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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.4250#0055
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Zeichnung von Philipp van den Bossche.

machten Auslagen, bietet zu weiterer Bemerkung keinen
Anlass.
Über das Leben und die Thätigkeit Philipps van
den Bossche am Prager Kaiserhofe wissen wir wenig.
Das eine steht fest, dass er als Künstler hochgeschätzt
wurde, denn sein fixes Gehalt von 30 fl. monatlich
überstieg die Besoldung fast aller gleichzeitig mit ihm
am Kaiserhofe arbeitenden Künstler.
Eine verheiratete Tochter Philipps van den Bossche,
Gattin des Joachim Miller, lebte gleichzeitig in Prag, sie
betrieb ebenfalls die Seidenstickerei. Bekannt ist dies
durch den Process gegen des Kaisers Kammerdiener
Philipp Lang von Langenfels, der unter anderem auch
des Ehebruchs mit der Tochter Philipps van den
Bossche angeklagt war, er habe sie und ihren Vater
unter dem Vorwande, der Kaiser wolle Arbeiten bestellen,
nach Brandeis kommen lassen und die Tochter dort
zurückbehalten. Gleich der erste Punkt »der Interrogatoria
zur peinlichen Frag« befasst sich mit diesem Falle.
Joachim Miller scheint kein Künstler, auch kein Hof-
bediensteter gewesen zu sein; unter den zehn Miller,
die als Hofbedienstete des Kaisers erwähnt werden,

befindet sich keiner des Vornamens Joachim. Wir werden
dieser Seidenstickerin später noch in Augsburg begegnen,
wohin sie, zugleich mit ihrem Vater, übersiedelt zu sein
scheint.
Ein einziges Werk Philipps van den Bossche aus
seinem achtjährigen Aufenthalte in Prag ist bekannt,
der berühmte Stadtprospect der Dreistadt Prag, der in
der Regel unter dem Namen Gillis Sadelers geht, zu
dem Philipp van den Bossche die Zeichnung entworfen,
den Hans Wechter gestochen und Aegidius Sadeler
gedruckt und verlegt hat1; er stammt aus dem Jahre 1606.
Erwähnenswert!) ist, dass Bossche auf diesem Stadt-
prospecte sich »phrygiarius« nennt — die alten Römer
nannten, wie Plinius (hist. nat. VIII, 74) erzählt, die Seiden-
sticker »phrygiones«, weil den Phrygiern die Erfindung
der Nadelmalerei zugeschrieben wurde — Bossche scheint
auf seine Stickkunst nicht weniger stolz als Francesco
Francia auf seine Goldschmiedekunst gewesen zu sein.

i Vergleiche hierüber Josef Alexander Freiherr v. Heilert, Drei
Stadtpläne und eine Stadtansicht vom alten Prag, und Heinrich .Modern,
Stadtansichten von Prag. Mittheilungen der k. k. Central-Commission,
Neue Folge, Bd. XIX, S. 8 und Bd. XXI, S. 133 f.
 
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