Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1907

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4249#0015
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11



Liebesbrunnen, beide Unica des British Museum,
zu stellen. Auf dem einen Blatte1 spielen sieben ge-
slügelte Butten in einem Wasserbecken, aus dem sich
ein Aufsatz mit drei Butten und darüber die Gestalt
einer geflügelten, eine Art von Fackel haltenden Venus
erhebt. Der andere Stich2 zeigt ebensalls einen Brunnen
mit großem Becken und hohem Aussatz. In dem
Becken baden süns Frauen, eine sechste bemüht sich
hineinzuklettern. Oben steht unter einem von Del-
phinen getragenen Baldachin eine größer gebildete,
ganz nackte Frau, zu deren Füßen zwei Butten sitzen.
Auf dem Sockel des Brunnens oder neben ihm sitzen
links und rechts drei Baare nackter Männer und Frauen,
vorn eine nackte Frau in halb liegender Stellung, aus
die ein geflügelter Futto von rechts her zuschreitet.
In beiden Darstellungen begrenzen Felsen links und
rechts den Flan. Trotz einer gewissen Steisheit und
Geziertheit der Formen und Bewegungen sind die
anmutigen Gestalten doch sehr seinsühlig gezeichnet
und in ihrer Zusammenstellung höchst reizvoll. Die
Behandlung des Ornamentalen ist wenig glücklich.
Der Ton der Stiche ist zart und sarbig wie in den
»Tarocchi«.
Demselben Darstellungskreise wie diese beiden
Blätter gehört eine Buttenweinlese an, in der wir
sechzehn gessügelte Putten im munteren Spiele mit
der Traubenlese, der Bereitung und auch der ausgie-
bigen Brobe des Weines beschäftigt sehen.3 Der Boden
ist nur vorn durch Felsen angedeutet, den Hintergrund
bildet eine Reihe pyramidenförmiger Bäume. Die tech-
nische Aussührung ist etwas gröber und weniger sorg-
sältig als in den »Tarocchi«. Eine Bettelfrau, die
zwei Kinder aus den Armen und ein drittes in einem
Tuche aus dem Rücken trägt,* ist vielleicht nicht als
bloße Genresigur gedacht, sondern kann wohl auch
eine sinnbildliche Bedeutung haben und zu einer Folge
von Darstellungen gehören. Als Arbeiten gleichen Stils
sind noch anzuführen, der Kopf eines unbärtigen
Mannes, der einen mit einem Ziegenkopf und einem
fahnehaltenden Futto verzierten Helm trägt,5 und
mehrere Darstellungen von Segelschiffen. In dem
einen dieser Blätter sieht man ein Schifs mit geschwellten Segeln nach rechts hin steuern.6 Ein ebensalls venezianisches
Blatt mit einem nach links hin segelnden Schisse befand sich vor einigen Jahren im Besitz von H. G. Gutekunst
in Stuttgart.7 In einem dritten, kleineren Kupserstich sind zwei Schisse aus hoher See mit dem Sturme kämpfend


Aus der S-Folge der > Tarocchi«.





i 167 : 100mm. Siehe Passavant, V, Seite 189, Nr. 100.
2 207 : 180mm. Siehe Passavant, V, Seite 188, Nr. 99. Abbildung: Prints in the British Museum, publ. by the Trustees 1886, Tasel IX.
3 262 : 191 mm. Siehe Passavant, V, Seite 48 Nr. 121. (Baldini zug.); Kollofs, Meyers Künstlerlexikon. (Baldini, I, 68). Abbildungen:
Chalkographische Gesellschaft 1891, Nr. 1; Müntz, Hist. de l'art p. la ren., II, Seite 111. — Exemplare: Wien, Albertina; Chatsworth ; Paris,
Rothschild (aus Sammlung Holford). Eine alte Nachzeichnung befindet sich im Gabinetto nazionale d. stampe zu Rom. Wir kennen zwei andere
Darstellungen desselben Gegenstandes von der Hand Florentiner Stecher. (Passavant, V, Seite 20, Nr. 32 und unbeschrieben, Florenz, Ufsizi.)
4 168 : 94mm. Unbeschrieben. Der einzige bekannte Abdruck im Kupferstichkabinett zu Darmstadt.
."■ 104 : Timm. Passavant, V, Seite 24, Nr. 50. British Museum.
<> 248 : 204mm. Bartsch, XIII, Seite 425, Nr. 62; Passavant, V, Seite 192, Nr. 110; Kollosf in Meyers Künstlerlexikon. (Baldini, I, 175.);
Abbildung in Ottleys Coli, of Facsimiles. London 1826, pl. VII, Nr. 23. British Museum. Ebendort eine gegenseitige, ziemlich genaue Kopie
nach diesem Stiche (255? : 174).
7 200 : 139mm. Personen sind auf diesem Schifse nicht dargestellt.


 
Annotationen