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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.3561#0060
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Unter dem Titel „D ictionnaire de l'Ameuble ment
et de la decoration depuis le XIII. siecle jusqu' a nos
jours" hat Henry Havard bei Quantin in Paris eine hochst be-
merkenswerthe und umsangreiche Publication erscheinen lassen,
welche sür alle Freunde der decorativen Künste und sür die aus
allen einschlägigen Gebieten wirkenden KünsUer von grosser
Wichtigkeit ist. Der durch werlhvolle kunsthistorische Arbeiten
bekannte Versasser hat sich durch viele Jahre mit dem Stofskreise,
welchen das besprochene Wörterbuch behandelt, eingehend
vertraut gemacht und seit dem Jahre 1878 an demselben gear-
beitet. Der erste Band, welcher blos bis zum Buchstaben D
reicht, obwohl er nahezu 1100 compress gedruckte, zweispaltige
Quartseiten umsasst, lässt erkennen, dass die durch einDecennmm
sortgesetzte Beschäftigung des Autors mit dem, allerdings sehr
ausgedehnten Stosse gute Früchte getragen hat. Ein jeder der
zahlreichen einzelnen Artikel, aus welchen das Wörterbuch
sich zusammensetzt, ist mit grosser Gründlichkeit und Klarheit
behandelt; die Quellenangaben sind ebenso erschopsend wie zu-
verlässig; die Darlegungen technischer Natur sasslich und voll-
kommen zureichend, um dem Leser einen deutlichen Begriss von
den einschlägigen Versahrensarten zu verschafsen. Das Werk
wird vier Bände enthalten, welche von dem Autor nahezu sertig-
gestellt sind, so dass eine Unterbrechung im Erscheinen des un-
geheuren Werkes unter keinen Umständen besorgt werden dars.
Obgleich dasselbe hauptsächlich aus die Kunst und das Kunst -
gewerbe Frankreichs sich bezieht, liegt es in der Natur der
Sache, dass auch die kiinst gewerb liehe Produclion anderer Kunst-
länder gebührend berücksichtigt wurde, und bei einzelnen wich-
tigen Gegensländen erscheint ihre ganze Geschichte monogra-
phisch hochst vollständig wiedergegeben. Aus diese Weise ist sür
viele erhalten gebliebene Bezeichnungen die in Vergesscnheit
gerathene sachliche Bedeutung wieder ausgesunden und sest-
geslellt worden. Eine ungeheure Anzahl von Illustrationen —
sür das Gesammtwerk sind ungesähr 2500 in Vorbereitung —
welche durchaus nach vorhandenen Originalarbeiten oder, wo
solche sehlen, nach erhalten gebliebenen alten Abbildungen
angesertigt wurden, vermittelt die Anschauung der im Wörter-
buche beschriebenen Objecte in deutlichsler Weise. Ausserdem
werden mehr als 250 Abbildungen ausser Text, die zum grössten
Theil nach einem neuen chromotypographischen Versahren
gedruckt wurden, und auch den Farben nach ein treues Abbild
der Originale gewähren, dem Werke beigegeben. Die Verlags-
firma hat die Vorsicht gebraucht, das besprochene Werk, dessen
grosser Nutzen keiner weiteren Beleuchtung bedars, im Interesse
seiner Dauerhastigkeit auf einem eigens angesertigten, von jedem
schädlichen Zusatz sreien Papier zu drucken, das auch einem
intensiven Gebrauche entsprechenden Widerstand leistet. In
typographischer Hinsicht sind der klare, schone Schnitt der
eigens angesertigten, verhältnissmassig grossen Lettern und der
sorgsältige Druck hervorzuheben.

Das bekannte Werk ,,Musl e r-Ornamente aus allen
Stilen in historischer Anordnung", welches bei J. Engel-
hörn in Stuttgart erschienen ist, hat nunmehr eine zweite Aussage
erlebt. Es besiehl in einer grossen Zahl von Ausnahmen aus allen
Gebieten der decorativen Kunst, welche von Künstlern wie Durm,
Fischbach, Gnauih, Ortwein, Tcirich u. A. nach vortresslichen,
glücklich gewählten Originalvorlagen mit besondever Sorgsalt ge-
macht und sür die Buchdruckpresse tadellos reproducirt worden
sind. Ein Text ist diesem, vorwiegend sür praktische Zwecke be-
rechneten Werke nicht beigegeben; eine knappe Angabe aus
jeder Tasel genügt vollständig, um die Beschaffenheit und Prove-
nienz des abgebildeten Objedtes sestzustellen. Das Erscheinen
einer zweiten Auflage ist ein sprechendes Zeugniss sür den Werth
und die Nützlichkeit der angezeigten Publication.
Die Publication „Das Werk Adols Menzel's", welche
bei der Verlags anssalt für Kunsi und Wtßenschast (vormals
Bruckmann) in München erscheint und aus welche wir unsere
Leser bereits ausmerksam gemacht haben, ist bis zur sünszehnten
Lieserung vorgeschritten und rechtsertigt durchwegs das günstige
Urtheil, welches nach dem Erscheinen der ersten Lieserung
darüber allgemein gesällt wurde. Das ungeheure Werk des be-
deutendsten und vielseitigsten deutsehen Künstlers der neueren
Zeit zieht in tadellos ausgesührten Reproduktionen an dem
Beschauer vorüber; es gewährt einen erschöpsenden Einblick in
die reiche, mannigsaltige Produclion Menzel's, in welcher keine
Arbeit unbedeutend erscheint, während die meisten Werke das
höchste Interesse und gerechtsertigte Bewunderung wachrusen.
Grosse Beachtung verdient auch der von Max Jordan und
Robert Dohme abgesasste biographisch-kritische, glänzend illu-
strirte Text sür die besprochene Publication, welche aus Grund
petsönlicher Mittheilungen Menzel's vielsache neue Angaben
und Berichtigungen enthält und sonach einen hochst werthvollen
Beitrag zur modernen Kunstgeschichte bildet. Die Herstellung
der Kunstblätter wie der Illustrationen ist gediegen.
Das von uns bereits angezeigte ,,Allgemeine histo-
rische Porträtwerk", welches von der Verlagsansialt sür
Kunsi und Wijfenschaft (Fr. Bruckmann) in München heraus-
gegeben wird, ist bis zur 70. Lieserung gediehen und geht seiner
Vollendung verhältnissmassig rasch entgegen. Die nächsten
Serien bringen Bildnisse hervorragender Künstler und Musiker
und es ist auch sür diese Gruppe der Verlagsanstalt gelungen,
die seltensten authentischen Porträts ihren Reproduktionen zu
Grunde legen zu können, so dass das Werk gerade durch diese
Gruppe in kunstsinnigen Kreisen Anklang sinden wird. DieAnlage
der Publication, welche lieserungsweise je sünf Porträts mit
einem kurzen biographischen Text über die abgebildete Persön-
lichkeit bringt, hat sich als durchaus zweckmässig bewährt. Jeder
Gruppe wird ein chronologisch geordnetes, die wichtigsten
biographischen Daten enthaltendes Inhaltsverzeichniss beigege-
ben, so dass jeder Band ein einheitliches Ganzes bildet.


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