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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0239

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6. Tod ohne Gewalteinwirkung

einem Teil des Referenzwissens, das benutzt werden konnte, mit oder ohne
Wissen um die hier aufgezeigten Ursprünge.
6.13. Günther von Schwarzburg: Plötzlich dahingerafft, doch
ehrenvoll beigesetzt
Im Juni 1349 starb Günther von Schwarzburg in Frankfurt.1378 Er war im Januar
1349 von einer Partei um die Wittelsbacher gegen Karl IV. zum König erhoben
worden.1379 Seine Anstrengungen gegen den Luxemburger waren jedoch nur von
kurzer Dauer. Zunächst wurde er von seinen Wählern fallen gelassen: Pfalz graf
Rudolf II. verheiratete im März 1349 seine Tochter Anna mit Karl IV. und auch
Markgraf Ludwig von Brandenburg erkannte Karl IV. an und versprach, den
Schwarzburger zum Verzicht auf die Königswürde zu bewegen.1380 Nach einer
militärischen Niederlage bei Eltville Ende Mai 1349 fielen auch seine übrigen
Wähler von ihm ab und fungierten als Vermittler. Schließlich verzichtete Gün-
ther von Schwarzburg im Vertrag von Eltville 1349 auf sein Königtum.1381 Wenig
später verstarb er.1382 Sein ehemaliger Konkurrent Karl nahm sich seiner Be-
stattung an und organisierte eine aufwändige Zeremonie, an der er persönlich
teilnahm.1383 In den Quellen wird immer wieder eine Erkrankung vor dem Tod
angeführt.1384 Ein kurzfristiger, überraschender Tod aufgrund einer Erkrankung
so kurz nach einer Niederlage konnte leicht als göttliche Strafe gewertet wer-

1378 Vor seinem Verzicht bezeichnet sich der Schwarzburger in seinen Urkunden als rex Guntherus/
Gunther von gotis gnaden Römischer kung (MGH Const. 9, Nr. 26-34, S. 21-24). Ihn während dieser
Phase als „Günther von Schwarzburg" zu bezeichnen, reduziert ihn somit auf seinen Rang als
Grafen von Schwarzburg. Am 12. Juni 1349, wenige Tage vor seinem Tod, urkundete er jedoch
wieder als Guonther von gots gnaden greffe zu Swarezbuorg (ebd., Nr. 90, S. 63), weshalb diese
Bezeichnung hier verwendet wird. - Zu Günther von Schwarzburg: Utterodt, Günther; Hoff-
mann, Günther; Janson, Königtum.

1379 Siehe hierzu Büttner, Weg, Bd. 1, S. 359-365.

1380 Werunsky, Geschichte, Bd. 2,1, S. 178 f.

1381 Der Verlauf der militärischen Auseinandersetzung ist nicht genau bestimmbar: Ein Brief
Karls IV. erzählt von einer Entscheidungsschlacht, einer Belagerung und einer Unterwer-
fungsszene, keine dieser Informationen wird von einer anderen Quelle bestätigt, Janson, Kö-
nigtum, S. 77f.; Werunsky, Geschichte, Bd. 2,1, S. 174-178.

1382 Der Verzicht auf das Königtum wird in vielen historiographischen Quellen nicht erwähnt.
Darüber hinaus ist die Zeitspanne zwischen Verzicht und Tod äußerst gering, daher wird
Günther von Schwarzburg in dieser Untersuchung von Sterben und Tod der Könige in der
Historiographie mitbehandelt.

1383 Siehe Kapitel A 1.1.16.

1384 Kirchner, Geschichte Frankfurts, Bd. 1, S. 271 f. hat wohl erstmals die Pest als mögliche Todes-
ursache in die Diskussion eingebracht. Er stützt sich dabei auf eine unedierte Frankfurter
Chronik aus dem 15. Jahrhundert, die den bei Bernhard Rorbach überlieferten Vorwurf gegen
die Dominikaner entkräften soll und daher versichert, Günther von Schwarzburg sei an der Pest
gestorben, siehe hierzu Hoffmann, Günther, S. 190. Römer-Büchner, Tod, S. 6 geht von einer
überstandenen Pesterkrankung aus, auf die Typhus folgte. Die Pest wütete 1349 in Frankfurt, es
findet sich jedoch kein Hinweis für oder gegen eine solche Zuschreibung in den Quellen.
 
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