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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.3561#0048
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an der Akademie begonnen, wo ihm zwei Preise zu
Theil wurden; er vollendete aber diesen Stich, seine
erste Arbeit nach einem altcnMeistcr, erst nach seinem
Austritt aus der Akademie. Das Blatt stellt der Be-
gabung und dem Fleisse des jungen Stechers ein
ruhmliches Zeugniss aus und rechtfertigt vollkommen
den ihm kürzlich von der k. k. Hos- und Staats-
druckerei crtheüten Austrag zu einem grossen Stich
nach dem herrlichen Bilde des älteren Palma „Maria
mit dem Christuskind, von Heiligen verehrt", in der
Belvederc-Galcrie.
Unter den vier Darftellungen der unbefleckten
Empfängniss von Murillo, welche sich in dem Museo
del Prado zu Madrid befinden, gehören zwei jenem
Stil der letzten Epoche des Kunstlers an, den die
Spanier als vaporoso bezeichnen und welchen das
duftige Verschwimmen des mit grosser Breite be-
handelten Colorits charakterisirt. Eine dieser letzten
Darstellungen der unbefleckten Empfängniss, die
Murillo auch in seiner hesten Zeit mit Vorliebe ver-
herrlicht hat, zeigt die heilige Jungsrau aus der Mond-
sichel stehend und mit derselben emporschwebend;

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eine Gruppe von süns Engelskindern, unter denen
die beiden mittleren Öl- und Palmzweige, dann Rosen
und Lilien tragen, schliesst das Bild nach unten ab.
Das in fehr grossen Dimensionen gehaltene Gemälde
- es ist 2 22 Meter hoch und n8 Meter breit —
slammt aus dem Palaste von Aranjuez. Von beson-
derer Schönheit ist das Haupt der heiligen Jungsrau,
welche die herrlich gesormten Hände über der Brust
zum Zeichen der Unschuld saltet und die beseligten
Blicke zum Himmel emporrichtet. Die Radirung von
W. Hecht, welche nur die Hauptfigur des besproche-
nen Bildes und selbst diese nur zur Hälste wiedergibt,
ist wegen der grofsen Dimensionen, die unter diesen
Umständen erzielt werden konnten, dann wegen der
tresslichen Interpretation der Malweise des Originals
durch die Nadel besonders geeignet, die Schönheit
dieses Hauptwerkes Murillo 's und die Eigenthum-
lichkeiten der Behandlung desselben zu vermitteln.
Auch inWeiss und Schwarz ist dieWirkung ungemein
malerisch und edel; die Zeichnung lässt in diesem
Falle wie auch sonst bei den Arbeiten von Hecht,
an Treue und Feinheit nichts zu wünsehen übrig.
O. B.

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KLEINE MITTHEILUNGEN.

GRÜNDER DER GESELLSCHAFT.
Die Deutsche Verlagsanssa.lt in Stuttgart ift der Gesell-
schast als Gründerin beigetreten.
FRIEDR. WILHELM ZIMMERMANN.
Am 6. Februar ftarb in München der Kupserstecher Fried-
rich Wilhelm Zimmermann. Er war in Gordemitz bei Merfeburg
geboren am 5. April 1826. Den erften Kunstunterricht erhielt er
unter Sichling an der Akademie in Leipzig, feit 1847 an jener in
Dresden unter Steinte, worauf er Paris befuchte und dann 1S54
in München unter Thäter arbeitete. Er blieb nun fortan in Mün-
chen und sührte viele gelungene Stiche aus, die namentlich
Werke moderner Maler reproduciren. Seiner srüheslen Kunft-
periode (1S49) geboren die Stiche ,,Ecce homo"nach Q.Keni und
,,Magdalena" nach Battoni an, beide im Dresdener Museum. Von
Stichen nach neuen Meiftern nennen wir die „Traubenfpenderin"
nach Wittmann (1855); die ,.Erhörte Bitte" nach demfelben;
„Die trauernden Juden" nach Eberle {1857); drei Blätter aus
dem Leben des heiligen Bonisacius nach Fresken von H.von He/s
in der Münchener Bafllica; „Brunhilde" nach J, von Schnorr;
„ICaifer Karl V. bei Fugger" und „Franz nimmt Abschied vom
Bifchos von Bamberg", beide nach C. Becker; „Einzug Ludwig
des Bayern in München", nach der Freske am Ifarthor von Neher;
„Mittagsruhe in der Ernte" nach Th. Schütz. W.

WOLFRAM VON ESCHENBACH'S
„PARCIVAL".
Diese Heldenfage haben wir zum Gegenstande einer Pub-
lication gemacht, die achtzehn Compositionen von Eduard und
Auguft von Woemdle in trefssichen Photogravuren des k.k. militär-
geographischen Inßitiites nebst einem erläuternden Text von Pro-
fessor Joseph Seeber enthält. Die Publication erscheint fchon in
der allernächsten Zeit im Format von 35 X 42 Centimeter und
Uoftet in eleganter Leinwandmappe 30 Mark — 15 ss. Ö. W.
SEPARATAUSGABE VON
HOLZSCHNITTEN AUSSER TEXT.
Von den, dem vorliegenden Hefte beigegebenen Holz-
schnitten („Rast an einem Brunnen bei Taormina", „Römische
Ruine in Schönbrunn", „Mädchen, Blumen aus dem Fenfter
reichend" und „Die Erwartung während des Kirchganges") nach
F. G. Waldmüller, ausgeführt in dem xylographifchen Institute
der k. k.Ho/- und Staatsdruckerei, wurden wieder Künftl erdrucke
vom Originalftocke auf japanischem Papier hergestellt, welche
zum Preife von 12 Mark = 6 ss. o. W. einzeln in der Kanzlei
unserer Gesellschast abgegeben werden.

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