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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.4072#0026
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schrift in einer, wie wir glauben, verheissungsvollen Weise
eingeführt. Dadurch »dass sie jetzt einen einheitlichen
Charakter erhält und entsprechend ihrem Namen zu einem
Organ für die graphischen Künste der Gegenwart und das
mit diesem engverbundene Gebiet des künstlerischen
Illustrationswesens« sich umgestaltet, wird sie an allge-
meinem Interesse nicht verlieren. Durchdringen doch jetzt
die vervielfältigenden Künste immer mehr das gesammte
Kunstleben unserer Zeit und fangen sie doch an, in ihm
eine immer gewichtigere Rolle zu spielen. Schon durch
diese innigen und unlöslichen Beziehungen zwischen
Malerei und graphischen Künsten ist es ausgeschlossen,
dass das neue Programm einer engherzigen Beschränkung
gleichkommt. Uebrigens zeigt ja das erste Heft deutlich,
in welchem Geiste wir die Zeitschrift führen wollen, wie
wir grösste Mannigfaltigkeit anstreben, keine wichtige und
gehaltvolle Erscheinung auf unserem Gebiete zu über-
sehen gewillt sind. Lithographie, Radirung und Holz-
schnitt, deutsche und französische Kunst boten in diesem
Hefte Stoff zu lehrreichen und interessanten Artikeln. Der
mächtig aufblühenden Originallithographie in Frank-
reich und ihren wichtigsten Vertretern ist der erste Theil
einer Artikelserie gewidmet, die wohl den besten Kenner
dieses Kunstzweiges, den Conservator am Luxembourg-
Museum Leonce Benedite, und Herrn Dr. G. Glück zu
Verfassern hat. Director Weizsäcker brachte eine Studie
über einen unserer hervorragendsten Radirer, Peter Halm,
der gleiches Ansehen als reproducirender wie als original-
schaffender Künstler geniesst. Die Mappen Halms er-
schlossen uns geradezu köstliches Material, um diesen
Aufsatz reich zu illusteren. In einem Schlussartikel wurde
die interessante und bedeutungsvolle Erscheinung, dass
die französischen Holzschneider unter der Leitung Leperes
sich zur Herausgabe einer nur mit den Mitteln des Holz-
schnittes zu illustrirenden Kunstzeitschrift vereinigt haben,
unter Vorführung hervorragender Illustrationsproben aus
dieser Zeitschrift gewürdigt und begrüsst. In Bezug auf
die Ausstattung steht das erste Heft des neuen Jahrganges
hinter den früheren nicht zurück. Da wir nach unserem
neuen Programme in den -Graphischen Künsten« nicht
mehr unmittelbare Kunstpflege üben wollen, sondern diese
von nun an der »Jahresmappe« zuweisen, konnten bei den
Reproductionen die photomechanischen Vervielfältigungs-
arten in einem erhöhteren Grade herangezogen werden.

Gleichzeitig mit dem ersten Hefte des XXI. Jahr-
ganges erhielten die Mitglieder der Gesellschaft eine jener
künstlerischen Publicationen, auf welche die Gesellschaft
in Zukunft neben der Herausgabe der Mappe ihr Schwer-
gewicht legen wird — die Illustrationen von Heinrich
Lefler und Josef Urban zu den Rolandsknappen von
Musäus, unstreitig eine Arbeit von höchstem künst-
lerischen Werthe und eines der hervorragendsten Illu-
strationswerke der letzten Jahre.

2. Der vierte Band der »Vervielfältigenden
Kunst der Gegenwart« wurde durch das Erscheinen
zweier Hefte, in welchen die Geschichte der Lithographie

in Frankreich zu Ende geführt wird, seinem endlichen
und baldigen Absehluss um ein bedeutendes Stück näher
gebracht.

3. Das Theaterwerk hat im verflossenen Jahre
rüstige Fortschritte zu verzeichnen; vom zweiten Bande,
der Geschichte des Burgtheaters, liegt nunmehr der erste
Halbband abgeschlossen vor. Die Hefte 6—8, die ihn
vervollständigten, stehen an Reichthum der Illustrationen
den früheren nicht nach, wenn auch naturgemäss, wie es
der Stoff verlangt, die Reproductionen nach vorhandenen
Vorlagen dominiren. Heinrich Lefler, der der künstlerischen
Ausgestaltung dieses Bandes seine fürsorgliche Hand
angedeihen lässt, hat aber durch reizvolle Vignetten, Kopf-
leisten und Bilder jede Monotonie aus dem Ganzen auf
das glücklichste zu verbannen gewusst. Neben dem
zweiten ging der erste Band: »Die Geschichte des Wiener
Theaterwesens von den ältesten Zeiten bis zu den Anfängen
der Hoftheater« erfreulich vorwärts. Es sind bis jetzt
3 Hefte von ihm erschienen, in denen Dr. Alexander Weilen
die ältesten Spuren theatralischer Bethätigung in Wien,
das Schuldrama und das Theater am Kaiserhofe in gründ-
licher Weise behandelt. Seine Ausführungen sind von
einem reichen, culturhistorisch höchst interessanten und
bisher so gut wie unbekannt gebliebenen Abbildungs-
material begleitet. Für die künstlerische Leitung dieses
Bandes ist die Gesellschaft dem Herrn Maler A. F. Selig-
mann zu lebhaftem Danke verpflichtet.

Ausserordentliche Publicationen.

1. »Hausschatz moderner Kunst.« Von dieser
auf 20 Lieferungen berechneten billigen Volksausgabe der
besten Radirungen und Stiche nach Bildern moderner
Meister aus den verschiedenen Publicationen der Gesell-
schaft sind bis jetzt 6 Lieferungen mit je 5 Blättern
erschienen. Wir dürfen constatiren, dass dieses volks-
thümliche Unternehmen den erwünschten Anklang im
Publicum gefunden hat.

2. Unter dem Titel: »Die Deckengemälde im
neuen Hofburgtheater« eine Separatausgabe der
schönen Radirungen W. Woernles nach den Bildern von
Klimt und Matsch.

3. Eine verkleinerte Reproduction des grossen Stiches
v. R. Morghen nach Leonardo da Vinci's Abendmahl.

Veröffentlichungen für das Jahr 1898.

1. Für die nächsten Hefte der »Graphischen
Künste« liegt ein ausserordentlich reiches und mannig-
faltiges Material vor. Die Artikelserie über die franzö-
sische Lithographie der Gegenwart und ihre
wichtigsten Vertreter wird durch kleine Monographien
über Maurou, Lunois, Dulac, Steinten und Willette
abgeschlossen werden. Zwei Artikel von H. W. Singer
sind der modernen englischen Radirung gewidmet; in dem
einen werden diejenigen Künstler behandelt, deren künst-
lerischer Charakter durch den Nestor der englischen
Radirung Sir Francis Seymour-Haden beeinflusst ist, in
dem anderen die Gruppe, die sich um Alphons Legros
schart. Als Pendant zu dem Hefte über Walter Crane
 
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