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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0184

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6.10. Rudolf I. und der gute Tod im hohen Alter

183

eigenen Reich nicht berichtet, er wurde vom Selbstbild seines Nachfolgers ver-
drängt. Die Quellen aus seiner Heimat England bleiben ebenso überschaubar,
präsent sind vor allem seine Grablege und Verwandtschaft zum englischen
König. Lediglich Thomas Wykes lieferte mehr Informationen und eine, seinem
Standpunkt entsprechende, positive Ausdeutung. Der dem König wohl nahe-
stehende Chronist gab so eine alleinstehende Wertung zu einem König, dessen
Tod dem eigenen Reich fremd war.
6.10. Rudolf L: Der gute Tod im hohen Alter
Im Juli 1291 starb Rudolf I. im Alter von 73 Jahren, nach 18 Jahren Königsherr-
schaft.1039 Er hatte zuletzt nochmals vergeblich versucht, das Königtum an seinen
Sohn Albrecht weiterzugeben.1040 Zeitgenossen sahen das Alter des Königs als
Todesursache. So betonte die Chronica de gestis principum, dass der König hoch-
betagt an einem natürlichen Fieber erkrankt sei und er so ein ruhmreiches Ende
gefunden habe. Dies sei selten, wie der Verfasser ausdrücklich festhielt: „Eine
Gnade, die nur sehr wenigen Königen gewährt wurde. Denn wir sahen fast alle
Könige durch Gift oder durch das Schwert sterben/'1041

1039 Eine moderne, detaillierte Biographie zu König Rudolf stellt ein Desiderat dar. Redlich, Rudolf
ist noch immer die ausführlichste, wenn auch alte Darstellung. Krieger, Rudolf bietet einen
konzisen Überblick, bleibt aber an Details hinter Redlich zurück. Eine aktuelle Einordnung
nimmt Menzel, Zeit, S. 80-109 vor. Eher populärwissenschaftlich ausgerichtet ist Franzl, Ru-
dolf I. - Die geläufige, aber irreführende Bezeichnung „Rudolf von Habsburg" wird im Fol-
genden nicht genutzt, da sie den König auf seine Grafen würde reduziert. - Seit Guglia, Geburts-,
Sterbe- und Grabstätten, S. 85 f. findet sich in der Forschung die Aussage, König Rudolf sei im
Johanniterhof in Speyer verstorben (als Tatsache übernommen bei Kubach, Vorkrypta, S. 912;
mit Zweifeln bei Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 20 mit Anm. 15 und Engels, Palatia
sacra, Bd. 1,2, S. 472). Guglia belegt diese Aussage nicht, die bei Redlich, Rudolf, S. 730 noch nicht
vorkommt. In den hier untersuchten Quellen wird der Johanniterhof nicht genannt. 1291 wäre
auch die früheste Erwähnung des Hofes, der sonst erst möglicherweise 1307, sicher erst 1318
fassbar ist, Engels, Palatia sacra, Bd. 1,2, S. 472. Es fällt darüber hinaus auf, das Guglia, Geburts-,
Sterbe- und Grabstätten, S. 107 zu Günther von Schwarzburg, der nach gängiger, auf Jo[h]annes
Latomus, Antiquitates, S. 90 zurückgehender Meinung im Johanniterhof in Frankfurt gestorben
sein soll, angibt „in Frankfurt, wo, ist nicht überliefert". Möglicherweise liegt dem Ganzen eine
Verwechslung zu Grunde. - Ergebnisse aus diesem Kapitel sind aufgenommen in Kamenzin,
König.

1040 RI VI,1 Nr. 2453b. Siehe hierzu nun Büttner, Kontinuität.

1041 Chronica de gestis principum, S. 45: Igitur Romanorum rex Rudolfus cum senuisset et provecte etatis
esset, post multorum annorum curricula iam vergeret ad occasum, XVIII. anno regni sui plenus dierum
correptus febre languore naturali ecclesiasticis receptis sacramentis et facto testamento viam universe
carnis ingrediensfinem laudabilem est sortitus, que tarnen gracia perpaucis regibus est concessa. Namfere
omnes reges aut veneno aut gladio videmus crebrius interire. Übersetzung: Fürstenfelder Chronik,
übers. Friedensburg, S. 21. Die Chronik wird auf 1327/28 datiert, daher ist es wahrscheinlich,
dass mit dieser Bemerkung der Tod König Adolfs 1298 auf dem Schlachtfeld (siehe S. 341
Anm. 2001), der Mord an König Albrecht 1309 (siehe S. 291 Anm. 1715) und die Giftmordge-
rüchte um den Tod Kaiser Heinrichs VII. 1313 (siehe Anm. S. 205 Anm. 1197) gemeint sind. Zur
Quelle: Menzel, Quellen, S. 78. Zu weiteren Wertungen aus der Chronica de gestis principum siehe
 
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