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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0027
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lerifch vortheilhafte Einwirkung Münchens erfahren hatte,
lebte fich zu Wien in die volle öfterreichifche Eingenoffen-
fchaft hinein.An dem Wiener Kunftleben nahm erdannfort-

fchreitend, ftets als berufener Beobachter mitgehend, den
lebhafteften Antheil. Sein Andenken wird darum bei uns

in allen Kreifen, die irgendwie zur Kunft ausübend oder
fördernd in Beziehung flehen, pietätvoll bewahrt bleiben
und die Gefellfchaft für vervielfältigende Kunft insbe-
fonders wird jederzeit das Gedächtnifs an ihren vielver-
dienten, nun verewigten Mitarbeiter hochhalten.

Der Kampf um die Neue Kunst.

Von Carl Neu mann,
Privat-Doccnten der Gefchichte und Kunftgefchjchte an der Univerfltät Heidelberg. 2. Aufiage. Berlin, H. Walther, 1897. 8°

Jenen, die in dem Kampfe Zwilchen alter und
moderner Kunft ein ruhiges Urtheil hören wollen, ift kaum
eine andere Leclüre fo warm zu empfehlen wie Neumanns
»Kampf um die neue Kunft«. Nicht Viele haben in diefer
Frage fo Vernünftiges zu fagen. Das Büchlein, das
vor Jahresfrift erfchien, hat kürzlich die zweite Auflage
erlebt und es ift daher umfomehr am Platze, lieh ausführ-
licher darüber auszufprechen.

Neumann gehört zu jenen Kunfthiftorikern, die einer-
feits über das Studium der Vergangenheit das Intereffe
für die Gegenwart nicht verloren haben, anderfeits eben
weil fie die Vergangenheit kennen, vom Lärm des Tages
nicht beeinflufst werden. Dabei ift fein Kunftempfinden
kein blos fchulmäfsig erworbenes, fondern aus ange-
borenem Talente hervorquellendes. Daher die Frifche und
Lebhaftigkeit, mit der es fich äufsert. Urtheile und Er-
wägungen in Ausftellungen geboren, unter dem unmittel-
baren Eindrucke moderner Kunftwerke formulirt, bilden
die Balis feiner Ausführungen. Ordnung und logifcher
Aufbau find erft fpäter hinzugekommen und haben aus
trefflichen Apercus und zahlreichen richtigen Beobach-
tungen kleine in lieh abgerundete Auffätze entftehen
laffen. Kurze Abhandlungen älteren Urfprungs, die im
Wefentlichen demfelben Stoffgebiete angehören, wurden
als Einzelftudien den fünf Hauptabhandlungen angefügt.
»Kunft und Publicum« — »DiegefchichtlicheBildung
und die Kunft« — »Kunft und Naturwiffenfchaft« find
die Titel der drei erften Abfchnitte. In feffelnder Dar-
fteilung führt der Verfaffer zunächft aus, dafs unfere
Kunft, die feit den Tagen der Renaiffance eine Herren-
kunft und keine eigentliche Volks kunft war, ihren Boden,
d. h. die zu ihr paffende Gefellfchaft verlor, als mit dem
Ausbruch der franzöfifchen Revolution demokratifche
Elemente die Oberhand gewannen und die focialen Ver-
hältniffe gründlich umgeftalteten. Die Fühlung zwifchen
Kunft und Publicum hörte auf, dem veränderten gefell-
fchaftlichen Gefüge fehlte eine entfprechend veränderte
Kunft. Diele Kluft, einmal geöffnet, wurde immer breiter,
je mehr der Auftrieb von unten kunftfremde Elemente an
die Oberfläche brachte. Auch das Überhandnehmen der

Mode in der Kunft fchreibt der Verfaffer diefem Umftande
zu, ohne jedoch zu verkennen, dafs hier auch gefchäftliche
Speculation mit in Betracht kommt. Ein folcher Zuftand
ift namentlich für jene Künftler verderblich, die nicht erften
Ranges find. Wir fehen fie von Mode-Einflüffen hin- und
hergezogen, charakterlos fich felbft verlieren.

Nicht minder nachtheilig für die Kunft ift der viel-
gerühmte hiftorifche Sinn der Gegenwart. Er hat zwar feit
Beginn des Jahrhunderts zu einer Fülle erfreulicher Er-
fcheinungen geführt, die Kunftwiffenfchaft begründet,
Mufeen errichtet, Kunftfchulen erbaut, Bühne und
Hiftorienmalerei reformirt, das naive Kunftfchaffen und
den feften Glauben an die Vortrefflichkeit eigener Arbeit
hat er aber zerftört.

Sind das die leitenden Gedanken der zwei erften
Abfchnitte, fo hat der dritte den Einflufs der Natur-
wiffenfchaft auf die Kunft zum Thema. Naturforfcher
und Künftler, fcheinbar getrennt ihre Wege gehend,
begegnen fich an einem Punkte, »in der Beobachtung
des Naturwirklichen, wovon fie ausgehen«. In diefem
Streben hat die Photographie die Künftler wefentlich
unterftützt. Ihr verdanken liezumgrofsenTheil die Feinheit
der Beobachtung alles Bewegten, die genaue Abfchätzung
der Töne und Lichtwerthe, die ungemeine Verfeinerung
der Farbenfcala. Sie hat aber auch Schaden geftiftet, da fie
den gefunden Sinn für die innere Proportion der dar-
geftellten Dinge zerftört hat. Wie nämlich im photogra-
phifchen Bilde Hauptfache und Nebenzeug gleichwerthig
neben einander liehen und das Nebenfächliche unge-
bührlich betont wird, fo hat fich auch die Malerei daran
gewöhnt, zwifchen der Bedeutung der Dinge keinen
Unterfchied zu machen.

Der wahre Fortfehritt in der modernen Malerei
befteht in der wachfenden technifchen Ausbildung, in der
zunehmenden Feinheit des malerifchen Empfindens. So
nachdrücklich Neumann diefe Verdienfte auch betont, ift
er doch keineswegs blind gegen die Einfeitigkeiten und
Schwächen der modernen Malerei. Er gibt zu, dafs die
Kunlt lieh in ihre Elemente zerfetzt, die Ausdrucks-
möglichkeit gewiffer Stimmungen Selbftzweck wird, die
 
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