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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.4238#0086
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82

Anna Mik.

Originalradierung.

meisten Blätter verraten
Talent, und das eine
oder andere scheint so-
gar den Schritt von sym-
pathischem Dilettantis-
mus zu ernster Künstler-
schafttun zu wollen. Die
interessantesten Blätter
wurden meines Erach-
tens von Marie Spitz
(Kind mit Katze), Jose-
fine Elbogen (Ka-
pelle bei Schottwien),
Anna Mik (gut sind
das hier abgebildete In-
terieur »aus der Kirche
Maria am Gestade,
Wien» und das »Wald-
motiv aus Cabuna«,
während mir die far-
bige Radierung »Blick
auf die Stephans-
kirche« weniger ge-
lungen zu sein scheint),
Marie Adler (Rauhen-
steingasse, Wien) und
Emma Hrncyrz (Ka-
pelle bei Brunn am Ge-
birge) beigesteuert. Je-
denfalls ist gleicher-
weise den Schülerinnen
zu ihrem Lehrer und
dem Lehrer zu seinen
Schülerinnen zu gratu-
lieren und ist zu wün-
schen, daß sich das
Unternehmen seinem er-
freulichen Anfang ent-
sprechend weiterent-
wickle. A. W.

Badische Kunst 1903. Zwanglose Veröffent-
lichungen der Vereinigung »Heimatliche Kunstpflege«,
Karlsruhe. Herausgegeben von Albert Geiger. Druck und
Verlag der Braunschen Hofbuchdruckerei.

An dem Buche, zu dem die Dichter und bildenden Künstler
gleicherweise beigesteuert haben, können uns hier nur die Illustrationen
interessieren; die Namen ihrer Autoren sind von gutem Klang; ich nenne
nur: Kampmann, Schönleber, Volkmann und Thoma. Gleich-
wohl gibt die »Badische Kunst«, um es nur ehrlich zu gestehen, nicht
nur keine gute, sondern auch keine richLige Vorstellung von der gegen-
wärtigen Kunst des Großherzogtums. Einmal ist viel Unbedeutendes
von bedeutenden Künstlern da, und dann verrät sich gerade hier, wo
die Künstler unter sich waren und vielleicht auch hauptsächlich lands-
männisches Publikum vor Augen hatten, das Zöpfchen ihrer Heimatkunst.
Nicht nur Thoma und Volkmann, die ja oft ans Spießbürgerliche
und Dilettantische streifen, sondern auch dem sonst so großzügigen
Kampmann passiert es hier, recht primitiv und kleinlich zu wirken.
Den besten Eindruck macht noch die Wiedergabe einer Zeichnung
Schönlebers, wenngleich auch diese ganz gut von jemand anderem sein
könnte. A. w.

Hans Thoma und seine Kunst fürs Volk von
Dr. M. Spanier. Leipzig, Breitkopf und Härtel.

Das Büchlein ist nicht ohne Bedeutung, weil der Plan zu ihm
von Thoma freudig gutgeheißen und es sozusagen unter seiner Auf-
sicht geschrieben worden ist. Der Verfasser wendet sich an »die reifere
Jugend« an »Lehrer, die mit ihren Schülern, Mütter, die mit ihren
Kindern die Bilder besehen wollen«. Der Text besteht im wesentlichen
aus guten Beschreibungen der abgebildeten Werke Thomas. Spanier
vertieft sich liebevoll in die einzelne Schöpfung und holt auch — gegen-
ständlich wenigstens - alles Wichtige aus ihr heraus. Die Auswahl der
Abbildungen ist gut, doch könnte sie besser sein. Vieles scheint doch
nur aus Verlagsrücksichten gebracht worden zu sein. Die Klischees sind
nicht groß, aber klar.

A. W.

G. Bourcard, A travers Cinq Siecles de Gra-
vures (1350—1903). Les Estampes celebres rares
ou curieuses. Paris, Rapilly, 1903.

Der Verfasser hat mit diesem Buche eine Arbeit geliefert, für die
ihm die Kupferstichsammler zu großem Dank verpflichtet sind. Selbst
ein Sammler, war es ihm von Anfang an darum zu tun, nur das zu bieten,
was seinen Mitbrüdern nützlich und notwendig ist. Er berücksichtigt
denn auch nur die Blätter, die heute allgemein gesammelt werden. Daraus
erklären sich Vorzüge und Mängel des Buches. Warum, wird man fragen,
gerade diese Blätterund nicht ebenso gut andere ? Der Geschmack wechselt,
und ein Blatt, das heute außerordentlich hoch bezahlt wird, kann morgen
fast wertlos sein. Warum überschätzt man heute so über alles Maß und
Ziel die farbigen reproduzierenden Stiche der Engländer des XVIII. Jahr-
hunderts und achtet fast für nichts die modernen reproduzierenden
Stiche, selbst wenn sie auch farbig sind? Es ist Modesache und Snobis-
mus, nichts anderes.

Aber der Verfasser hatte eben nicht die Absicht, für die
Sammler eines späteren Jahrhunderts zu schreiben, sondern für die
des gegenwärtigen. Sehen wir also, wieweit diesen sein Buch nützlich
sein kann.

Das Werk zerfällt in sieben Abteilungen: die deutsche Schule,
die französische, die holländische und vlämische, die italienische, die
englische, die französische des XVIII. Jahrhunderts und endlich die
Künstler des XIX. und XX. Jahrhunderts, Franzosen sowie Ausländer.
In jeder dieser Abteilungen werden die Künstler alphabetisch aufgezählt,
mit kurzen Biographien, dann werden ihre bemerkenswerten Blätter
angeführt undbeschrieben, ihreZustände, ihre Preise, die öffentlichen und
privaten Sammlungen, in denen man sie finden kann, die Händler, bei
denen sie zu haben sind, und die Bücher, die von ihnen sprechen. Dem
Beispiele folgend, das Beraldi in seinen Graveurs du XIX.' siecle gegeben
hat, unterbricht der Verfasser die mitunter etwas trockene Aufzählung
durch mannigfaltige Abschweifungen, die immer sehr interessant sind,
wenn sie nur irgendwie mit dem behandelten Stoffe in Zusammenhang
stehen. So spricht er zum Beispiel aus Anlaß Chahines von dem Kunst-
händler Sagot oder aus Anlaß der Arbeiten der Frau Kollwitz von Herrn
Hessele. Ein anderesmal spricht er über Technik oder erzählt eine
Anekdote oder wagt gar eine kritische Bemerkung. Der Verfasser ver-
steht es mit einem Wort, vollständig zu sein, ohne dabei langweilig zu
werden.

Eine Lücke freilich erregt unser Bedauern, mag sie auch der Ver-
fasser absichtlich offen gelassen haben. Für die ältere Zeit, worüber
schon frühere Kataloge vorliegen, gibt der Verfasser biographische
Daten über die Künstler, nicht aber über die lebenden, bei denen es an
solchen Hilfsmitteln mangelt. Wir finden also in seinem Buche das,
was wir auch wo anders finden können, und das, was wir wo anders
nicht finden, das suchen wir darin vergeblich. Das ist, wie gesagt, recht
bedauerlich, doch darf man sich nicht verhehlen, daß sich der Verfasser
diese Angaben nur mit großen Schwierigkeiten hätte verschaffen
können.

Aber das Buch hat so viele andere Vorzüge, daß man es den
Kunstfreunden wärmstens empfehlen muß. Es ist eine ernste und sehr

CUment-Janin.

schätzenswerte Arbeit.
 
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