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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0100

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6.3. Heinrich VI.: Die Folgen überschatten das Ereignis

99

einer mors placida oder die Bezeichnung als rex egregiusd87 Auffallend ist die
oftmals erfolgende Titulatur als imperatord88 Die Nutzung dieses Titels erfolgte
somit nicht nur durch die königliche Kanzlei, sondern war auch eine Zuschrei-
bung von außen.489
Die Überlieferung zum Tod Konrads III. konzentriert sich somit auf seinen
Nachfolger, Friedrich L, nicht auf den Sterbenden. Der Brief Barbarossas an
Manuel I. verdeutlicht, dass es sich hierbei um die von dem neuen König ver-
tretene Sichtweise auf die Nachfolge handelte. Der Tod Konrads III. wurde für
legitimatorische Zwecke genutzt, möglicherweise, um eine Wahl unter strittigen
Umständen zu übertünchen. Dem Motiv der Nachfolgerdesignation kommt in
der Überlieferung zum Tod Konrads III. ein letztes Mal in der Geschichte des
Reichs eine derart zentrale Stellung zu. Konrad III. selbst wurde von den
Chronisten zu seinem Tod nur am Rande gewürdigt. Die Zuschreibung einiger
Anzeichen eines guten Todes passen dabei auch stets in die Erzählabsicht, die
Nachfolge durch Friedrich I. zu rechtfertigen.
Die tödliche Krankheit geriet hierbei vollkommen in den Hintergrund und
wurde nicht näher geschildert. Es wurden auch keine Bezüge zu einer früheren
Erkrankung Konrads III. hergestellt. Angesichts der Präsenz einer Erkrankung
im Vorfeld ist dies erstaunlich, zeigt allerdings umso deutlicher, dass in der
Überlieferung die Designation Friedrichs L, nicht der Tod Konrads III. im Mit-
telpunkt steht. Die Überlieferung zum Tod des ersten staufischen Königs zeugt
somit nicht von einem Tod durch eine langwierige Malariaerkrankung, sondern
vielmehr von der Deutungshoheit, die Friedrich I. über den Tod seines Onkels
innehatte.
6.3. Heinrich VI.: Die Folgen überschatten das Ereignis
Kaiser Heinrich VI. verstarb im September 1197 auf Sizilien, wohl in Messina.490
Er war 1169 zum römisch-deutschen König und 1191 zum Kaiser gekrönt wor-
den.491 Während eines Italienaufenthalts zog sich der Staufer einigen Quellen
zufolge eine schwere Erkrankung zu. Durch seine Heirat mit Konstanze von
Sizilien, der Tochter König Rogers II., wurde er ab 1194 zusätzlich König von

487 Annales Palidenses, ad a. 1152, S. 86; Annales Mellicenses, ad a. 1152, S. 504; Auctarium
Zwetlense, ad a. 1152, S. 540.

488 Annales Mellicenses, ad a. 1152, S. 504; Annales Blandinienses, ad a. 1152, S. 29; Annales Lau-
bienses, ad a. 1152, S. 23; Annales Parchenses, ad a. 1152, S. 605; Annales Remenses et Colo-
nienses, ad a. 1152, S. 733; Annales Sancti lacobi Leodiensis, ad a. 1152, S. 641, übern, bei
Lamberti Parvi Annales, ad a. 1152, S. 648; Sancti Rudberti Salisburgensis Annales Breves, ad
a. 1152, S. 758; Continuatio Claustroneoburgensis II., ad a. 1152, S. 615; Gesta abbatum Tru-
donensium, S. 343.

489 Siehe S. 91 Anm. 437.

490 Die einzige moderne Biographie Csendes, Heinrich VI. bietet einen Einstieg, allerdings deutlich
weniger Details als die klassische Studie Toeche, Heinrich VI.

491 Zur Königswerdung: RI IV,2,3 Nr. 1839; Csendes, Heinrich VI., S. 35-41. Zur Kaiserkrönung:
ebd., S. 93-98.
 
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