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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0029

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28

2. Zugriff und Methode

Kennzeichen an den Leichen ab lesen ließ.92 Als Topoi in der Historiographie sind
diese Kennzeichen nichts anderes als bestimmte Anzeichen guter und schlechter
Tode. Vom anhaltenden Interesse der internationalen Forschung an der The-
matik /Sterben und Tod' zeugt schließlich eine Reihe von Sammelbänden aus den
letzten Jahren zu verschiedensten Aspekten.93

2. Zugriff und Methode
Bislang erfolgte keine systematische Aufarbeitung der Herrschertode im hier
behandelten Untersuchungszeitraum. Einen wichtigen Impuls setzte Klaus van
Eickels 2001 in dem bereits erwähnten Vortrag „Der schlechte Tod des schlechten
Herrschers". Van Eickels hat in diesem Vortrag exemplarisch gezeigt, dass es
narrative Strategien gab, um einem, schlechten Herrscher' einen, schlechten Tod'
zuzuschreiben.94
In der Folge wurden diese narrativen Strategien immer wieder auf gegriffen,
ohne bislang grundlegend untersucht worden zu sein. Es ist eine zentrale Frage
dieser Untersuchung, wie weit die historiographischen Quellen zu den Toden
der Könige von narrativen Strategien geprägt sind, die einem guten Herrscher
einen guten und einem schlechten Herrscher einen schlechten Tod zuschreiben.
Vorarbeiten haben bereits gezeigt, dass dies in Einzelfällen zutrifft, was impli-
ziert, dass die gängige Lesart dieser Quellen den Aussagewert verkennt: Die
mittelalterlichen Chronisten schrieben Wertungen und Weltdeutungen nieder,
die von heutigen Historikern auf der Suche nach medizinischen Diagnosen ge-
lesen wurden. Aus der Zuschreibung eines schlechten Todes durch Durchfall
wurde so beispielsweise allzu oft die irrige Diagnose einer Ruhrerkrankung.95

92 Schmitz-Esser, Leichnam (2014), S. 137-164.

93 Mit Fokus auf das Mittelmeer: Mittelmeer, hg. Berner u. a. (2016). Formen der Sterbevorberei-
tungen in Nordeuropa: Dying, hg. Lahtinen/Korpiola (2016). Allgemein: Death, hg. Rollo-Koster
(2017). Zum Grabmal Friedrichs III.: Kaiser, hg. Kohn (2017). Christliche und muslimische
Grablegen im Vergleich: Tomb, hg. Giese/Pawlak/Thome (2018). Sterbevorbereitungen allge-
mein: Planning, hg. Korpiola/Lahtinen. Tod und Totengedenken in klösterlichem Kontext: Mors,
hg. Schritt/Malzer (2019).

94 Klaus Oschema fasste den Inhalt folgendermaßen zusammen: „Klaus van Eickels [...] demon-
strated in an unpublished paper of almost ten years ago, [that] medieval descriptions of the
deaths of kings tend to reveal more about the respective author's attitude towards the individual
in question than about the real events. In other words: A tradition of narrative strategies existed
which promoted the theme of the 'bad death of the bad ruler'." Oschema, End, S. 189. Siehe
hierzu S. 26 Anm. 76.

95 Für die römisch-deutschen Könige und Kaiser vertraten Kemmerich, Lebensdauer und Schaller,
Kaiser diese Sichtweise gebündelt. Siehe darüber hinaus die S. 93 Anm. 445 (Konrad III.), S. 100
Anm. 500 (Heinrich VI.), S. 123 Anm. 634 (Heinrich Raspe), S. 169 Anm. 936 (Konrad IV), S. 180
Anm. 1018 (König Richard), S. 196 Anm. 1123 (Heinrich VIL), S. 231 Anm. 1338 (Friedrich der
Schöne), S. 241 Anm. 1398 (Günther von Schwarzburg), S. 260 Anm. 1503 (Philipp II.), S. 284
Anm. 1660 (Albrecht L), S. 357 Anm. 2083 (Friedrich L), S. 388 Anm. 2288 (Ludwig IV.) zitierten
Forschungsmeinungen.
 
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