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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.4249#0028
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1906. Vom Jahre 1846 an stellte er auf den Salons der
Societe des Artistes francais zahlreiche Gemälde aus,
zumeist religiöse Kompositionen und Bildnisse, die wieder-
holt (1861, 1865, 1867) durch Medaillen ausgezeichnet
wurden. Man verdankt ihm auch einige Lithographien. —
Adrien Moreau, Maler, geboren zu Troyes am 18. April
1843, gestorben im Februar 1906. Schüler von Pils. Seine
geschmackvollen und gut gezeichneten Bilder hatten
starken Erfolg. Er hat auch viel dazu beigetragen, die
Aquarellmalerei wieder zu Ehren zu bringen und war

unter der kleinen Zahl von Künstlern, die im Jahre 187S
die Gesellschast der Aquarellmaler gründete. C.-J.
Paris. — An der Ecole des Beaux-Arts sind dem
schon bestehenden Lehrstuhl sür Kupserstich drei weitere
sür Radierung, Holzschnitt und Lithographie hinzugesügt
worden. Waltner, Stesan Pannemacker und Maurou
sind zu Lehrern dieser Fächer ernannt worden. Damit ist
eine empfindliche Lücke im Unterricht der graphischen
Künste in Frankreich ausgesüllt. C.-J.

Besprechungen neuer Erscheinungen.
A. de Vesme, Le Peintre-Graveur italien.
Mailand, U. Hoepli.
Das vorliegende Buch, ein stattlicher Quartband von sünseinhalb-
hundert Seiten, gibt sich als eine Fortsetzung von Bartschens Peintre-
Graveur und behandelt das radierte Werk von einundsechzig italienischen
Künstlern des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts.
Am umfangreichsten erscheint das Werk Stefano della Bellas, das
mehr als die Hälfte des Buches einnimmt; das weiteste Interesse aber
wird wohl von allen diesen Künstlern den drei Tiepolo und den beiden
Canaletto gewiß sein.
Den sorgfältigen Beschreibungen der Blätter mit allen ihren Zu-
ständen geht immer eine gehaltvolle und sehr hübsch geschriebene Ein-
leitung voraus, die unter anderem auch über die Lebensgeschichte der
einzelnen Künstler unterrichtet. Zu einer dieser Einleitungen möge hier
eine Bemerkung erlaubt sein. Die Biographie B. Bellottos ist bekannt-
lich noch nicht in allen Teilen ganz ausgehellt. So ist immer wieder von
einem Aufenthalt Bellottos in England die Rede. Mit Recht hält Vesme
einen solchen sür ganz unwahrscheinlich und vermutet bei dieser Angabe
eine Verwechslung mit dem älteren Canaletto. Gar nicht aber spricht
Vesme von der Tätigkeit Bellottos in München, die gewöhnlich in die
Vierziger-Jahre des achtzehnten Jahrhunderts versetzt wird, während
doch (durch die Schrift auf den von Jungwirth gestochenen Ansichten von
München und Nymphenburg) das Jahr 1761 dasür ganz gesichert ist.J
A. Trost.
Loys Del teil, Le Peintre Graveur illustre.
I. Band. Paris, Selbstverlag.
Da Beraldis Werk Les Graveurs srancais du XIXe siecle un-
zulänglich geworden ist, hat Loys Delteil den guten Gedanken gehabt
und ausgesührt, es zu erneuern und zu vervollständigen. Delteils Buch
hat den unbestreitbaren Vorteil, daß es von allen besprochenen Blättern
Abbildungen bringt. Die Beschreibung tritt dadurch, ohne ganz über-
flüssig zu werden, an zweite Stelle und das Bestimmen der Blätter wird
außerordentlich erleichtert. In dem vorliegenden ersten Bande behandelt
der Versasser nur Künstler, die bereits verstorben sind und deren Werk
nicht umsangreich ist: Millet mit 34 Blättern, wozu noch 3 ihm sälsch-
lich zugeschriebene kommen, die gleichsalls abgebildet sind; Th.
Rousseau mit 6 Blättern; Dupre mit 8 Lithographien; Jongkind
mit 20 Blättern, wozu noch 2 verloren gegangene und 1 sälschlich zuge-
schriebenes kommen. Bei jedem Blatte sind die Zustände angegeben, die
Maße, die letzten aus Versteigerungen erzielten Preise und Ähnliches
mehr. Delteil hat mit seinem höchst gewissenhast gearbeiteten Werke,
dessen Preis übrigens sehr bescheiden ist, die Sammler zu großem
Dank verpslichtet. Weitere Bände, zum Beispiel über Meryon, sollen
in kurzem solgen. Clement-Janin.

