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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1886/​1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.3984#0007
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KLEINE MITTHEILUNGEN.

GRÜNDER DER GESELLSCHAFT.
Herr Alphonse Freiherr von Rothschild in Paris ift der
Gesellsclrast als Gründer beigetreten.
PUBLICATIONSREIHE DER
„GRAPHISCHEN KÜNSTE" FÜR 1886/87.
Der mit dem gegenwärtigen Hefte beginnende neunte
Band der „Graphischen Künfte" wird, wie aus der vorslehenden
Bekanntmachung an unfere Gründer und Mitglieder zu erfehen
ift, vier Heste enthalten, deren letztes am 1. December 1S86 aus-
gegeben wird. Die Grunder und Mitglieder, welche durch drei
Jahre der Gefellschast angehören, oder, aufser dem laufenden
Bande der „Graphifchen Künfte", noch zwei frühere Jahrgänge
abnehmen, erhalten unentgeltlich den grofsen Stich von Ja/per
nach Dürer's „Allerheiligenbild" im Belvedere; anderenfalls
wird ihnen die Radirung Hechts nach Muritlo s ,,Geldzählende
Mädchen" in der Wiener Kunftakademie unentgeltlich zugemittelt.
Der am 1. Jänner 1887 beginnende zehnte Jahrgang der
„Graphifchen Künfte" wird in Gemafsheit der neuen Statuten
sechs Hefte enthalten, welche in den dafelbst feil gefetzten Zeit-
punkten zur Ausgabe gelangen,
BILDERLESE AUS
KLEINEREN GEMÄLDESAMMLUNGEN
IN ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND.
Von diefer Pubücation, welche mit begleitendem Text
von Dr. W. Bode erfcheint, wird gegenwärtig die sechfte Lieferung,
welche die Oldenburger Galerie behandelt, ausgegeben; das
gesammte Werk über diese Galerie dürste noch etwa vier Heste
umsassen. Das gegenwärtig zur Ausgabe gelangende Heft enthält
solgende Kunstblätter: Garosalo, „Die heilige Katharina", Radi-
rung von G. Eilers; Novello, „Heilige Familie", Radirung von
L. Kühn; Rembrandt, „Rembrandt's Mutter", Radirung von
L. Kühn; Lucas van Leyden, ,,Bildniss des Grafen Edzard I. von
Oftsriesland", Radirung von P. Hahn,
ALBERT VOGEL.
Am 16. April 1886 entführte der Tod einen Künstler, der
im Verein mit Unzeliuanu und seinem Bruder Otto die in den
beiden letzten Jahrhunderten brach gelegene Kunft des Holz-
schnittes wieder erweckte und zu neuem Glänze brachte. Geboren
in Berlin den 11. Februar 1814 als Sohn eines Holzsehneiders,
wollte A. Vogel, nachdem er das Gyrnnasium zum Grauen Kloster
befucht hatte, Maler werden und wurde Schüler der Akademie,
die er 1834 verliess, um (ich fortan der Holzschneidekunst zuzu-
wenden. Mit der Technik derfelben wurde er, wie sein Bruder,
im väterlichen Haufe vertraut. Von der Buchhandlung Baum-
gärtner nach Leipzig berusen, war er als Holzsehneider sür die-
felbe thätig, kehrte aber nach anderthalb Jahren nach Berlin

zurück, wofelbst fich ihm bald ein reiches Feld der Thätigkeit
eröfsnete. War er auch von Haus aus aus die Anwendung des
Schneidemesfers und des Langholzes angewiefen, er wusste sich
leicht auch die von England ausgehende Kunstweife anzueignen
und mit dem Stichel das Hirnholz zu bearbeiten. Zu feiner
srüheilen Arbeit in Berlin gehören die Illuftrationen zu Perrault's
Märchenbuch; es solgte der Schnitt der Illustrationen, welche
Hübner und Bcndemann für eine Prachtausgabe des Nibelungen-
liedes entworfen hatten. Vierzig Holzfchnitte für Shakespeare 's
Werke führte er mit feinem Bruder gemeinfehastlich aus und
beide entwarfen die Zeichnungen selbst. Auch Raczynski's „Ge-
schichte der neueren Kunft" und Duller's „Geschiehte des
deutfehen Volkes" enthält Arbeiten seiner Hand, wie auch
Mit/aus' Volksmärchen und SporschU's „Gefchiehte des dreissig-
jahrigen Krieges" Proben feiner Kunft aufweifen. Sehr fordernd
sür feine Kunft war der Umstand, dafs er berufen wurde, nach
Adolph Menzel's genialen Zeichnungen Holzftocke anzufertigen.
Menzel entwarf unzählige Illuftrationen für Kugler's ,,Gefchichte
Friedrich's des Grofsen"; A. Vo^el, defsen Bruder Otto und
Unzelmann waren berufen, diefelben in Holz zu fchneiden Die
Ausführung gelang zur Zufriedenheit Menzel's wie aller Kunst-
sreunde. Die Folge war, dafs Vogel auch zur Mitarbeiterfchaft
an einem zweiten, viel grofseren Unternehmen herangezogen
wurde. Menzel erhielt nämlich von Friedrich Wilhelm IV. den
Auftrag, Kopfleisten, Vignetten und Bilder für eine Prachtaus-
gabe der Werke Friedrich's des Grossen zu entwerfen. Der
Meifter konnte um so freudiger an diefe ehrenvolle Aufgabe
gehen, als er der treuen Wiedergabe feiner Zeichnungen durch
die unter feinen Augen gefchulten Xylographen ficher war. Das
Unternehmen fiel sehr glücklich aus. Es war für die Künstler nur
betrübend, dafs ihre Werke dem grofsen Publicum unbekannt
blieben, denn das Prachtwerk war blofs für Gefchenke an hochfte
Personen beftimmt. Erst in der Gegenwart glückte es, die Er-
laubnis sür eine befchrankte Auflage der Holzschnitte im Ab-
druck von den Originalstocken zu gewinnen. Es solgten noch
einige Einzelblätter nach Menzel's Compofitionen, wie: „Im
Salon derGräsin Schleinitz", „DerCercle", „Der Spaziergänger",
dann auch verschiedene Blätter nach Psannfchviidt i„Christus
aus dem Ölberge"), Ludwig Burger und Illustrationen sür die
,,Leipziger Illustrirte Zeitung". Zuweilen griss der Künstler noch
zum Schneidermesfer, wie beim Evangelisten Matthäus sür die
von Decher'iche Bibel. Das Hauptverdienst des Meifters, der auch
Vorsteher des Ateliers sür Holzschneidekunft an der Berliner
Akademie war, befteht neben tüchtiger Zeichnung und voller
Plerrschaft über die technifchen Mittel, in dem Bestreben, mit
äusserster Gewifsenhastigkeit jeden Strich des Zeichners, ohne
Wegnahme vorhandener oder Hinzugabe neuer Arbeiten getreu
und unversälfeht wiederzugeben. Und hierin ist er ein Meifter
erster Grosse gewefen. Eine schwere Erkrankung trübte seinen
Lebensabend, und so trat der Tod als erlosender Engel an sein
Schmerzenslager. Sein Bruder Otto war ihm bereits 1851 im
Tode vorangegangen. W.

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