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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0460

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A 1.3. Trauerzüge und Aufbahrungen

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gitimität und die seiner Familie sowie seine Absichten zu betonen. Heinrich VII.
gelang es durch diese symbolische Ansippung an seine Vorgänger, sich als König
zu inszenieren, seine Hausmacht zu stärken und die verschiedenen fürstlichen
Interessen auszugleichen. Palermo und Speyer profitierten gleichermaßen da-
von, Ziel dieser Umbettungen zu sein. Ähnliches gilt auch für Floris V. und die
Abteikirche in Middelburg, auch wenn die Umbettung Königs Wilhelms sich
mehr auf seine Herrschaft als Graf von Holland bezog. Die Dimension dieser
Umbettungen als Memorialakte soll damit keinesfalls negiert werden, es zeigt
sich jedoch deutlich, dass sich für den Umbettenden und die Grablegen hand-
feste Vorteile aus der Umbettung eines Königs ergaben.
A 1.3. Trauerzüge und Aufbahrungen
Lediglich Rudolf I. starb 1291 möglicherweise am Ort seiner Grablege, die üb-
rigen hier behandelten Könige und Kaiser mussten nach ihrem Tod transportiert
werden. Der vergleichende Blick auf Frankreich und England2665 zeigt, dass ein
Stück des Wegs ins Grab - besonders im Spätmittelalter - als Trauerzug mit
Aufbahrungen an bedeutenden Orten zum symbolischen letzten Geleit für den
verstorbenen König inszeniert werden konnte. Bezüglich der römisch-deutschen
Könige gibt es allerdings - zumindest bis ins späte Mittelalter - recht wenige
Indizien für eine Tradition solcher Trauerzüge und Aufbahrungen.2666
Um die Belege aus dem Untersuchungszeitraum zu kontextualisieren, soll
hier zunächst ein Blick auf den davor liegenden Zeitraum und darauf basierende
Forschungsmeinungen geworfen werden. Andrea Lanzer vertrat in einem
Aufsatz die Ansicht, dass „die Aufbahrung eines ,durchreisenden' toten Herr-
schers in allen möglichen Kirchen [...] durchaus üblich"2667 gewesen sei. Sie
stützte sich dabei auf die Berichte zu den Trauerzügen Konrads II., Ottos III. und
Karls IV.2668 Deutlich mehr Könige nahm Peter Aufgebauer in seine Untersu-
chung auf und kam zu dem Schluss, dass ein „Umzug des Sarkophags [sic!]
durch die Kölner Klöster und Stifter [sic!] [...] zum festen Bestandteil der feier-
lichen Überführung des toten Königs zur vorbestimmten Grablege"2669 gewor-
den sei. Dem widersprach allerdings Gudrun Pischke, die herausarbeitete, dass
der „Kölner Trauerumzug" nur stattfand, wenn Köln auf dem Weg des Trauer-

2665 Frankreich: Erlande-Brandenburg, Roi. Weitergeführt durch Leistenschneider, Königsgrablege.
Siehe auch Brown, Louis X, dies., Philip V sowie dies., Burying. England: Evans, Death. Sowie
auch die vergleichenden Studien Hallam, Burial und Bijsterveld, Burial Places.

2666 Lanzer, Herrschertod, S. S. 113-116 zu Trauerzügen und S. 106-110 zu Aufbahrungen. Eine
Quellenzusammenstellung zu den Trauerzügen bietet Pischke, Lothar IIL, S. 118-120. Schmitz-
Esser, Leichnam hat keinen gesonderten Abschnitt zu diesen Phänomenen, bietet aber wertvolle
Einzelinformationen.

2667 Lanzer, Herrschertod, S. 114.

2668 Ebd., S. 115f.

2669 Aufgebauer, König, S. 687.
 
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