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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0090

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Sterben und Tod

Nach der exemplarischen Vorführung des Gesamtzugriffs am Beispiel Hein-
richs (VII.) werden im Folgenden die Überlieferungen zu Sterben und Tod der
übrigen 18 hier behandelten römisch-deutschen Könige und Kaiser von 1150 bis
1349 systematisch auf gearbeitet. Die Kapitel sind dabei nicht chronologisch,
sondern typologisch nach zugeschriebenen Todesursachen angeordnet. Zu-
nächst wird der Großteil der untersuchten Todesfälle im Sammelkapitel „Tod
ohne Gewalteinwirkung" bearbeitet. In Form zweier Fallstudien werden hier
auch die Form der Notiz in der Historiographie und die Rezeption eines spezi-
fischen Narrativs untersucht. Darauf folgen das Sammelkapitel „Tod durch
Gewalteinwirkung" und die Aufarbeitung der Einzelfälle Friedrich I. und Lud-
wig IV.
Innerhalb der Sammelkapitel werden die jeweiligen Herrscher chronolo-
gisch aufgearbeitet. In den einzelnen Kapiteln wird die jeweilige Überlieferung
beginnend mit den ältesten Zeugnissen behandelt.421 Es werden dabei alle
Quellengattungen berücksichtigt bis auf die Gebeine und die Überlieferung zur
Grab lege, da diese im Anhang der Arbeit gesondert untersucht werden.
6. Tod ohne Gewalteinwirkung
Vier der 19 in dieser Untersuchung behandelten römisch-deutschen Könige und
Kaiser starben laut den zeitgenössischen Quellen durch Gewalteinwirkung, zwei
weitere sollen bei Unfällen ihr Leben verloren haben. Den restlichen 13 Herr-
schern schreiben die zeitgenössischen Quellen größtenteils den Tod durch eine
Krankheit zu, in auffallend vielen Fällen ist allerdings gleichermaßen eine Gift-
mordzuschreibung überliefert. Dieses Nebeneinander wird noch näher zu er-
läutern sein, zunächst ist es jedoch beachtlich, dass Krankheiten scheinbar eine
weitaus größere Gefahr für Könige und Kaiser darstellten als Feldzüge oder
Attentate. Die Krankheiten sind dabei nicht mehr bestimmbar, denn schriftlichen
Quellen können keine Grundlage für eine retrospektive Diagnose liefern.422
Kaum ein Erreger oder Krankheitsverlauf hinterlässt darüber hinaus Spuren an
den Gebeinen, die nach mehreren Jahrhunderten noch eindeutig bestimmbar
sind.423 Es muss somit relativ unbestimmt von ,Krankheiten' ausgegangen
werden.
Während einige Krankheiten in mittelalterlichen Vorstellungen eindeutig
negativ konnotiert waren wie Durchfall oder die Würmer-/Läusekrankheit,424

421 Die Angaben und Tendenzen von bei mehreren Todesfällen prominent vertretenen Quellen
werden in den Anmerkungen verfolgt.

422 Siehe hierzu Kapitel 2.

423 Siehe S. 32 Anm. 105.

424 Siehe Kapitel 4.3.3., Abschnitt „Das schlechte Sterben" und Kapitel 6.12.
 
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