660: den phalzgräven Ruodolf/der sin tohter het/gewert der kunic der
bet/daz er in [König Adolf] ze Spire lie bestaten. Albrecht: Österreichische Chronik der 95 Herr-
schaften, lib. IV, cap. 382, S. 187f. - Zum Tod König Adolfs berichten zwei Quellen, dass die
 
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