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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.4151#0042
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abgesehen, hat sich Dahl seither in Düsseldorf aus-
gehalten und seine Bilder, in welchen er Genre-
figuren in enger Verbindung mit der sie umgebenden
landschaftlichen Natur zu zeigen bestrebt ist, haben
ihm vielfache Anerkennung eingebracht. Wir heben
darunter die Genrebilder: „Zu spät!" „Ein Natur-
kind," „Ein Spiel der Wellen," „Aus der Eibbahn,"
„Weibliche Anziehung" hervor.
Carl Inner, welcher ein stimmungsvolles Land-
schaftsbildchen beigetragen, wurde 1833 zu Babitz
geboren, besuchte die Düsfeldorser Academie und
verdankt seine Ausbildung dem Prosessor Hans
Gude. Nach Vollendung seiner Studien blieb Irmer
in Düsfeldorf, von wo er häufig Wanderungen durch
Deutschland unternahm. Seine zahlreichen Land-
schaftsbilder tragen echt deutschen Charakter und
schildern hauptsächlich den Harz in seinen eigen-
thümlichen und mannigsaltigen Schönheiten mit
grosser Naturwahrheit und stimmungsvoller Farben-
gebung. Wie farbig er auch die Radirnadel zu
verwenden versteht, beweist unser Blatt.
Carl Jutz, zu desfen reizenden humorvollen
Darstellungen aus der Thierwelt auch unser Blatt
„Zahlreiche Familie" gehört, ist von den aller-
bescheidensten Anfängen zu der künftlerischen Höhe
emporgestiegen, welche er gegenwärtig behauptet.
Am 22. September 1838 im Dorse Windschlag bei
Ossenburg in Baden als Sohn eines Bauers und
Schusters geboren, begann er schon im Alter von
zehn Jahren durch die Kunft sein Brod zu verdienen,
indem er die Helden der badensischen Revolution,
die Hecker und Robert Blum, in Wassersarben
sabriksmässig conterseite und sür den Preis von
3 bis 9 kr . reissend absetzte. Damit ersparte er fich
in kurzer Zeit ein Sümmchen, obschon er aus
Eigenem die Strasen bezahlte, die seinem Vater
wegen der sortwährenden Schulversäumnisfe des
künstlerisch thätigen Sohnes dictirt wurden. 1849
zog er mit den Preussen in Rastadt ein, wurde zum
Porträtmaler der Armee vom Unterosficier abwärts
ernannt, bezog die Leopoldskaserne, woselbft er
Quartier und Naturalverpssegung erhielt, und hatte
dasür alle gewunschten Bildnisse von Gemeinen um
9 kr., von Unterosficieren aber um 18 kr. anzu-
fertigen. Nach Schluss diefer Campagne etablirte
er sich in Baden - Baden, wo er Porträts an-
gesehener Curgäste, darunter auch vieler sürftlicher
Familien, gegen bedeutend grösseres Honorar

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zeichnete. Leider nahm sein Vater, der 1853 mit den
Kindern nach Amerika auswanderte, die Ersparnisse
j des Knaben Carl mit, der durchaus nicht europa
müde war, und im Lande allein zurückblieb. Da mit
dem Porträtzeichnen wegen der in Mode gekom-
menen Photographie nichts mehr zu machen war,
begab sich der sünszehnjährige Junge zu einem in
Baden-Baden ansälligen holländischen Thiermaler
Namens Auguft Knip in die Lehre. Sechs Jahre
lang diente er dem Hollander nach guter alter Sitte
als Lehrling, sungirte ansangs als Kindsmagd, Haus-
knecht und Diener sür Alles, wurde fpäter mit dem
Farbenreiben betraut und avancirte dann zum
Gehilsen seines Lehrherrn, der ein tolles Leben
sührte und sich 1859 im Rhein erfäuste. Zwei Jahre
hindurch brachte lieh Jutz damit sort, dass er
| kleine Fhierftücke malte und aus der Promenade
von Baden-Baden selbft an Mann brachte; 1861 hatte
er lieh soviel erfpart, dass er nach München gehen
konnte, wo er besser sortkommen zu können glaubte.
Dort sah er zum erften Male Bilder aller Meister und
gewahrte mit Entfetzen, wie fchlimm es um seine
Malerkunfte ftand; praclisch wurde ihm diese Ein-
sicht dadurch vermittelt, dafs man ihm in der
Wimmer'fchen Kunfthandlung auf zwei seiner beften
Bilder aus Mitleid volle zwöls Gulden vorftreckte.
Eisrige Studien nach der Natur und wohlmeinende
Unterftützung durch künftlerische Freunde sörderten
ihn jedoch rasch und seine Bilder galten fchon nach
wenigen Jahren aus dem Münchener Kunftmarkte sür
gute Waare. Nach sechsjahrigem Aufenthalte in
München, den 1864 eine längere Reise nach Paris
unterbrach, machte fich Jiitz 1867 in Düsseldors
anfällig, verheiratete sich ein Jahr daraus und
entfaltete eine überaus rege und lohnende künftle-
rische Thatigkeit. Aus den Weltausftellungen von
Wien (1873) und von Sydney 11879) wurden ihm
Medaillen zu Theil; in öfsentlichen Galerien besindet
sich bis jetzt keines feiner ftets aus das seinfte aus-
geführten Bilder, wohl aber find diese von den Kunft-
liebhabern gesucht, die fich an dem koftlichen
Humor erfreuen, welcher alle Schöpsungen des
Kunftlers durchweht.
Christian Kröner, dessen „Rehe im Walde" alle
Jagdliebhaber erfreuen dürsten, ist unseren Lesern
schon langft bekannt, da wir dessen Lebenslauf
gelegentlich der Publication des Stiches von Dinger
nach Kroner % Bild „Nach dem Kampse" geschildert

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