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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1.1872-1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.5262#0022
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lehnung einer Professur an der Wiener Akademie
durch kaiserliche Huld nach Wien eingeladen, und
ihm gleichzeitig auf Staatskosten ein prachtvolles
Atelier mit Wohnung und Garten zur Verfügung
gestellt. Seitdem malte Makart verschiedene Bild-
nisse, die musicirenden Mönche, die scheintodte
Julia und eine Reihe speziell für dekorative Zwecke
bestimmter grosser Tableaux, die eben unter diesem
Gesichtspunkte ungetheilteren Beifall fanden, die
»Abundantia«, Deckengemälde u. s. w. Im Sommer
1873 soll ein Gemälde im grössten Massstabe in
die Oeffentlichkeit treten, Catharina Cornaro, wel-
cher das Volk von Venedig huldigt; es wird sehr
gerühmt, soll auch in Ansehung der Composition
und Zeichnung grosse Fortsehritte darthun. Bei
der Jugend des Künstlers und der ganz ausseror-
dentlichen Leichtigkeit, mit welcher er arbeitet,
haben wir gewiss noch eine grosse Anzahl von
Kunstwerken seiner Hand zu erwarten.
Der »Lieblingspage« ist im Grunde nur eine
ausgeführte Skizze und giebt uns weniger von dem
eigenartigen Talente des Künstlers als von seinen
Fehlern eine Vorstellung. Die Romantik hat einen
starken Zusatz nicht eben feiner Sinnlichkeit erhal-
ten, und die Composition verträgt einen strengen
Massstab nicht. Wegen seiner coloristischen Wir-
kung wurde das Bild eine willkommene Aufgabe
sür die Radirnadel.
Die »Bacchantin« von Felix bedarf keiner
umständlichen Erläuterung. Das schöne üppige
Weib ist des heiteren Gottes voll und in seinem
Dienst ermüdet auf das Pantherfell zurückgesunken,
der Thyrsusstab ist der Hand entglitten, der Schlaf j
hat »die Glieder gelöst«. Es ist der Genuss des
Schlases, den vor allem dieses Gemälde versmnlicht;
von der wilden Entzückung, welche die Begleite-
rinnen des Dionysos auf seinem Siegeszuge charak-
terisirt, sagt uns das liebliche Gesicht der Schläferin
wenig, und auch die Draperie, welche sie aus male-
rischen Rücksichten angebracht hat, will zu der
Vorstellung nicht recht stimmen.
Eugen Felix, 1836 (27. April) in Wien ge-
boren , widmete sich der Malerei zunächst unter
Waldmüller's Führung, studirte dann in Paris und
machte grosse Reisen. Seit 1868 hat er Wien zum
bleibenden Aufenthalte gewählt und neben Thier-
slücken und Genrebildern vornehmlich Porträts ge-
malt, welche sich durch geistvolle Auffassung und
krästige Behandlung auszeichnen. Seine meisten
Arbeiten sind in Privatbesitz, im Belvedere hängt
ein kleines Stück: »Ein Kind mit einem Hunde«.
Die sünf zuletzt genannten Blätter sind sämmt-
lich von Prof. William Unger radirt, dessen Viel-
seitigkeit schon dadurch auf das glänzendste dargethan
ist. Als Sohn des bekannten Göttinger Kunstgelehrten
ist W. Unger im September 1837 in Hannover ge-
boren. Schon aus dem Gymnasium in Göttingen
versuchte er • sich im Radiren, und während er nach
dem Wunsche seiner Eltern sich auf dem Polytech-
nikum in Hannover zum Architekten ausbilden sollte,
ging er 1854 nach Düsseldorf, besuchte daselbst
die Akademie und eignete sich unter Keller's Lei-
tung die Anfangsgründe der Kupferstechkunst an.

Von 1857 an arbeitete er dann bei Thäter in
München, dem er viel zu verdanken erklärt. Dort
slach er auch das erste selbständige grössere Blatt,
»Abundantia et Miseria«, nach dem Carton von
Wislicenus. Der Wunseh, sich in Farbenstich aus-
zubilden, führte den Künstler 1860 abermals nach
Düsseldorf, 1863 ging er nach Leipzig, wo er für
den Kunsthändler Weigel Facsimile's nach alten
Stichen und andere kleinere Arbeiten machte. Der
Auftrag, die zwölf Monate nach den Cartons von
Wislicenus zu stechen, veranlasste die Uebersiedelung
nach dem damaligen Wohnorte dieses Malers, Weimar.
Allein das Unternehmen wurde aufgegeben, ohne
dass die erste fertige Platte (»Juli«) veröffentlicht
wurde, und die mit dem Verleger der »Zeitschrift
für bildende Kunst«, E. A. Seemann in Leipzig,
angeknüpfte Verbindung gab den Anstoss, dass Unger
lieh ausschliesslich der Radirung widmete. Er lieferte
für diese Zeitschrift zuerst »Tartini« von Marihall und
»Moses« von Plockhorst, erhielt dann den Auftrag,
eine Reihe von Werken alter Meister aus der Braun-
schweiger Galerie zu copiren. Er lieferte im Laufe
eines Jahres 18 Blätter und ging dann zu dem
gleichen Zwecke 1869 nach Kassel. Den Winter
1871 — 72 brachte Unger in Holland zu und seit
dem Frühjahre 1872 hat er seinen Wohnsitz in
Wien genommen, um in hervorragender Weise für
unsere Gesellschaft thätig zu sein. So Ausgezeich-
netes er auch in der Reproduktion moderner Mei-
ster leistet, sind doch seine Hauptstärke die alten
Coloristen, deren Farbenwirkung auf der geätzten
Platte er mit einer Meisterschaft wiedergiebt, welche
auf diesem Gebiete Deutschland keinen Rivalen neben
ihm bestehen lässt. Die Gesellschaft wird demnächst
in der Lage sein, in dem Rubens'schen »Bdesonso« der
Belvedere-Galerie einen Beleg hierfür zu liefern.
Ausser ihm waren für die beiden ersten Hefte
des Albums als Stecher thätig:
H. Bültemeyef aus Hameln. 1826 geboren
und frühzeitig verwaist, kam er mit vierzehn Jahren
als Lehrling in eine lithographische Anstalt, arbeitete
dann einige Jahre in Goslar und trat 1851 bei
Prof. Ludwig Förster ein, sür dessen Bauzeitung
er Architekturen zeichnete und radirte. Unter der
Anleitung Theophil Hansen's erwarb er sich die
Kenntniss der Architektur, der Perspektive und
Schattenlehre, trat nach sechs Jahren aus Förster's
Atelier aus und arbeitete selbständig theils für die
Bauzeitung, theils für die Mittheilungen der k. k.
Centralcommisfion. Seit 1869 hat er die Herstellung
sämmtlicher Stiche für die erstere Zeitschrift über-
nommen, ausserdem aber mit Subvention des k. k.
Oberstkämmereramtes den grossen Stich des St.
Stephansdoms ausgeführt, nach dessen Vollendung
1871 ihm die goldene Medaille für Kunst und
Wissenschaft verliehen wurde. Gegenwärtig arbeitet
er an einem Seitenstücke zu' diesem Blatte, der
Votivkirche.
Eugen Doby, 1834 in Kaschau geboren, ar-
beitet seit 1868 unter Leitung des Prof. Louis
Jakoby in Wien. Er machte seine ersten Studien
im Zeichnen bei seinem Oheim, dem bekannten
Archäologen und Schriftsteller Dr. Henszlmann in
 
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