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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0024
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Sommercampagne. Neben diefen meifterhaften Blättern möchten wir zum

Schlufse noch einige andere von feiner Hand erwähnen. Eines, das den
Effect des Nebels und Thauwetters im winterlichen Gärtchen innerhalb
des Weichbildes der grofsen Stadt darftellt, und andere, die uns in
Interieurs voll füfsen poetifchen Halbfchattens fchauen laffen. W. R,

Düffeldorf. Man kann nicht behaupten, dafs die Radirung in
Duffeldorf eine befonders liebevolle Pflege erfahre. Wenn man von
Profeffor Ernft Forberg, der im vergangenen Jahr ein prachtvolles
Porträt des Malers Eduard von Gebhardt radirte, und von feinen
Schülern ab fleht, fo bleiben faft nur einige der Mitglieder des
Kü nftler-Clubs St. Lukas und auch die nicht als »Griffel-Künftler«
im ftrengen Sinne, zu erwähnen übrig. Diefe Maler: die Brüder Eugen
und Arthur Kampf, Alexander Frenz, Olaf Dirnberg, Guftav
Wendling, Theodor Rocholl, Hellmuth Liefegang, Gerhard
Janffen und Heinrich Hermanns gaben in den Jahren 1892 — 1S94
drei Mappen Radirungen heraus, aber fie fchemen folche Publicationen
feitdem aufgegeben zu haben und blofs Arthur Kampf, Alexander
Frenz und Olaf Dirnberg [teilten noch gelegentlich einzelne Blatter,
neben den Radirungen auch Lithographien, aus.

Von dem radirten Werke Arthur Kampfs Tollen die folgenden
Zeilen in Kürze berichten.

Es tritt als ein Parergon, als die Nebenarbeit des Abends nach
dem durch Malerei im grofsen Stile gefüllten Tage, anfpruchslos genug,
auf. Schon dem Umfange nach erfcheint es befcheiden; im Lauf von etwa
zehn Jahren ift es bisher auf kaum mehr als 30 Nummern angewachsen,
von denen auch nur ein Theil etwas anderes bedeutet, als flüchtig
hingeworfene Improvifationen.

Arthur Kampf ift ja bekannt als ein Meifter des energifch erfafsten,
modern-realiftifchen Hiftorien- und Genrebildes, das er entweder mit
fcharfer Beobachtung zur Darfteliung von Scenen aus der Gefellfchaft
von heute, befonders aus den Kreifen des handarbeitenden Volkes,
benützt, oder aber auf Grund von Motiven aus den Freiheitskämpfen
und aus den Kriegen Friedrichs des Grofsen componirt. Kein Wunder
alfo, dafs feine Phantafie, von diefen Gegenftänden angeregt, fich auch
in ihren freieren Spielen mit ihnen befchäftigt. Der »Tod des Feldmar-
fchalls Grafen Schwerin« ift allerdings kein Spiel, fondern eine ernfthafee
Arbeit zu nennen, ein durchgebildetes Hiftorienbild, das gleichfam durch
Zufall auf die Kupferplatte gerathen und eigentlich als lebensgrofse
Compofition empfunden zu fein fcheint. Der General, ftarr ausgeftreckt,
liegtauf dem Schlachtfeld; eine Fahne, die feine Hand umklammert,
bedeckt ihn faft. Der Tod ift fchon eingetreten, die hippokratifchen Züge
des Heldenantlitzes werden durch die verfchobene Perücke noch feltfam
verfchärft. Man hat den vermifsten Führer gefucht und foeben gefunden:
ein Offleier hebt den Zipfel des Fahnentuches und zeigt den erfchüttert
Herandringenden den Leichnam. Neben diefem Hauptblatt fleht, in der
Wirkung ebenfo tragifch, ein merkwürdiges kleines Blättchen (6 : 95
Centimeter) ein zufammengedrängtes Häuflein Franzofen, die in der
Dämmerung, vonRaben begleitet, durch die ruflifcheSchneewülte ziehen,
der Anfang eines endlofen, im Nebel verfchwindenden Zuges dunkler
Jammergestalten. Überhaupt ift das Pathetifche, jedoch ohne Affeetation
und ohne Pofe, im Hiftorienbilde Kampfs Lieblingselement. Erradirt zwar
in einer Reihe einfacher Gruppen Friedrich den Grofsen fpazirend, mit
Arbeitern redend, im Gehen lefend, aber zur forgfältigen Durcharbeitung
reizt ihn doch mehr eine hochgefpannte Stimmung, etwa in der Allegorie
»Ein büfer Traum«, wo von Furien angeführt, ein Trupp entfetzlicber
Männer und Weiber, die terroriftifche Revolution verkörpernd, in
fchwerem Donnergewölk einherftürmt.

