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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.3561#0047
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REDACTIOH:
Dr. O. Berggruen

23, Schottenring.

WIEN.

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1887.




ADMINISTRATION:
-s Ges. f. verv. Kunst
77, Lußbadgasse.
WIEN.

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Nr. 4.

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GALERIEWERK. NEUE FOLGE XI.

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|^LS XL Lieserung unseres Galeriewerkes
und zugleich als erste Lieserung unserer
seit Neujahr 1S87 laufenden, aus jährlichen
drei Heften bestehenden ersten Publicationsreihe,
welche grösseren Reproduktionen von Galeriebildern
gewidmet ist, haben wir gegenwärtig zwei werthvolle
Blätter verösfentlicht.
Der Stich nach der „Tochter der Herodias",
von Bernardino Luini in der Wiener kaiserlichen
Gemäldegalerie reproducirt eines der reizvollsten
Bilder des lombardischen Meisters, welches wegen
seiner vollendeten Durchsührung schon in der Samm-
lung des Erzherzogs LEOPOLD WILHELM für ein
Werk des Lionardo da Vinci galt und dort 1659 als
solches inventirt wurde. Aus dem dunklen Hinter-
grunde hebt sich der nahezu lebensgrosse Kops
des jungen, schönen, blondgelockten Mädchens
leuchtend heraus; zu dem srischen Incarnat stimmt
das grüne, saltenreiche Oberkleid, das zum grösseren
Theile durch die blinkende Silberschüssel verdeckt
wird, auf welcher sic das edle, jugendsehöne LIaupt
des Taufers trägt. Der wirksame Contrast, welcher
zwischen dem lebenspruhenden, den durch Lionardo
festgestellten Typus der lombardischen Schule aus-
weisenden Antlitz des jungen Mädchens und dem
entseelten Jünglingskops aus der Schüssei besteht,
setzt sich in anderer Richtung sort durch das widerlich
gemeine, thierische Rohheit verrathende, von einer

eklen Warze aus der Nase entstellte Gesicht des
Henkers, das hinter der Fürstentochter auftaucht.
Die zeichnerische Bestimmtheit und die coloristische
Durchsührung des vortrefslich in den Raum compo-
nirten Bildes gestalten dasselbe zu einem dankbaren
Vorwurs sür den Grabstichel.
Der Stecher dieses Blattes, Thomas Hmcir,
ist am 31. Ostober 1855 in Wien als Sohn armer Leute
zur Welt gekommen, trat als Zögling in die k. k. Hof-
und Staatsdruckerei ein und erregte durch seine
Begabung sür das Zeichnen die Aufmerksamkeit des
Direftors der Anstalt, des Herrn Hofrathes Dr. von
Beck, welcher ihm den Eintritt in die Akademie der
bildenden Künste ermöglichte. In der Specialschule
des Professors Louis Jacoby erhielt Hmcir seine Aus-
bildung als Kupserstecher. Demk.k.Oberstkämmerer
Graf Crennevüle und dem Direclor der Belvedere-
Galerie, Regierungsrath von Engerth, hatte er meh-
rere Auftrage, insbesondere zu Porträtstichen, zu
verdanken; Bildnisse der Gräfin Crennevüle, der Hof-
schauspielerLöwe undLaroc/ie und ein Jugendporträt
des Dichters Scheffel, die er stach, erregten die Auf-
merksamkeit der kunstsreundlichen Kreise und ver-
sehafsten ihm Austräge. So hat Hmcir kürzlich im
Auftrage der k. k. Hos- und Staatsdruckerei Bildnisse
des Kronprinzenpaares nach Angeli gestochen und
ein Jugendporträt der Fürstin Pauline Metternich
unternommen. Unser Blatt hat der junge Stecher noch



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