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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0035
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EINE PLACAT-AUSSTELLUNG.

Von H. E. v. Berlepl'ch.
(Sohlufs.)

JL/as Ausftrömen vielfeitigfler Anregung feitens
Frankreichs wurde bereits betont. Nun darf freilich nicht
vergeffen werden, dafs unter dem Titel franzöfifcher Kunft

gar vieles in die Welt geht, was von in Paris lebenden
Leuten aus aller Herren Länder gefchaffen wird. Ein gut
Theil diefer Kräfte bleibt nicht auf Lebenszeit in Paris
anfäfsig, fondern trägt nach längerem oder kürzerem
Verweilen die empfangenen Anregungen mit fort, ver-
pflanzt fie in fremdes Erdreich und zieht fo in vielen
Fällen neue eigenthümliche Erfcheinungen grofs. Frank-
reich hat heute durchaus nicht mehr die führende Rolle
auf allen Kunftgebieten inne, vielmehr macht fich dort
fogar in manchen Dingen ein Hinneigen nach fremden
Einflüffen geltend. Man denke nur an England und deffen
Auffchwung in künftlerifch-handwerklicher Richtung.

So find denn auch aus Frankreich hervorgegangene
Anregungen auf dem Gebiete der Placatkunft vielfach
anderwärts zu einer blühenden Entwickelung gekommen,
die vielleicht über kurz oder lang den letzten Reft von
Erinnerung an ihren Urfprungsort abftreifen und fich zu
felbftftändigen Erfcheinungen auswachfen. Anzeichen dafür
find in reichlicher Fülle bei jeder internationalen Placat-
Ausftellung vorhanden, ja in manchen Fällen ift die völlige
Loslöfung vom franzöfifchen Original bereits zum Fait
accompli geworden, mögen auch franzöfifche Stimmen
noch fo laut rufen: -Ihr habts von uns!«

Dafs ein Land wie Belgien, welches hinfichtlich
der Art und Zahl feiner künftlerifchen Leitungen im Ver-
hältnifs zu feiner territorialen Ausdehnung kaum feines-
gleichen hat, aufserdem aber zur franzöfifchen Kunft in
den vielfachften Beziehungen lieht, in Sachen des Placat-
Wefens Bedeutendes aufweift, ift fo gut wie felbft-
verftändlich, findet es doch dort kein Künltler mehr unter
feiner Würde, der handwerklichen Arbeit feine Kraft zu
weihen, die verfchiedenften Zweige graphifcher Kunft fich
zum Arbeitsziel zu ftecken, mithin auch bei der Herftellung
von Placaten aller Art thätig zu fein. Wie ftark dabei das
Gefühl mitfpricht, die Kunft gehöre vor allem der Öffent-
lichkeit, beweift der Anlauf, der in »l'oeuvre nationale de
l'Art applique ä larue« gemacht wurde. In Henri Meunier
(Concerts Ysaye, Placat für Gonthier-Meysmans Möbel-
gefchäft), Duyck et Crespin (Nieuport-Bains, Alcazar
Royal), A. Rassenfosse (Bock-Champagne, Ausftellung
für Architektur und decorative Kunft, l'Art independant),
V Mignot (Le cenacle), M. Franquinet (Die Jahres-

zeiten vonHaydn),M. Dordenne(Theatre defAlhambra,
Cercle de lachute d'un ange), A. Hannotiau (Jahres-Aus-
ftellung Pour l'Art«), A. B.Liege (The fine art insurance
at Bruxelles), M. Lynen (Cabaret du Diable au corps),
A. Donnay (Gesangsfeft in Lüttich 1895, Verlicherungs-
Gefellfchaft für Kunftwerke), M. Melle ry (Placat für die
Vereinigung der Rechtsgelehrten in Brüffel). Privat-
Livemont (Absinthe Robette, siehe Abb. auf S. 14),

E. Berchmans (Architektur und Kunftausftellung, Lüt-
ticher Kunftausftellung 1896, Pole Nord, L'Art independant,
Legia u. a.), Ch. Caty (Expofition triennale de Mons),

F. Khnopff (Ausftellung der XX.), Ch. Mertens [De
Vlaamfche fchool u. a.), Evenepoel (Anvers et son Expo-
fition) u. a. hat die Placat-Kunft ebenfo verftändnifsvolle
als künftlerifch hervorragende Vertreter gefunden. Viel-
leicht der errte unter den belgifchen Künltlern, die fich
auf diefem Gebiete verfuchten, war Felicien Rops, deffen
»Uylenfpiegel au saloil«, eine Original-Lithographie, von
1860 datirt.

Von Holland ilt bezüglich nennenswerther
Leiftungen auf diefem Gebiete wenig, fo gut wie nichts
bekannt. Durchgeht man die Säle der holländifchen
Abtheilungen bei internationalen Kunltausftellungen fo
begegnet man immer wieder den gleichen Namen, der
gleichen Anfchauung, der gleichen Mache. Das Beharrungs-
vermögen, das fich darin documentirt, entfpricht voll-
ftändig dem ganzen holländifchen Wefen und es ift daher
wohl kein Zufall, dafs man auf dem Gebiete der Placat-
Kunft keinen holländifchen Arbeiten von frifchem Zuge
begegnet. Ein Blatt Jan Toorops für das »Theätre de
l'Oeuvre« bewegt lieh in unverltändlichen Linien, wie
andere zeichnerifche Produkte diefes Künftlers. Solche
Nüffe mag knacken, wer will.

Was Deutfchland betrifft, fo wären der Zahl nach
wohl mancherlei Arbeiten, die hierhergehören, aufzuführen,
indefs ift die Qualität der Leiftungen in den weitaus
meiften Fällen keine hervorragende, ja es tritt, nicht nur
bei den Entwerfenden, fondern auch bei den Auftraggebern
vielfach eine Tendenz hervor, welche dem Wefen des
Placates direCt zuwiderläuft. In München war z. B. für die
im Sommer 1897 ftattfindende Kraft- undArbeitsmafchinen-
Ausftellung ein Placat in Concurrenz gegeben, das, ftatt
mit wenigen Schlagworten die Sache zu kennzeichnen,
den Concurrenten vorfchrieb, vor allem auf eine endlofe
Erklärung des Protektorates Rückficht zu nehmen, der






 
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