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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1.1872-1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.5262#0017
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I. Jahrgang
m 3.

Beiträge
u. Zuschristen sind an die
Kanzlei der „Gesellschaft
sür verviels. Kunst", Wien
IX., Schwarzspanierstr.
Nr. 5, 1. Stiege, 2. Stock,
Thür 20 zu richten.




14. Februar
1873.

----------o—

Inserate
h 4 Sgr. sür die 3 Mal
gespaltene Petitzeile wer-
den von der Expedition
der „Zeitschrist sür bild.
Kunst" (E. A. Seemann)
in Leipzig angenommen.

Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.

p

EILAGE ZUR

'?

EITSCHRIFT FÜR BILDENDE KUNST

f&

ZJ/V „Mittheilungen" erscheincn je nach Bedarf in zwanglosen Frißen und werden den Mitgliedern der „Gesellschast für
vervielfältigende Kunss" fowie den Abonnenten der „Zeitschrist sür bildende Kunß" gratis geliefert.

nhalt: „Die Grazien" von Eduard Hitlerlich. — Aufforderung zu
Maler-Kadirungen. — Album-Text. — Kleine Mittheilungen. ~
Inserate.

„Die Grazien" von Eduard Bitterlich.
Als zweite ausserordentliche Publikation glau-
ben wir unsern Mitgliedern, zugleich mit dem eben
zur Vertheilung gelangenden sechsten Album-Hefte,
keine anmuthigere Gabe bieten zu können, als die
reizvolle Komposition Eduard Bitterlich's, des Lieb-
lingsschülers des unvergesslichen Carl Rahl, welchem
er unlängst so frühzeitig in's Grab folgen musste.
Es isl eine der glücklichsten Inspirationen des Künsl-
lers: ein Werk, in dem sich die grosse Formen-
ansehauung Rahl's, die Leuchtkraft seiner Farbe
und seine Meisterschaft in der Oekonomie des Rau-
mes mit dem strengeren Sinn für edle, feine Linien-
führung, wie er Bitterlich eigen war, zu seltener
Harmonie vereinigen.
Die Grazien sind, bis auf einen leichten wal-
lenden Schleier, völlig nackt, in inniger Umschlingung
schwebend dargestellt. Die Eine, mittlere, die wir
vom Rücken sehen, legt ihre beiden Hände den
Anderen auf die Schultern; diese haben je eine
Hand frei, in der sie Lorbeer und Rose halten,
mit sanfter Neigung des Hauptes herabblickend, als
böten sie die holden Gaben den Sterblichen dar
aus ihren himmlischen Höhen. In dem schönen
Zuge der Umrisse, in der hellen, weich modellirten
Carnation heben sich die drei blühend frischen
Mädchenleiber, wie das Mittelbild einer pompeja-

nischen Wandmalerei, leuchtend von blauem Hinter-
grunde ab.
Für die Ausführung im Grossen hatte der
Künstler seinen „Grazien" diese Bestimmung, als
Dekoration einer Wand zu dienen, auch wohl ohne
Zweifel zugedacht. Bis jetzt existiren sie nur als
sauber ausgeführtes Aquarell, um Weniges grösser als
unserer Nachbildung, und zwar im Besitze des kunst-
sinnigen Grafen Victor Wimpfsen zu Wien, der uns
die Vervielfältigung des Blattes freundlichst gestattete.
Die Ausführung des Farbendruckes rührt von
der Hand Marastoni's her, eines Künstlers, dem
wir unter Anderem auch den schönen von Lotz
komponirten Lampenschirm und einige Genrebilder
desselben Malers, bekanntlich ebenfalls eines Schü-
lers von Rahl, in trefflichen Chromolithographien
zu danken haben. In der wahrhaft vollendeten
Reproduction von Bitterlich's „Grazien", deren feine
Zeichnung und zarter Farbenschmelz hier mit glei-
cher Treue wiedergegeben erscheinen, hat Maraitom
nicht nur seiner Pietät für den Verdorbenen ein
schönes Zeugniss ausgestellt, sondern zugleich von
Neuem bewiesen, dass der Farbensteindruck, mit
richtiger Handhabung der ihm zu Gebote slehenden
Mittel angewendet, gerade in der Nachbildung von
Aquarellen — wie in der von Fresken — seine ihm
schwer streitig zu machende Domäne besitzt.
_______ C. v. L.
Aufforderung zu Maler-Radirungen.
Nächst dem Holzschnitt und Kupferstich muss
die Radirung für uns das erwünsehteste Verviel-
 
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