1 Ob übrigens die so bedenkliche Angabe in Naglers Künstler-
lexikon (I, 395), Jungwirth habe nach Bellottos Gemälden zwanzig (!)
Prospekte gestochen, schon endgültig widerlegt worden ist? An einer
anderen Stelle (VI, 509) erwähnt dann Nagler noch als von Jungwirth
gestochen eine Ansicht von Freising nach Canaletto.

Richard Hamann, Rembrandts Radi erringen.
Berlin, Bruno Cassierer 1906.
Die im vorliegenden, stattlichen Bande enthaltenen hundertdreißig
Abbildungen nach den schönsten und hervorragendsten Radierungen
Rembrandts wird man sicherlich mit Freude begrüßen müssen. Die
Reproduktionen, zum größten Teil in Strich- und Kornätzung hergestellt,
kann man, wenn man die Schwierigkeiten bei der Wiedergabe
Rembrandtscher Radierungen bedenkt, im ganzen als wohl gelungen
bezeichnen. Auch die wiedergegebenen Zustände sind mit Sorgfalt und
Sachkenntnis gewählt. Ebenso scheint mir die Auswahl der Radierungen
gut getrosfen: in dem ganzen Bande ist kein Blatt enthalten, dessen
Echtheit mit Grund bezweiselt werden könnte, die Hauptblätter sind fast
alle wiedergegeben mit wenigen Ausnahmen, worunter mir das Fehlen der
herrlichen »Landschast mit den drei Bäumen« am empsindlichsten scheinen
will. Nicht ganz so habe ich mich mit dem Text besreunden können. Der Ver-
sasser erklärt zwar in der Vorrede, sich nicht so sehr an die Kenner als
an die Liebhaber der Rembrandtschen Radierungen und graphischer Kunst
überhaupt wenden zu wollen; dennoch hat er sich nicht recht klar
gemacht, zu welchen Lesern er eigentlich sprechen will. Obwohl das Buch
zwei hervorragenden Kunstforschern, Adolph Goldschmidt und Heinrich
Wolsflin, gewidmet ist, so ist es auch ohne die einleitenden Worte
des Versassers klar, daß es nicht sür Vertreter der Kunstwissenschast
geschrieben ist; denn diese werden nichts tatsächlich Neues und kaum
irgend eine Anregung darin sinden. Sammler und Liebhaber werden wohl
auch lieber nach einem Verzeichnis, wie etwa dem von Woldemar von
Seidlitz versaßten, greisen. Künstler werden noch am ehesten an dem Buche
Geschmack finden, aber wohl auch nur aus dem Grunde, weil es in einem
vielleicht manchen anheimelnden modernen Künstlerjargon geschrieben ist,
der — beiläufig bemerkt — oft zu Vergewaltigungen der deutschen Sprache
sührt. Auch der Vergleich vonRembrandts Schöpsungen mit modernen, an-
sechtbaren Arbeiten ist ost recht störend. Willaberder Versasser mit seinem
Buche sich an das große Publikum der Kunstfreunde wenden, so fehlt es
vor allem an einer klaren, ordentlich durchdachten Disposition, die das
Buch zu einem gewiß wünschenswerten Führer durch die reiche Welt
von Rembrandts Radierungen machen könnte. Die Schilderung der inneren
Entwicklung des Künstlers müßte klarer werden, als sie in der breiten
und viele Wiederholungen ausweisenden Darstellung des Versassers
wird, der Vergleich der Jugendwerke mit den Arbeiten der Vorgänger
und Zeitgenossen dürste ebensowenig vermißt werden, wie der Vergleich
der Aussassung Rembrandts mit seinem Stoss, mit seiner Aufgabe. Bei den
biblischen Darstellungen hätte der Verfasser die Bibel nicht aus der Hand
lassen dürsen; denn bei keinem Künstler ist es so wichtig und anregend,
die Bibelstellen zur Erklärung heranzuziehen, wie bei Rembrandt. Hätte
der Versasser mehr den Gedanken historischer Aufsassung, als den an
die Kunst des heutigen Tages im Auge gehabt, so hätte er dem Laien
mehr geboten und dabei wäre vielleicht auch manches sür den Kunst-
sorscher abgesallen. Die Beobachtungen des Verfassers sind, wie ich nicht
verkennen will, oft richtig, aber selten führen sie zu einer Bemerkung,
die sür die Erkenntnis von Rembrandts Radierungen sörderlich oder
anregend sein könnte. Gustav Glück.
 
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