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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0443

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442

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

Am 11. Dezember 1352 wurde ein Grabdenkmal eingeweiht, dessen Zen-
trum die heute noch erhaltene Grabplatte darstellte.2573 Die Platte zeigt Günther
als Grafen, nicht als König.2574 Das Grabmal scheint bis ins beginnende 18. Jahr-
hundert hinein erhalten geblieben zu sein, wurde jedoch wohl 1714 abgebrochen.
Dabei wurde die Platte neben dem Eingang zur Wahlkapelle in die Wand ein-
gemauert. Es ist unklar, was mit den Gebeinen geschah, die heute verschollen
sind.2575
Die Beisetzung Günthers von Schwarzburg in der Bartholomäuskirche ist
hauptsächlich auf Karl IV. zu beziehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er den Ort
bestimmte und die Feierlichkeiten organisierte. Hiermit ist auch die bei Latomus
überlieferte besondere Ausgestaltung der Beisetzung zu erklären: Hier insze-
nierte sich Karl IV. in großem Stil vor den Großen des Reichs als treusorgender
und nunmehr allgemein anerkannter Herrscher.
A 1.2. Umbettungen
Nicht alle römisch-deutschen Könige blieben nach ihrer Bestattung in ihrem
ersten Grab.2576 Eine Reihe dieser Herrscher wurde exhumiert, ihre sterblichen
Überreste wurden transportiert und ein zweites Mal bestattet.2577 Meist werden
diese Vorgänge in den Quellen mit der Sorge um die Memoria des Verstorbenen
begründet. Eine nicht angemessene letzte Ruhestätte müsse korrigiert werden
beziehungsweise der Verstorbene müsse an einem passenden Ort beigesetzt
werden. Dies erscheint folgerichtig, ist die ,richtige', das heißt angemessene,
Grablege doch eines der Anzeichen eines guten Todes.2578 Im Untersuchungs-
zeitraum wurden die Könige Heinrich VI., Philipp II., Wilhelm, Adolf und Al-
brecht I. umgebettet.
Bei diesen Umbettungen wurde jeweils der zweite Bestattungsort als dem
Verstorbenen angemessener gesehen. Daher lassen die Aktionen Rückschlüsse
auf das Ansehen der Bestattungsorte und der Verstorbenen zu. Der Rang des
Verstorbenen sollte dem Rang der Grab lege entsprechen und umgekehrt. Es darf
allerdings nicht vergessen werden, dass die Umbettung eines Königs Aufsehen

2573 Hoffmann, Günther, S. 201-221; Römer-Büchner, Tod, S. 7-14; Usener, Grabmal; Bauch, Grab-
bild, S. 244f.; Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 99.

2574 Ebd.

2575 Ebd., S. 94-96 mit unpublizierten Ergebnissen archäologischer Grabungen.

2576 Teile dieses Kapitels habe ich am 19.05.2016 den Teilnehmenden des Workshops „Materials on
the Move" in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vorgestellt. Ich danke allen Teil-
nehmenden für die anregende Diskussion und die Rückmeldung.

2577 Die hier behandelten Umbettungen sind in der Forschung bekannt, wurden jedoch bisher nicht
als eigenständiges Phänomen oder vergleichend untersucht. Die im Zusammenhang mit kö-
niglichen Bestattungen oft zitierte Arbeit Lanzer, Herrschertod geht hierauf nicht gesondert ein.
Auch Schmitz-Esser, Leichnam widmet diesem Phänomen keinen gesonderten Abschnitt, bietet
aber wichtige Einzelinformationen. Der Forschungsstand zu den einzelnen Umbettungen wird
in den entsprechenden Abschnitten referiert.

2578 Siehe Kapitel 4.3.4.
 
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