Indeffen, nur fehr feiten wird Kampf fo tranfcendental, aufser
diefem allegonfchen Blatt begibt er lieh nur noch mit einem Tanz von
Satyren und mit einem "Flirt«, bei dem Liebesgötterehen in einem
modernen Theater die Verbindung zwifchen Loge und Parket herftellen,
in eine nicht rein menfehliche Gefellfchaft und ganz ifolirt fleht eine
■Anbetung der Hirten«, in derben, fchlichten Typen da. In fafslicher
Umgebung fühlt er fich allein ganz wohl, vorzüglich wenn fie der Gegen-
wart angehört, Da linden wir neben einer Scene im Cafe: »Journal

amufant«, neben einem Motiv aus dem Badeleben, neben der '■Spielerei
eines jovialen Herrn mit einer chinefifchen Pagode, hauptfächlich
Arbeiterfcenen: Pflafterer, Canalgräber, das Begräbnifs eines Arbeiter-
kindes, den erften Ausgang eines krank gewesenen Arbeiters. Diefen
Gegenftänden fchliefsen fich einige fehr einfache landfehaftliche Studien,
Motive vom Niederrhein, ferner eine Reihe mehr oder weniger aus-
geführter Studienköpfe und ein Porträt an. Eine einzige Lithographie
ift zu nennen: Heimkehrende Arbeiter.

Die Technik aller Blätter ift eine ungemein wechfelnde. Man fleht,
dafs es dem Künftler gelegentlich nur auf die malerifche Impreffion an-
kommt: ein Fuhrmann mit feinem Karren erfcheint wie ein Schattenrifs,
zur Arbeit ziehende Leute verfchwimmen im Dunft. Bei anderen
Compofitionen, zum Beifpiel der "Spielerei", find verfchiedene Ätzeffe&e
combinirt; noch andre find leicht geritzt und kaum geätzt. Überall jedoch
zeigt fich eine untrüglich fichere Auffaffung der Form, eine, wo fie hervor-
treten foll, fehr fcharfe Zeichnung, und die folide, meift ernfthafte
Stimmung, die auch den Ölgemälden Kampfs innewohnt. — Möge der
Meifter noch oft an feinen Platten fchaffen, fo eifrig wie der Radirer, den
er auf dem Titelblatt der St. Lukas-Mappe 1893 dargeftellt hat!

W. v. Ö.

Lithographien Danhaufers. (Nachtrag zu
Andrefen.)

Im vierten Bande feiner »Deutfchen Maler-Radirungen des neun-
zehnten Jahrhunderts« befchreibt A. Andrefen auch das Werk Danhaufers.
Sein Verzeichnis der Lithographien ift unvollftändig. Er kennt nur fechs
Blätter, es find aber zwölf. Da ich weder inKatalogen vonAusftellungen
alle aufgezeichnet finde, noch die Wiener öffentlichen Sammlungen fie
vollzählig enthalten, gebe ich im folgenden ein Verzeichnifs der bei
Andrefen fehlenden Lithographien.

Nr. 1. Der Arzt Eugen Kolisko. In halberFigur, fitzend, drei

Viertel nach links gekehrt. Bezeichnet rechts: Jos. Dan-

haufer 184, (Die letzte Ziffer unleferlich.)

Nr. 2. Franz D anhäufe r. ein Bruder des Künftlers. Bruftbild,

Profil nach rechts. Bezeichnet rechts: Jos.Danhaufer 1845.

Nr. 3. Carl Danhaufer, ein Bruder des Künftlers. Bruftbild,

drei Viertel nach links gekehrt.

Nr. 4, Des Künftlers Schwiegermutter Frau Streit. In

halber Figur, fitzend, drei Viertel nach links gekehrt.

Bezeichnet links unten: J. D. 1844, rechts: Gedr. bei Joh.

Höfelich.

Nr. 5. Beethoven. Schrift: »Beethoven den 28. März an feinem

Todtenbette gezeichnet 1827.« Kopf, halbes Profil nach

rechts oben. Bezeichnet links: Danhaufer.

Nr. 6. 'Die Neugierigen. Les Curieux « In einem Käfig eine

Giraffe und der Warter in orientalifcher Tracht, vor dem

Gitter Gedränge des Publicums. Bezeichnet links: Dan-

haufer. Gedr. bey Jos. Häufsler 1829. Wien bei Jofeph

Czerny. Querfolio.

Auch das bei Andrefen der Befchreibung der Radirungen und

Lithographien Danhaufers vorangehende Verzeichnifs derReproduftionen

der Bilder des Künftlers ift, beiläufig bemerkt, mancher Ergänzung ,

bedürftig. Dagegen fuhrt es auch ein Werk an, das gar nicht von Danhaufer

ift: Nr. 22. Das Tifchgebet der Karthäufer. Hanfftängl lith. (Gabe des

bÖhmirchen Kunltvercihes für das Jahr 1S45). Das Bild ifl von dem

Architekturmaler Aug. v. Bayer (1804-1S75). Einiges zur Ergänzung

desAndrefen'fchcnVcrzeichnifres bietet der Katalogder Wiener-Schubert-

Ausfteliung« (1897), wo der Befchreibung der Bilder auch Angaben der

Reproduktionen beigefügt find. Ich benütze die Gelegenheit, um einen

Irrthum in dem genannten Kataloge zu verbeffern. Der bei Nr. 794 (Die

kleinen Virtuofen) angeführte Stich ift nicht von Axmann, fondern-von

Mahlknecht.

\. T.

Manuscripte und Corrcspondenzen für die „Mittheilungen"
sind an die Redaction der ,.Graphischen Künste" Wien, VI., Luft-
badgasse 17 zu richten.
 
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