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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.4239#0030
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26 —

gelevvt zu Sannd Sebalt« (Germanisches Museum, Hs. 6277) auf Folio 107 unter den in diesem Jahre »von Trinitatis
bis Crucis« Verstorbenen angeführt. Der Todestag selbst ist angegeben in den »Genealogien Nürnbergischer
Geschlechter« (Germanisches Museum, Hs. 1837), einer sehr umfangreichen, aus sieben Teilen bestehenden Hand-
schrift, die den Stammbaum der Nürnberger Familien aufweist, ferner das Wappen der einzelnen Geschlechter und
hie und da auch ein Bildnis von diesem oder jenem bedeutenderen Mitgliede derselben. Im zweiten Bande dieses
Werkes ist auf Seite 1238 zu lesen, daß Ulrich Starck am 11. Juli 1549 gestorben sei, eine Angabe, die auch mit der
Inschrift seines Epitaphs auf dem Johannesfriedhof übereinstimmt. (Trechsel, Erneuertes Gedächtnis des Nürn-
bergischen Johannis-Kirch-Hofs, Seite 472.) Weiterhin meldet uns das genannte Geschlechterbuch noch, daß er seit
dem 7. Februar 1513 mit Katharina Imhof, einer Tochter Ludwig Imhofs und der Elisabeth Holzschuber, vermählt
war und mit dieser zwei Kinder gezeugt habe. Seine Gemahlin lernen wir auf einer Medaille kennen, die Will in seinen
»Nürnbergischen Münzbelustigungen« als 27. Stück des zweiten Teiles beschreibt. Die dem Text beigefügte Abbildung
entspricht allerdings dem Original insofern nicht, als die Frau hier weit schmächtiger und zarter erscheint, als sie der
Kupferstich darstellt. Ulrich Starck selbst, den wir hier an der Seite seiner Gattin sehen, dürfte, wenn man ihn nur von
dem Dürerschen Porträt und der eingangs erwähnten Medaille her kennt, nur schwer zu identifizieren sein. Allein die
Umschrift des Doppelbildnisses enthebt uns jeden Zweifels. Er ist, wie sich aus der angebrachten Jahreszahl schließen
läßt, hier acht Jahre jünger dargestellt als auf der ersten Medaille. Seine Züge haben fast noch etwas Weichliches; es
fehlt das Markige, Strenge. Entschlossene, das wir an dem anderen Bildnis bewundern. Von der charakteristischen
Rundung des Kinnes, dem energischen Zug um Nase und Mund und dem entschiedenen Blick des Auges ist kaum
etwas zu bemerken; auch das strähnig herabfallende, unten glatt abgeschnittene Haar wirkt befremdlich, so daß, falls
die Inschrift der Medaille fehlte, einzig und allein die eigenartige Barttracht zur Identifizierung herangezogen werden
könnte. Daß Starck übrigens auch diese in der späteren Zeit ablegte, zeigt uns eine andere, 6 Jahre vor seinem Tode
gefertigte Medaille, auf der seine interessanten Züge von einem langen, krausen Vollbart eingerahmt erscheinen.
(Domanig, Peter Flötner als Plastikerund Medailleur.Jb.d.kh. Sammlungen d. Ah.Kaiserhauses,XVI, 1895, Taf.VI, Nr. 10.)

Wer der Schöpfer des von uns abgebildeten ausgezeichneten Stückes ist, vermag ich nicht zu sagen. Daß es
eine Nürnberger Arbeit ist, dürfte wohl zweifellos sein, und Erman mag wohl auch gute Gründe gehabt haben, wenn
er die Medaille in seinen »Deutschen Medailleuren« (S. 30) unter den Stücken aufführt, die dem Kreise der Ludwig
Krugschen Arbeiten anzugliedern sind. Daß die Medaille von Krug selbst herrührt, behauptet Erman nicht; doch wäre
es immerhin möglich bei einem Künstler, von dem schon Neudörfer sagt: »Ich könnte nicht erdenken, was diesem
Ludwig Krug ... an Verstand der Silber- und Goldarbeit, im Reissen, Stechen, Graben, Schmelzen, Treiben, Malen,
Schneiden, Conterfetten sollt abgangen seyn . . . Was er in Stein, Camee und Eisen schnitt, das war auch bei den
Wahlen (Wälschen) löblich.«

Für den Fall, daß man aus stilistischen Gründen den Nachweis der Urheberschaft Krugs für erbracht annehmen
würde, bliebe dann nur noch die Frage übrig, ob das Dürersche Porträt ihm wohl als Vorlage für die Medaille
gedient hat; doch kann man auch hierauf nicht mit einem apodiktischen Ja antworten, wenngleich die Wahr-
scheinlichkeit eine ziemlich große ist. Möglich, daß Ulrich Starck die Porträtzeichnung, die ihm Dürer jedenfalls
verehrt haben wird, dem Ludwig Krug mit dem Auftrage übergab, ihm danach eine Medaille anzufertigen. Es wäre ja
nicht die einzige Arbeit Krugs, die unter Dürers direktem Einflüsse entstanden ist. Soweit ich aus den paar mir gerade
vorliegenden Stichen ersehe, ist zum Beispiel auf B. 1 eine Entlehnung der knieenden Madonna des Baumgärtnerschen
Altars festzustellen; und in ähnlicher Weise haben wir auch in den zwei nackten Frauen (B. 11) eine Zusammen-
stellung Dürerscher Figuren zu sehen, insofern als die links stehende nach dem sogenannten kleinen Glück (B. 78)
kopiert ist, während die andere dem Stiche B. 75 (die vier nackten Weiber) entlehnt ist.

Alfred Hagelstangc.

Altwiener Fächer und Miniaturen von Hieronymus Löschenkohl.

Von höchstem kulturgeschichtlichen Interesse sind die Kupferstiche des Wiener Kunstverlegers H. Löschen-
kohl, der alle Zeitereignisse Wiens vom Ende der Siebzigerjahre des XVIII. Jahrhunderts bis zirka 1800 mit rasch
ausgeführten, volkstümlichen und kräftigen Stichen begleitete. Neben den rein historischen Blättern finden wir Zeit-
satiren, dann Luftballons, Hinrichtungen etc. Die Hinrichtung der Rebellen Horja und Kloska (1785) zum Beispiel
muß damals einen großen Eindruck gemacht haben, und die Wiener Damen interessierten sich offenbar sehr für die
interessanten romantischen Räuber, besonders für Horja, denn unter dem 1. September 1780 meldet das von
Bertuch und Kraus herausgegebene »Journal der Moden aus Paris«, daß man in Wien Hauben »ä la Horja« trägt; sie
 
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