Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1905

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4239#0035
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
reproduzierenden H. Paillard (»Soirs de Paris« nach I
Minartz), S. Pannemaker und Jules Germain (nach
Jeanniot). P. Gusman tritt mit Porträten und Ansichten
antiker Ruinen gleichzeitig als Holzschneider und als
Radierer auf, Pierre Roche endlich verwendet jetzt die
»Gypsographie« sehr wirkungsvoll zur Buchillustration
(La Loie Füller, Text von Roger Marx). — II. Societe des
Artistes Francais. a)Von den ausgestellten Zeichnungen
seien hervorgehoben: gute Tierstudien von Andre Leroi;
das Porträt einer Frau mit einem kleinen Mädchen von
Corabeuf; Soldaten von Larteau: eine ausgezeichnete
weibliche Studie in merkwürdiger Beleuchtung von
Adler; ein gutes Bildnis A. Frances von Aug. Leroux;
dekorative Figuren in der Art des Puvis de Chavannes
von AI. Seon; große Rötelstudien in der Art Lemoines
im XVIII. Jahrhundert, aber besser gezeichnet, von La
Lyre; eine Kreuzabnahme von G. Pierre, die einer Sepia-
zeichnung eines alten Meisters täuschend ähnlich sieht;
eine ganze Reihe höchst lebendiger, winziger Porträt-
zeichnungen von Cormon; eine Vorstadtlandschaft in
der Art Steinlens von Marret; ein wuchtiger »Sturm«
von Lunois; Arbeiten von Greils harne r und so weiter. —
b) Die Originalradierung vertreten: Charvot, der Millet
nachahmt; Louveau-Rouveyre mit einer Flucht nach
Ägypten, die an die Primitiven erinnert; Frelant,
einer von den ganz Jungen, mit reizenden kleinen Land-
schaften; Frau Sloane, die von Legros beeinflußt
zu sein scheint; Joseph Pennell, der sich in seinen
Londoner Ansichten als Fortsetzer Whistlers zeigt;
We semann mit einem großen Blatt, das den Kampf eines
vom Pferd gestürzten Reiters mit dem sich bäumenden
Tier darstellt, einer tüchtigen Leistung, bei der nur die
Landschaft etwas stillos behandelt ist, und andere. Re-
produzierende Radierungen haben ausgestellt Chauvel,
Laguillermie, Jules Jacquet, Barbotin, Dezarrois,
Focillon, Mathey, Giroux, Fonce, Toussaint und
Le Couteaux. Gering an Zahl sind die Originalholz-
schnitte, hier wäre nur P. E. Vibert zu nennen.
Reproduzierende Holzschnitte haben Derbier (nach
Lunois), Bornet, Alice Puyplat (nach Dunki), Eugene
Froment (nach Vierge), Frau Prunaire (nach Saint-
Marcel), Dete, Van de Put (nach Roybet), Mathieu,
Deloche, Frantzen und andere. Die Original-
lithographien bieten nichts besonders Bemerkenswertes.
Die einzigen Namen, die Erwähnung verdienen, sind
Belleroche, Fosberg, Nicolas, Bouisset und Frau
Poseier. Reproduzierende Lithographien schließlich sind
da von Collas, Trupheine (Dom von Chartres),
Laroche, Toupey, Maurou, Leleu, Masson und
anderen. C.-J.

Paris. Salon d'Automne 1904. — Der Herbstsalon
tut heuerzum zweiten Male seine Pforten auf. Die vorjährige
Veranstaltung war übrigens nur ein Embryo. Der heurige
Herbstsalon ist in einer Hinsicht eine große Neuerung im
Pariser Ausstellungswesen. Statt nämlich die Kunstwerke

nach den üblichen Gruppen (Gemälde, Bildhauerarbeiten
und so weiter) zu sondern, mischt er sie alle durcheinan-
der. So enthält denn derselbe Saal Statuen, Bilder, Töpfer-
arbeiten, Zeichnungen, Holzschnitte und Radierungen,
Schmucksachen und Möbel. Man hat dabei die Absicht
gehabt, die Sachen nach Möglichkeit in die Umgebung zu
bringen, für die sie bestimmt sind, so daß sie schon in
der Ausstellung so wirken, wie nachher, wenn sie in das
»home« übergegangen sein werden.

Werke der vervielfältigenden Kunst sind in so großer
Zahl ausgestellt, daß oft dieselben Blätter in mehreren
Sälen auftreten. Nichtsdestoweniger bietet der Herbstsalon
auch auf diesem Gebiete manches Neue. Wir wollen diese
Neuigkeiten kurz durchgehen, wobei wir dem Katalog
nicht nur folgen, sondern ihn auch hie und da berichtigen.
Er hat dies sehr nötig, denn er ist voll Fehler.

Pierre Bonnard, Maurice Denis und Vuillard
vertreten mit ihren Lithographien die Bestrebungen der
Jungen, Bestrebungen, die nun auch schon zehn Jahre
alt sind. Mit der Zeit gewinnt man auch diesen Arbeiten
Geschmack ab, trotz ihrer Skizzenhaftigkeit und ihrer
vielleicht sogar gewollten Ungeschicklichkeit. Von 0dilon
Redon sind phantastische Lithographien da, denen ich
aber seine Arbeiten nach der Natur, besonders seine
Blumenstücke vorzöge. Der Katalog verzeichnet noch
Lithographien von Depre, die aber so sehr Bleistift- und
Rötelzeichnungen gleichen, daß ich sie dem Katalog zum
Trotz auch wirklich dafür halten möchte. Radierungen
(zum Teil in Farben) haben ausgestellt Bergman, Frau
Besson, Laboureur, Laffite, A. Müller, R. Ranft,
Sterne und Taquoy, Trockenstiftarbeiten Pankiewicz,
Villon und Ouvre, der letztgenannte auch Aquatinta-
blätter. Von Holzschneidern finden wir Perrichon (nach
Cheret und A. Leroux) und Vibert. Farbige Holzschnitte
haben eingesandt der schon genannte Laboureur und
Kandinsky, ein in München gebildeter Künstler, der
übrigens auch als Lithograph vertreten ist. Wenn wir
schließlich noch die ausgezeichneten Monotypien von
Dagn ac-Rivi ere nennen, so glauben wir damit die Reihe
der graphischen Künstler geschlossen zu haben und
können zu den Zeichnungen übergehen.

Hier steht in erster Linie Alphonse Legros. Nicht
weniger als dreiundvierzig Bildnisse hat er ausgestellt,
zumeist Köpfe von Kindern und Jünglingen, mit Goldstift
gezeichnet, wahre Wunder von Leichtigkeit der Ausführung
und voll Reiz im Ausdrucke. In weitem Abstände nach ihm
kommen die übrigen: Adler, David Andre, Belleroche,
Cirou, David, Grün, Hanicote, Testard, Vibert und
andere. Wie gut auch ihre Arbeiten sein mögen, Legros
überragt sie alle, sicut inter viburna cupressi.

Sehr interessant sind dann die Zeichnungen von
Puvis de Chavannes. Besonders fallen darunter die
Arbeiten aus seinerSchülerzeit auf, in denen man schon den
künftigen großen Meister erkennen kann, und ■— Karika-
turen. Keine geringere Überraschung sind dann zwei
Gemälde, Nachklänge von Giorgione und —■ Delacroix.
 
Annotationen