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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0076

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5. Fallstudie I: Heinrich (VII.)

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halten, so dass die Erwähnung einer Grablege beispielsweise beim Tod eines
Exkommunizierten durchaus eine Botschaft darstellt. Besonders prestigeträch-
tigen Grab legen, wie beispielsweise eine traditionelle Familiengrablege oder der
Speyerer Dom, konnten der Nennung besonderes Gewicht verleihen. Wie der
vorgeschaltete Durchgang gezeigt hat, werden dabei äußerst selten Details zu
den Beisetzungsfeierlichkeiten genannt.353
4.3.5. Schlussfolgerungen: Von Einflüssen und Eindimensionalität
Schilderungen von Herrschertoden, in denen Anzeichen in narrative Strategien
zur Darstellung guter und schlechter Tode eingebunden wurden, lassen sich
somit in der gesamten früh- und hochmittelalterlichen Historiographie finden.
Seit der Karolingerzeit herrscht dabei ein Nebeneinander von christlichen und
spätantiken Herrschervorstellungen vor. Aus diesen Vorstellungen ergab sich
ein Arsenal von Anzeichen, an dem sich jeder Chronist in individueller Art und
Weise bediente, um durch narrative Strategien die Schilderungen von Sterben
und Tod zu Wertungen des Verstorbenen und seines Lebenswandels auszuge-
stalten.
Aus dem Durchgang wurde eine Liste der Anzeichen und Strategien ge-
wonnen, die für die weitere Untersuchung erkenntnisleitend sein wird. Während
in dieser Hinführung einzelne ausgewählte historiographische Schilderungen zu
den jeweiligen Herrschertoden untersucht wurden, wird im Hauptteil die ge-
samte zeitgenössische historiographische Überlieferung sowie weitere schriftli-
che Quellen wie Urkunden und Briefe herangezogen. Darüber hinaus werden
Grab legen und Gebeine als wichtige Hintergrundfolie für die Untersuchung der
schriftlichen Zeugnisse miteinbezogen. Um diesen Gesamtzugriff exemplarisch
vor Augen zu führen, folgt hier zunächst eine Fallstudie zum Tod Hein-
richs (VII.).
5. Fallstudie I: Die Quellen und die Wirkmacht der
Entstehungsumstände am Beispiel Heinrichs (VII.)
1242 starb Heinrich, der erstgeborene Sohn Kaiser Friedrichs II. und vormals
römisch-deutscher König, in Kalabrien.354 Heinrich hatte sich 1235 seinem Vater

353 Siehe Kapitel 4.2.5. Mit der Entwicklung der christlichen Funeralzeremonie bis ins 8. Jahrhun-
dert befassen sich Sicard, Liturgie sowie die S. 73 Anm. 338 genannten Arbeiten von Paxton.

354 Die einzige ausführliche Biographie stellt Fränzel, König dar. Kurze, aktuellere Darstellungen:
van Eickels, Friedrich II./Heinrich (VII.); Schwarzmaier, König; Vogtherr, König; Wolf, Hein-
rich VII.; Eigier, König; Stümer, Heinrich (VII.); ders., Rebell. - In neueren Darstellungen wird
vermehrt gefordert, die Klammem um die Ordnungszahl wegzulassen, so vor allem Wolf,
Heinrich VII., S. 468. Da in dieser Untersuchung sowohl Heinrich (VII.), als auch Heinrich VII.
behandelt werden, wird dies jedoch zur besseren Zuordnung beibehalten. - Der genaue Ort des
Todes ist nicht mit Sicherheit bestimmbar, in den Quellen wird Neocastro, das acht Meilen
 
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