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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 3.1874-1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4989#0033
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III. Jahrgang.
H* 5.

Beiträge
u. Zuschristen Bind an de
Kanzlei der „Gesellschast
sürvervielf. Kunst",Wien
IX., Beethovengasse 6 zu
richten.

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17. September.
1875.

Inserate
ä 40 Psennige sür die 3 Mal
gespaltene Petitzeile wer-
den von der Expedition
der „Zeitschrist für bild.
Kunst" (B. A. Seemann)
in Leipzig angenommen.

F-WBA3CR.W01N.Jb

Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
Beilage zur „Zeitschrift für bildende Kunst. "

Die ,, Mittheilungen" erscheinen je nach Bedarf in zwanglosen Fristen und werden den Mitgliedern der ,, Gesellschaft
für vervielfältigende Kunst" sowie den Abonnenten der ,, Zeitschrift für bildende Kunst" gratis geliefert.

Inhalt: Album-Text. — Statuten der Gesellschaft für vervielsäl-
tigende Kunst. (Schluss.) - Kleine Mittheilungen. - Inserate.

Album-Text.
Die Schusterjungen.
Gemälde von Knaus. Kupt'erstich von Raab.
Der gute Rath des Dichters, »ins
volle Menschenleben hineinzugreifen«, das
»interell'ant sei, wo man's packt«, ist ganz
besonders für den Genremaler gegeben. Wir
verlangen von ihm keine Darltellung irgend
einer ausserordentlichen Situation — das Ein-
fachste genügt — aber es muss die volle
Farbe des Lebens, den Stempel der Wahr-
heit tragen, welche aber den belebenden
Hauch des GeiStes Spüren lassen muSs. DieSer
Hauch Soll das sonst Gemeine veredeln, der
Humor es überwinden. Hier aber muSs
nothwendig auch deutlich werden, dals der
KünStler mit Liebe und Antheil bei der Sache
geweSen, das GeSühl einer Sich herablassenden
Superiorität bleibe ausgelchlossen.
Ganz in dieSer Art und Richtung hat
Knaus Seine »SchuSterjungen« gemalt. Das
Originalgemälde besindet iich im Belitze des
Herrn Eduard Behrens in Hamburg — während
der vorzügliche Grabstichel Raab's dafür
geSorgt hat, daSs das heitere Bild auch in
weiteren Kreisen bekannt werde.
Die dargestellte Situation ist denkbarit
einfach. Zwei Schusterjungen haben Sich im
Freien niedergelassen, um eine Kartenpartie
mit einander zu machen. Sie gehören zwei-
felsohne derselben WcrkStätte an, die und

deren Inhaber, den MeiSter der beiden BurSche,
wir wohl in einem der ziemlich ärmlich aus-
seilenden Häuser de? Hintergrundes Suchen
dürfen.
Der Meilter hat augenScheinlich dem
älteren und derberen seiner Satelliten, einem
Jungen von etwa i4 Jahren, geboten, den
jünglten Sprössling der Familie in's Freie zu
tragen. Der andere, etwas jüngere, und
entschieden feinere Knabe wurde hinwiederum
ausgeschickt, Sür den MeiSter einen Trunk
Bier zu holen. In Erwägung, daSs Strenge
genommen weder das Kinderhüten noch
das Bierholen zum Schusterhandwerk und
zu den damit verbundenen Pssichten eines
Schusterjungen gehört, lässt der eine das
Bebe, das er nachlässig genug in den Armen
hält, Schreien, So viel es will, der andere hat
den Bierkrug niedergeSetzt, und beide sind
mit ganzer Seele bei ihrer Partie.
Der Gegen Satz der beiden Spieler i"st
der glücklichste. Der 'Kinderhüter ist der
derbere, gemeinere, ein pfiffiger Patron,
welcher Sich überall als geriebener Praktikus
zu nehmen weiSs, und bei der Spielpartie ill
er offenbar im Vortheil. Ein triumphirendes
Lächeln umsehwebt seine Lippen, er weiss
So genau, welche Karte er »zuwerfen« muSs
während Sein Partner ziemlich rathlos den
Blick in den Karten umherirren lässt und
ebenso rathlos an den Kartenrändern zupft.
Dieler zweite Schusterjunge und Spieler ist
unverkennbar »guter Leute Kind« — und das
was man einen »gesitteten Knaben« nennt;
offenbar ist er bei der ganzen Sache der
VerSührte. Sein Anzug ist ungleich Seiner
 
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