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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0463

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462

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

Friedrichs des Schönen entgegen oder eine Aufbahrung Ludwigs IV. in Fürs-
tenfeld ohne Rückhalt in den Quellen vermutet und weitergetragen.2683
Trauerzüge, Aufbahrungen oder Prozessionen kamen bei den Bestattungen
der römisch-deutschen Könige zwischen 1150 und 1349 vor, eine Tradition lässt
sich auf der Grundlage der wenigen Belegstellen jedoch nicht behaupten. Viel-
mehr treten solche Akte situativ auf, was sich besonders in den individuellen
Orten, an denen Aufbahrungen vorgenommen wurden, manifestiert. Diese be-
sonders auf eine Öffentlichkeit abzielenden möglichen Bestandteile einer kö-
niglichen Bestattung sind auffallend oft bei Zeremonien überliefert, die nicht von
Familienangehörigen ausgerichtet wurden. Dies fügt sich mit den jeweiligen
Beobachtungen zu den Intentionen bei diesen Beisetzungen zusammen: Die
Beisetzenden nutzten diese Gelegenheit, um sich zu inszenieren, daher lag es in
ihrem Sinne, wahrgenommen zu werden. Dass Chronisten gerade in diesen
Fällen von Trauerzügen, Aufbahrungen und Prozessionen berichten, ist letztlich
wohl Ergebnis dieser Zurschaustellung.
A 1.4. Fallstudie IV: Wo die Könige lagen. Die Grablege in Speyer
Um 1025 ließ Konrad II. in Speyer mit dem Bau einer außerordentlich großen
Kirche beginnen. Als der König 1039 verstarb, waren die Arbeiten noch nicht
abgeschlossen. Wohl mehr seiner Stellung als Gründer denn seinem Wunsch
gemäß, wurde sein Leichnam von Utrecht nach Speyer überführt und dort bei-
gesetzt.2684 Vier Jahre später wurde seine Frau Gisela ebenfalls dort bestattet.2685
Damit war, ob intendiert oder nicht, der Startpunkt für die erste und einzige
kontinuierlich genutzte Königsgrablege im Reich gesetzt. Mit Konrad II., Hein-
rich III., Heinrich IV. und Heinrich V. fanden zunächst vier Könige und mit Gisela
von Schwaben und Bertha von Savoyen zwei Königinnen ihre letzte Ruhestätte
in Speyer.2686
Die Tradition als königliche Grablege wurde nach den Saliern allerdings
unterbrochen: Lothar III. förderte mit Königslutter einen anderen Bestattungsort
für sich und seine Frau Richenza.2687 Unter den Staufern änderte sich dies zu-
nächst nicht. Konrad IIL, der erste staufische König, wurde in Bamberg bestattet,
sein bereits zum Nachfolger erhobener Sohn Heinrich (VI.) wohl in Lorch.2688 Es
gibt Indizien, dass eine Beisetzung Friedrichs I. in Speyer geplant war. In die Tat
umgesetzt wurden zwischen 1125 und 1213 allerdings lediglich die Beisetzun-
gen von Beatrix von Burgund, der zweiten Frau Friedrichs L, und der gemein-

2683 Siehe Kapitel A 1.4. sowie A 1.1.11., A 1.1.14. und A 1.1.15.

2684 Siehe hierzu Bönnen, Voraussetzungen. - Ergebnisse dieses Kapitels wurden aufgenommen in
Kamenzin, König.

2685 Siehe hierzu Ehlers, Metropolis, S. 88. Zur Beisetzung Giselas von Schwaben, Foerster, Witwe,
S. 270 f.

2686 Zum Dom als Grablege in der Salierzeit Ehlers, Metropolis, S. 84-138.

2687 Siehe hierzu Pischke, Lothar IIL; Ehlers, Funktion.

2688 Siehe Kapitel A 1.1.1. und A 1.1.2.
 
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