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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1.1872-1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.5262#0003
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der „Gesellschaft sür vervielfältigende Kunst".

Für das sechsle und siebente Heft sind theils
in Arbeit, theils vollendet:
Bit! er lieh, „Die Grazien", Karbendruck von Marastoni.
Kahl, „Vorhang, Gesammtbild", gestochen von Bülte-
m e y e r.
Lauf berger, „Vorhang, Sängerbund", gestochen unter
Leitung von Raab.
Pettenkosen, „Ungarischer Markt", Farbendruck von
Marastoni.
Hosfmann, „Das alte Athen", gestochen von Willmann.
Kausmann, „Genrebild", radirt von Unger.
Seh ässer, „Kirchhos in Salzburg", Originalradirung.
Eisenmenger, „Die zwölf Monate", Stich von Forb erg.
Ostade, „Kegelwerfer", Xylographischer Farbendruck von
Paar.
Lenbach, „Richard Wagner's Porträt", Radirang von
Unger.
In den letzteren Heften finden ausnahmsweise
auch einige Werke von älteren Meislern Platz,
da sie sich dem Formate des Albums bequem ein-
sügen.
Weihnachten dieses Jahres werden wir auch
mit der Herausgabe der auss erordentlichen
Publicationen (Statuten ^ 2, b) beginnen kön-
nen. Den Anfang machen Führich's acht Bleistift-
Zeichnungen: «Der verlorene Sohn», welche Petrak
nach den im Besitze der Wiener Akademie befind-
lichen Originalen in Kartonstich ausgeführt hat und
die sich bereits im Druck befinden. Den Grün-
dern der Gesellschaft und den Mitgliedern mit dem
Jahresbeiträge von 15 ss. ö. W., welche auf die
ausserordentlichen Publicationen Anspruch haben,
hofsen wir in diesem Bildercyklus, der herrlichsten
Schöpfung des berühmten öslerreichischen Meislers,
ein Werk von unvergänglichem Werth in würdiger
Weise zugänglich zu machen. — Kurzbauer's
«Ereilte Flüchtlinge», das rasch populär gewordene
Erstlingsbild des jugendlichen Münchener Genre-
malers, in Farbenstich von Sonnenleiter ausgeführt,
soll darauf in möglichst kurzer Frist folgen.
Als Hauptaufgaben für die ausserordentlichen
Publicationen sind aber schon seit längerer Zeit eine
Reihe von grösseren Stichen, Radirungen und Holz-
schnitten nach alten Meisterwerken aus Wiener Gale-
rien und Sammlungen in Arbeit, und wegen weite-
rer umfassenderer Unternehmungen werden Verhand-
lungen gepssogen, so dass die Gesellschaft auch dieser
wichtigen Aufgabe ihrer Thätigkeit, an deren glän-
zende Durchführung sie alle nur irgend verfügbaren
Kräfte setzt, in nicht allzu ferner Zeit gerecht wer-
den wird. Unter den in Angriff genommenen Wer-
ken seien genannt:
Raffael's „Schule von Athen", Stich von L. Jacoby.
Dürer's „H. Dreifaltigkeit", Farbenholzschnitt von Schön-
brunner und Paar.
Dürer's „Grüne Passion", Farbenholzschnitt von Bader.

Rubens „Altarbild mit S. Ildesonso und Isabella" Ra-
dirung von Unger, und
van Dyck's Porträt der Marie Luise de Tassis, Stich
von Vogel.
Da die in Wien ansässigen Kupferstecher zur
Ausführung dieser Unternehmungen nicht hinreichten,
hat die Gesellschaft mehrere auswärtige Kräfte zu
vorübergehendem oder dauerndem Aufenthalt in
Wien veranlasst. Herr Kupferstecher Vogel in
München hat diesen Frühling zu dem Stich nach
van Dyck die Zeichnung in der Galerie Liechten-
stein vor dem Original ausgeführt. Die Herren
Kupferstecher Forberg und Professor Unger sind
aus Düsseldorf und Weimar nach Wien übergesiedelt.
Ausserdem haben .Professor Raab in München mit
mehreren seiner Schüler, Professor Will mann in Carls-
ruhe und Herr Kupferstecher Eissenhardt in Frank-
furt a. M. bereits thätigen Antheil an den Arbeiten
genommen. Wir hoffen, dass sich bald auch aus anderen
Kunststädten Deutschlands bewährte Künstler uns an-
schliessen werden, welche im Verein mit den Ge-
nannten und mit dem hosfnungsvollen Nachwuchs
der Wiener Schule allen der Gesellschaft erwach-
senden Aufgaben gerecht zu werden im Stande sind.
Unter Hinweis auf diese unsere Bestrebungen
und den vom Glücke begünstigten Beginn unserer
Thätigkeit wenden wir uns nun an alle Gebildeten,
denen das Wohl und die Verbreitung der Kunst
am Herzen liegt, mit der Bitte, unserem Unter-
nehmen ihre Gunst und Mithülfe zuwenden zu wollen.
Dringender als irgend eine andere Kunst bedarf
gerade die des Stechers und Radirers der allge-
meinen Theilnahme des Publikums. Diese ist ihr
Lebenselement. Wir glauben uns ihrer um so mehr
versichert halten zu dürfen, je länger sie gerade den
edelsten Zweigen der vervielfältigenden Kunst durch
eine feindliche Strömung des Tages entzogen worden
war. C. v. L.
Jan van Eyck's
Bildniss eines Unbekannten im k. k. Belvedere
zu Wien, Farben - Holzschnitt von H. Paar.
(Album, Heft V.)
Woran die vervielfältigende Kunst bis auf die
neuesle Zeit empfindlich Mangel litt, das ist ein
Mittel, welches nicht blos den koloristischen Werth,
sondern auch den materiellen Gegensatz der Farbe
getreu wieder giebt. Die Erfindung der Lithographie
und deren rasche Entfaltung hat zwar diesem Man-
gel in vielen Beziehungen abgeholfen. Was aber
ein strengeres Kunsturtheil gegen den Steindruck im
Allgemeinen einzuwenden hat, das gilt, und noch
in erhöhtem Masse, von der Chromolithographie.
 
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