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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0169

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168

6. Tod ohne Gewalteinwirkung

nun sei die Hoffnung der Franzosen für ihren im Heiligen Land kämpfenden
König dahin.
Um sein Darstellungsziel zu erreichen, verwies Matthaeus Parisiensis in den
wenigen Zeilen auf seine vorhergehenden Schilderungen, lobpreisende Poesie,
eine verbreitete Prophezeiung und zeitgenössische Vorstellungen. Damit stellt
die Notiz einen Ausnahmefall dar, was das Ausmaß an Verweisen sowie nar-
rativen Strategien und die Einbettung betrifft. Sie zeigt allerdings auch die
Bandbreite des Möglichen auf, die bei den Notizen zu anderen Toden erwartet
werden muss.
6.8. Konrad IV.: Zwei Brüder, eine Krone und Gift
König Konrad IV. starb im Mai 1254 in der Nähe von Melfi.927 Er war 1237 in Wien
auf Betreiben seines Vaters zum römisch-deutschen König gewählt worden. Eine
Krönung in Aachen empfing er jedoch nie.928 Mit dem Tod Friedrichs II. 1250
erbte er die sizilianische Königs würde.929 1251 brach er auf, um das Erbe anzu-
treten, bis dahin herrschte sein Halbbruder Manfred in Sizilien als Reichsver-
weser.930 Die zunächst guten Beziehungen zwischen ihnen verschlechterten sich,
doch bis 1254 gelang es Konrad IV, sein Königtum in Sizilien zu etablieren.931 Er
hatte dabei allerdings ein schlechtes Verhältnis zum Papst: Innocenz IV. erkannte
die testamentarischen Regelungen Friedrichs II. nicht an und betrachtete Sizilien
als heimgefallenes Lehen.932 Als Konrad IV. nach Sizilien aufbrach, wurde er
daher wahrscheinlich vom Papst exkommuniziert.933 Es entbrannte ein Streit
zwischen dem König und dem Papst, in dessen Rahmen öffentlich Vorwürfe
gegen Konrad IV. erhoben wurden und Innocenz IV. versuchte, Edmund, den
Sohn des englischen Königs, zum König von Sizilien zu erheben. Konrad IV.
hingegen bemühte sich, die Vorwürfe zu entkräften und suchte vergeblich eine
Aussöhnung mit dem Papst. Im April 1254, kurz vor seinem Tod, wurde die
Exkommunikation wiederholt.934

927 Eine wissenschaftliche Biographie zu Konrad IV. ist ein Desiderat. Die einzige, ältere Arbeit,
Speier, Konrad IV, endet mit dem Jahr 1238. Kurze Einblicke bieten Schaller, Art. „Konrad IV.",
Stümer, Söhne, S. 203-208, Kaufhold, Konrad IV. und ders., Könige, S. 315-323.

928 Zur Wahl siehe Erkens, Kurfürsten, Anhang 5, S. 109.

929 Im Testament Friedrichs II. wurde die Königswürde Konrads besonders betont siehe Kaufhold,
Könige, S. 320.

930 Pispisa, Regno, S. 177-184.

931 Diese neue Einschätzung, die der älteren deutlich widerspricht, beruht auf dem Fund einer
Briefsammlung in einer Handschrift der Universitätsbibliothek Innsbruck, die besonders die
Regierung Konrads IV. in Sizilien betrifft, siehe hierzu Riedmann, Schreiben und ders., Kon-
rad IV. Frühere Einschätzung bei Baaken, lus, S. 369.

932 Siehe die Ausführungen zum Testament des Kaisers in Kapitel 6.6.

933 Einzige (bekannte) Quelle: Matthaeus Parisiensis, Chronica Majora, Bd. 5, S. 248. Siehe auch
Baaken, lus, S. 367 sowie RI V,2,3 Nr. 8374a.

934 Einzige (bekannte) Quelle: Niccolö da Calvi, Vita dTnnocenzo IV, S. 112f. Siehe auch Baaken,
lus, S. 375.
 
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