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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.4249#0062
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— 58 —
Das Bildnis von Andreas Dürer in der Nationalgalerie zu Budapest.
Das bescheidene Resultat unserer Studien über das Budapester Bild wurde schon in einem Artikel der ungarischen
Zeitschrift »Müveszet« ' in kürzerer Fassung publiziert. Da aber diese Auseinandersetzungen, wegen Unkenntnis
der Sprache, den Sachverständigen sozusagen ganz verborgen bleiben müssen, so sei es uns erlaubt, unsere Beob-
achtungen auch an dieser Stelle zu verössentlichen.
Das kleine Gemälde der Budapester Galerie stellt das Brustbild eines blonden Mannes dar, welcher, sich etwas
nach links wendend, einen schwarzen Pelzmantel und aus dem Kopfe eine Netzhaube trägt. Der Hintergrund des B ildes
ist rot. Thausing charakterisiert den Dargestellten im XIV. Kapitel seines Buches aus folgende Weise:2 »Wohl schon
aus früherer Zeit (als 1516; er sprach eben von dem Brustbild eines Mannes in der Galerie Czernin) stammt das jetzt
in seinem trostlosen Zustand kaum zu datierende, unbezeichnete Bildnis eines bartlosen, kränklichen, etwa 40jährigen
Mannes, vermutlich eines Gelehrten, in der Pester Landesgalerie. Es ist ein knochiges, breites Gesicht mit hoher


»Andreas Dürer«. Silberstiftzeichnung Albrecht Dürers
in der Albertina.

Gemälde von Albrecht Dürer in der Nationalgalerie
zu Budapest.

Stirne, weitgeschwungenen, etwas geknickt ausgezogenen Brauen und kleinen, braunen, müden, ein wenig linkshin
blickenden Augen; die Nase kurz, die Lippen sein und ein wenig schies geschnitten, was ihm einen witzigen, heiter
verständigen Ausdruck verleiht«.
Thausing sprach sich also über die Datierung des Bildes und die Persönlichkeit des Porträtierten nicht aus. Wir
wollen es nun versuchen, aus seine ossen gelassenen Fragen die Antwort zu geben.
Wohl bekannt ist uns das mit Silberstist ausgesührte Bildnis des Andreas Dürer in der Albertina (L.— Meder 533),
welches oben in der Mitte die Jahreszahl 1514 und in der rechten Ecke des Blattes die Inschrist trägt: »Also was
endres Dürer gstalt/Do er treysig jor alt ward tzalt«. Nachdem wir die Zeichnung, aus Grund der Mederschen

i »Die Kunst«. Über niederländische und deutsche Bilder aus dem XV. bis XVI. Jahrhundert in der Nationalgalerie zu Budapest, 1906, V., 152.
2 Dürer. Zweite Aufl., 1884, II., 134.
 
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