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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0456

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A 1.2. Umbettungen

455

schrieben.2652 Die beiden toten Könige waren mit Rosenthal und Wettingen zu-
nächst an Orten beigesetzt worden, die kaum in den Quellen erscheinen, was auf
eine geringe Strahlkraft hindeutet. Es sind keine Zeugnisse von Memorial-
handlungen der Angehörigen an diesen Grablegen überliefert. Hierbei handelt
es sich nicht um Anzeichen von mangelndem Interesse, sondern vielmehr um
Indizien dafür, dass Wettingen und Rosenthal gleichermaßen als temporär
wahrgenommen wurden. Zeitgleich mit oder kurz nach der Umbettung von
1309 stifteten die Nassauer das Königskreuz bei Göllheim, um an den in der
Schlacht getöteten König Adolf zu erinnern. Die Habsburger richteten zur Me-
moria König Albrechts das Kloster Königsfelden ein.2653 Dies stützt die Aussagen
in den Quellen, dass Umbettungen angestrebt wurden. Besondere Bedeutung
kam des Weiteren den Sterbeorten zu, denn mit Königskreutz und Königsfelden
wurden diese Orte, und nicht die ersten Begräbnisstätten oder Speyer zu be-
sonderen Memorialorten ausgestaltet.
Der Stellenwert der Grablege in Speyer ist in dieser Phase schwierig zu
fassen: Zwischen 1213 und 1291 gibt es keine Anzeichen, dass einer der sieben in
Frage kommenden Könige Speyer als letzte Ruhestätte auserkoren hatte.2654
Darüber hinaus zeigt die Überlieferung zum Tod Rudolfs L, dass die Bedeutung
Speyers in den nach 1309 entstandenen Quellen deutlich stärker zutage tritt.2655
Dass die Grablege in der Auffassung Heinrichs VII. allerdings einen hohen
Stellenwert besaß, zeigt seine Bestätigung der alten Rechte und Freiheiten der
Stadt Speyer vom 7. März 1309: Es wird hervorgehoben, dass in der Kirche die
Körper seiner Vorgänger, die Kaiser, Kaiserinnen und Könige der Römer, ruh-
ten.2656
Im Mittelpunkt der Beisetzung standen wohl weniger die Angehörigen oder
die Verstorbenen, sondern König Heinrich VII.: In den Quellen sind einige Va-
rianten überliefert, wie er sich persönlich an der Beisetzung seiner Vorgänger

Familie ihn in Speyer beisetzen wollte, siehe S. 431 Anm. 2494. Ohne Initiative der Verwandten

wird in einer weiteren Quelle berichtet, die Furcht König Albrechts, der seinen Vorgänger er-

schlagen habe, hätte eine königliche Bestattung verhindert, siehe S. 431 Anm. 2495.

2652 Lediglich einmalig kommt die Begründung auf, Heinrich VII. sei von den Fürsten dazu aufge-
fordert worden, König Adolf beizusetzen, Ferreti Vicentini Historia Rerum, Bd. 1, lib. III, S. 273.

2653 Siehe die Kapitel A 1.1.11. und A 1.1.12. - Die von Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 44
angeführte Stelle bei Johann von Viktring (König Albrecht sei nur pro tempore in Wettingen
bestattet worden, siehe S. 433 Anm. 2507), ist wenig aussagekräftig, da Johann von Viktring sein
Werk nach der Umbettung 1309 verfasste. Aus dieser Perspektive war die Bestattung in Wet-
tingen nur für kurze Zeit vorgesehen, ob beabsichtigt oder nicht.

2654 Siehe die Kapitel A 1.1.5., A 1.1.7., A 1.1.4., A 1.1.8., A 1.1.10., A 1.1.9. und A 1.1.6.

2655 Siehe Kapitel 6.10.

2656 Urkundenbuch Bischöfe Speyer, Bd. 1, Nr. 488, S. 462: [...] quod in civitate Spirensi in ecclesia
virginis gloriosae divorum imperatorum, imperatricum et regum Romanorum, illustrium praedecesso-
rum nostrorum corpora requiescunt [...]. Es handelt sich hierbei um eine Formulierung, die in den
vorangegangenen Bestätigungen nicht vorkam und von Heinrichs Nachfolgern später über-
nommen wurde, Haydt, Arengen, S. 63 f. Siehe zu der Bestätigung auch Gütermann, Stuhl-
brüder, S. 66 f., der hier annimmt, Heinrich VII. habe selbst in Speyer bestattet werden wollen,
siehe hierzu Kapitel A 1.1.13.
 
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