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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.4249#0043
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fc':.

— 39 —
Dichtung »Erlinde«, (Stuttgart, Cotta 1851). Neben dem Namen Schwinds ist hier
auch der Name des Künstlers angegeben, dem wir die gute Wiedergabe der
Zeichnung verdanken: es ist der bekannte Münchener Kupferstecher J. L. Raab
(1825-1899).
Der Auftrag zu dieser Arbeit ist Schwind wohl von Ottilie von Goethe, die
damals in Wien lebte, offenbar durch die Vermittlung seines alten Freundes
Bauernfeld erteilt worden. An diesen schreibt Schwind am 20. Oktober 1850:
»Die Vignette zu dem Jung-Göthischen Werke will ich mit Vergnügen machen,
verwahre mich aber im Voraus gegen etwaige Cotta'sche Unzufriedenheit. Ich
kann mich nicht in einen Franzosen verwandeln und das ist bei Cotta der
oberste der Begrisfe«. Am 29. Dezember 1850 meldet er demselben Freunde:
»Ebenso ist die Arbeit für W. Göthe das nächste was ich thue, was ich zu
berichten bitte«. Zu diesen im VI. Bande des Grillparzer-Jahrbuches schon ver-
öfsentlichten Äußerungen des Künstlers kommt noch ein Brief, der sich in der
Sammlung des Herrn Arnold Otto Meyer in Hamburg befindet und, obwohl dort
unter die Briefe an Franz von Schober eingereiht-, wohl an keinen andern
gerichtet ist, als ebenfalls an Bauernfeld. Der Brief, dessen Adresse leider fehlt,
ist aus München und vom 20.Februar 1851 datiert und lautet: »Liebster Freund
Entschuldige daß ich dir die Mühe mache, inliegende Zeichnung an Fr. v. Goethe
nebst meinen ergebensten Empfehlungen zu spediren. Ihre Adresse ist mir unbe-
kannt. Wo man das moderne Zeug anrührt, ist es in Grund und Boden nichts Nutz.
Man hat keine Farbe, keinen gesunden Strich man wird ganz dumm davon. Da sie
wahrscheinlich hier gestochen wird kann ich noch Einssuß nehmen. Bitte mir we-
nigstens zuzugestehen, daß ich es an Fleiß nicht habe fehlen laßen. Dein alter
Schwind«.
Man sieht, Schwind hat sich von dieser Dichtung, die übrigens Goethes Enkel als ganz junger Mensch geschrieben
hat, nicht angezogen gefühlt; sein künstlerisches Empfinden sträubte sich gegen jenes Schwanken zwischen zarter
Romantik und derbem Realismus, zwischen farbloser Gedankenpoesie und schwüler Sinnlichkeit, das die Lektüre
der »Erlinde« des jungen Goethe so wenig erfreulich macht. Wir glauben, daß Schwind nur wenige Seiten davon
gelesen haben wird; denn auch in seiner Titelvignette schildert er nicht eigentlich eine Szene des Gedichts, sondern
er gibt einfach die Gestalt der Wassernymphe Erlinde so wieder, wie er selbst sie sich vorstellte. Heute wird man
vielleicht das hübsche Büchlein, das nicht häufig zu sein scheint, wieder hervorsuchen, freilich schwerlich wegen der
Dichtung selbst, sondern vielmehr wegen des Titelblattes, das einer erfunden hat, der ein weit größerer Dichter war
als der Verfasser der »Erlinde«.
Gustav Glück.


M. v. Schwind, »Erlinde«. Kupferstich von
J.L.Raab. Nach den »Klassikern der Kunst
in Gesamtausgaben«. (Stuttgart, Deutsche
Verlagsanstalt.)

Andresens Nachträge zu seinen »Deutschen Malerradierern«.
Vor einigen Jahren erwarb ich von einem Antiquar Andresens Handexemplar der drei ersten Bände seiner
»Deutschen Malerradierer des XIX. Jahrhunderts«. Die Bände enthalten zahlreiche Nachträge und Verbesserungen zu
den Werken einzelner Künstler von der Hand des Verfassers. Da sie meines Wissens noch nirgends verösfentlicht
sind, auch nicht umfangreich genug sind, um eine Neubearbeitung einzelner Künstlerwerke zu veranlassen, so will ich
sie hier der Öffentlichkeit übergeben, ganz in der Form, wie sie mir vorliegen. Nur einige Bemerkungen aus eigenem
Wissen seien hin und wieder beigefügt.

I. Josef Anton Koch. Bd. I.
Zu S. 31. Nr. 25. Die Strafe der Diebe aus
Dantes Hölle.
Handschriftliche Verbesserung: »H.7" 2'", Br. 8" 11'"
d. PI. Raub- und wildes Diebsgesindel aller Art, von
scheußlichen Drachen und Schlangen gemartert. Felsige

Schlucht mit zwei freischwebenden steinernen Brücken
in der Höhe des Blattes, Dante und Virgil stehen rechts
oben vor dem Ende der vorderen dieser Brücken.
Schlangen verschiedener Art peinigen die Verbrecher,
unter welchen in der Mitte ein Kentaur. Ohne Dantes
Namen«.

" Dieser Brief gehört nicht zu denen, die der feinsinnige Hamburger Kunstsreund unmittelbar aus Schobers Nachlaß erworben hat, sondern
ist erst später auf einer Versteigerung von J. A. Stargardt in Berlin im Oktober 1896 erworben worden.
 
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