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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0092

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6.2. Konrad III.: Indizien und das Interesse der Zeitgenossen

91

ferung wohl als Reaktion auf den überraschenden Tod nach dem erst kurz zuvor
erfolgten militärischen Erfolg zu werten ist.433 Mehr Details lassen sich aus den
Quellen nicht gewinnen. Selbst Otto von Freising führte lediglich an, der zum
Mitkönig erhobene Sohn des Königs sei verstorben.434
Umso eindrucksvoller erscheinen spätere Bedeutungszuschreibungen. In
einem nur in den Gesta Friderici überlieferten Brief Konrads III. an den byzanti-
nischen Kaiser Manuel Komnenos beklagt sich der Staufer über die Wortwahl
des byzantinischen Gesandten Nikephoros und unterstreicht die Schwere einer
(nicht genannten) Beleidigung mit den Worten: „Hätte Dein Gesandter Nike-
phoros unseren einzigen Sohn Heinrich vor unseren Augen ermordet, so hätte er
bei uns nicht größeren Zorn wecken können".435 Darüber hinaus findet der Tod
Heinrichs (VI.) in einem wohl gefälschten Brief Konrads III. an Hildegard von
Bingen Erwähnung.436 Auch wenn diese Zuschreibungen eine weiterreichende
Bedeutung suggerieren, bleibt der Tod des jungen Königs nur als Umriss im
Nebel der Überlieferung erkennbar.
6.2. Konrad III.: Indizien und das Interesse der Zeitgenossen
Konrad III. war der erste Staufer auf dem Königsthron. Erstmals wurde er 1127
gegen Lothar III. erhoben, nach dessen Tod 1138 wurde er nochmals gewählt.437

433 Annales Palidenses, ad a. 1150, S. 84: Heinricus, filius Conradi regis, veneno moritur (übern, bei
Sächsische Weltchronik, Rez. C, S. 215). Zum Zusammenhang von Krankheiten und Giftmord
als Deutungsmuster siehe Kapitel 6.14.

434 Otto von Freising/Rahewin, Gesta Friderici I. imperatoris, lib. I, cap. 67, S. 95: Circa idem tempus
filius regis Heinricus, quem ipse, ut supra dictum est, per electionem principum regem ordinaverat, diem
obiit [...], (übern, bei Annales Marbacenses, ad a. 1150, S. 46). Zur Quelle und weiteren hier
vorkommenden Herrschertoden siehe S. 96 Anm. 476. Hiestand, Verhandlungen, S. 519 ver-
mutet eine „längere Krankheit", die in den Quellen zumindest nicht explizit genannt wird.
Geldner, Staufer-Gräber, S. 44 vermutet aufgrund der Aufenthaltsorte Konrads III. Würzburg
oder Rothenburg als Todesort Heinrichs (VI.) - allerdings gibt es keinen Anhaltspunkt für die
Vermutung, dass der junge König im Gefolge seines Vaters starb.

435 Otto von Freising/Rahewin, Gesta Friderici I. imperatoris, lib. I, cap. 25, S. 41 (= MGH DD KIII.,
Nr. 126, S. 227): Si enim idem nuncius tuns Nikoforus unicumfilium nostrum Heinricum in presentia
nostra morti dedisset, ad maiorem iram maiestatis nostrae animum provocare non poterat. Übersetzung:
Otto von Freising/Rahewin, Taten Friedrichs, übers. Schmidt, S. 177. Heinrich (VI.) war nicht der
einzige Sohn Konrads III. Es wird vermutet, dass Nikephoros den Staufer durch eine nicht
seinem Rang entsprechende Anrede erzürnt haben könnte (zur Titulatur Konrads III. siehe S. 91
Anm. 437), Krieg, Herrscherdarstellung, S. 99; Vollrath, Konrad III., S. 343; Görich, Wahrung,
S. 283; ders., Schmach, S. 49.

436 Konrad wird unterstellt, Hildegard von Bingen um geistige Führung und um Fürbitten für sich
und seinen verstorbenen Sohn gebeten zu haben, RI IV,1,2 Nr. +693. Im - ebenfalls gefälschten -
Antwortbrief findet sich keine Erwähnung dieser Anliegen, ebd., Nr. +694.

437 Zum Gegenkönigtum Giese, Gegenkönigtum. - Die Titulatur Konrads III. bereitet Schwierig-
keiten: Bereits in der zweiten erhaltenen Urkunde (MGH DD KIII., Nr. 2, S. 3) wird der König als
Konrad II. betitelt (in der ersten nur als König Konrad). Darüber hinaus schmückte sich Konrad
gerade zum Ende seiner Herrschaft in seinen Urkunden mit dem Titel augustus, obwohl er nie
zum Kaiser gekrönt wurde. Zunächst wurde dies mit byzantinischen Einflüssen und dem
 
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