Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0461

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
460

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

zugs lag.2670 Es stellt sich somit weiterhin die Frage, ob es so etwas wie eine
traditionelle Trauerzugsroute gab und wie diese in den Quellen fassbar ist.
Keiner der hier behandelten Könige wurde über Köln zu seiner Grablege
transportiert, zumindest nicht nach den Erwähnungen in den Quellen. Über-
haupt sind Belege für Trauerzüge beziehungsweise Aufbahrungen generell sehr
selten. Die Reihe beginnt mit der Überführung Friedrichs II. nach Palermo.2671
Über Messina sei der Leichnam nach Patti gelangt, wo er einige Tage aufgebahrt
worden sei, so berichten die Annales Siculi. Die Quelle nennt hier den Bischof
Philipp von Patti im Zusammenhang mit dieser Station, der ein enger Vertrauter
des Königs war.2672 So interpretiert Stümer die Aufbahrung in Patti als persön-
liches Zeichen des Bischofs für seine „fortdauernde Verbundenheit mit dem
Verstorbenen".2673 Die Route des Trauerzugs über Patti erscheint damit mehr
situativ und nicht aus Traditionen heraus begründet.
Ebenfalls nur in einer einzigen Quelle, der Cronica des Salimbene de Adam,
wird erwähnt, dass der Leichnam Konrads IV. über Messina nach Palermo
transportiert werden sollte. Die verärgerten Bewohner Messinas hätten die Ge-
beine allerdings ins Meer geworfen. Da Konrad IV. jedoch aller Wahrschein-
lichkeit nach in Messina bestattet wurde und die Angaben Salimbenes gerade in
Bezug auf die Gebeine der ihm verhassten Staufer nicht über Zweifel erhaben
sind, ist der vermeintliche Trauerzug über Messina nach Palermo unwahr-
scheinlich.2674
Erst zum Tod Albrechts I. 1308 berichten die Chronisten wieder über einen
Trauerzug. Laut der Steirischen Reimchronik sei der Leichnam des Königs auf
Veranlassung des Bischofs von Straßburg unter Anteilnahme der Königin und
der trauernden Bevölkerung auf einem Wagen nach Brugg transportiert wor-
den.2675 Diese Nachricht wird jedoch durch die Chronik des Johann von Viktring
in Frage gestellt, der von großer Trauer bei der Überführung des Leichnams nach
Wettingen berichtet und nichts von einem Halt in Brugg erwähnt.2676 Damit steht
Aussage gegen Aussage. Es lässt sich jedoch sagen, dass wenn der Aufenthalt in
Brugg erfolgte, er im einzigen Zeugnis wiederum mit der Initiative eines na-
mentlich genannten Bischofs verbunden und damit situativ begründet ist. Von
einer Trauerzugstradition kann weiterhin nicht gesprochen werden. Ebenso
schwierig gestalten sich die Ereignisse 1309 in Speyer. Es ist nichts über den Weg

2670 Pischke, Lothar III., S. 119.

2671 Toeche, Heinrich VI., S. 471 gibt fälschlich an, der Leichnam Heinrichs VI. sei von einem trau-
ernden Heer von Messina nach Palermo begleitet worden, was einem Trauerzug entsprechen
würde. Otto von St. Blasien, auf den sich Toeche stützt, spricht allerdings vom bei der Bestattung
des Kaisers in Messina trauernden Heer, Otto von St. Blasien, Chronica, cap. 45, S. 71.

2672 Annales Siculi, ad a. 1250, S. 498: [...] et corpus eins applicuitMessanae, decimo tertiolanuarii, dictae
indicionis, et mansit corpus eins de die in diem aliquantis diebus in ecclesia Pactensi, tempore domini
Philippi, episcopi eiusdem terrae, etfuit conductum postea apud Panormum, et ibifuit sepultum. - Zu
Philipp von Patti siehe Kamp, Kirche, Bd. 1,3, S. 1095-1098.

2673 Stümer, Friedrich II., Bd. 2, S. 590.

2674 Siehe Kapitel A 1.1.8.

2675 Ottokar, Steirische Reimchronik, Bd. 2, S. 1231, V 94825-94834.

2676 Johann von Viktring, Liber certarum historiarum, Bd. 1, Rez. B/D/A2, lib. III, cap. 10, S. 386.
 
Annotationen