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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.4249#0065
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Andererseits wurden die folgenden Nummern zwar von Thibaudeau erstanden, gingen aber nicht in den Besitz
des Britischen Museums über.
Nr. -147 (H. 31 I, Ruega por ella, vor der Schrift und der Nummer), 448 (H. 321, Por que fue sensible, ebenso).
Auch Nr. 695 (H. 230 II, Original), aber in diesem Falle gibt Hofmann nicht an, daß sich die Radierung in der Londoner
Sammlung befände.
C. Bemerkungen zu den Lithographien.
H. 266. Auf dem Londoner Exemplar fehlt der Name Goyas.
H. 281. Das Porträt des Lithographen Gauion ist nicht in London, auch nicht im Auktionskatalog P. Burty
erwähnt. Der Irrtum geht auf v. Loga (Nr. 718) zurück. So verwechselt auch Pennell das in London vorhandene
Porträt (H. 284) mit dem Porträt Gauions.
H. 282. Weder bei Lafond (pag. 188, Nr. 18) noch bei Hofmann wird das Blatt vollständig beschrieben; bei
v. Loga fehlt es überhaupt. Es trägt nämlich oben rechts die Nummer 11, unten rechts den Namen »Goya«. Das
Blatt war im Auktionskatalog Burty sicher mit Recht als eine Zeichnung beschrieben. Schon die Oberfläche des Papiers
beweist, daß es nie unter die Presse ging. Die Zeichnung wurde aber mit lithographischer Kreide ausgeführt, weshalb
sie auch im Britischen Museum seit vielen Jahren als eine Lithographie gegolten hat; jetzt liegt sie wieder unter den
Handzeichnungen Goyas. Das Blatt stammt laut einer handschriftlichen Notiz Burtys auf der Rückseite aus der
Sammlung Madrazo, und wurde nicht 1862 von Colnaghi, sondern 1876 auf der Versteigerung Burty (Nr. 719)
erworben. Es mißt 192: 153 mm.
Eine andere in London Goya zugeschriebene Lithographie ist in keinem der Kataloge erwähnt. Das hier ver-
kleinert abgebildete Blatt wurde 1866 auf der Auktion Wellesley um 2 Pfund Sterling erworben; es war im Katalog
folgendermaßen beschrieben: A Spanish Bolero, two males and a female dancing, first attempt in lithography, by the
famous Spanish artist Goija, very rare. Das Blatt trägt kein Zeichen; es mißt 235: 360mm. Unter den drei Figuren
stehen folgende Worte: Gitano, Sevillanna del Barrio de San Bernardo, Castellano Viego. Mit den wenigen mir zu-
gänglichen Schriftproben auf den bei v. Loga abgebildeten Zeichnungen Goyas verglichen, scheint hier die Schrift
die alte Zuweisung der Lithographie eher zu unterstützen als zu widerlegen; man schreibt doch wohl mit der litho-
graphischen Kreide nicht so ohne Zwang wie mit der Feder; die Buchstaben sind ferner ungewöhnlich groß. Die Litho-
graphie ist jedenfalls zu Goyas Zeit in Madrid entstanden; sie mag wohl im Vergleich mit seinen charakteristischen
Sachen etwas banal scheinen, doch verdient sie jedenfalls den Goya-Forschern vorgeführt und nicht mehr still-
schweigend übergangen zu werden. Campbell Dodgson.

Ausstellungen.

.

Prag. Ausstellung zum Gedächtnis W. Hol-
lars. — Im Kunstgewerbemuseum wurde im April und
Mai Wenzel Hollar durch Vorträge und Schaustellung
gefeiert. Die dreihundertjährige Wiederkehr seinesGeburts-
tages fällt zwar (nicht ganz sicher) erst auf den 13. Juni,
aber aus Saisonrücksichten hat man seinen Todestag —
25. März — gewählt. Wenzel Hollar, in Prag geboren,
starb siebzigjährig in London. F. A. Borovsky hat sein
Leben und seine Tätigkeit, Jaro Springer seine Kunst im
Vortrag geschildert. Der erstgenannte, Vizedirektor des
Museums, ist zugleich Direktor des »Hollareums« und
diese Sammlung, die Landeseigentum ist, hat er im Ver-
lauf von fünfzehn Jahren zu der zweitreichsten in Europa
gemacht.
Auf heißes, ja stürmisches Drängen J. Wussins
(geb. 1810, gest. 1903 in Wien als k. u. k. Biblio-
thekar) ist das »Hollareum« in Prag gegründet worden,
nach seinen Intentionen und Wünschen als Grundstock
einer allgemeinen Kupferstichsammlung, welche aber
bis heute nicht ausgestaltet wurde. Er empfahl höchst
eifrig und eindringlich die Hollar-Sammlung des 1851 in
Bonn verstorbenen Kunsthändlers Weber zum Ankauf.

Sie zählte 2819 Blatt und G. Parthey hat sie reichlich bei
der Bearbeitung seines Verzeichnisses benützt. Wussin
mußte in Prag vieles überwinden, manche maßgebende
Persönlichkeiten überreden, bevor der Kauf abgeschlossen
wurde. Dies geschah erst im März 1863, nachdem Anton
Springer die Sammlung begutachtet hatte, auf Vorschlag
von dessen Schwiegervater Dr. A. M. Pinkas und gegen die
deutschen Stimmen im Landtag. Die um 5000 Thaler er-
worbene Sammlung wurde als Landeseigentum der »Gesell-
schaft der patriotischen Kunstfreunde« zur Aufbewahrung
übergeben, bei der sie 29 Jahre teilweise aufgestellt in dem
Zustande verblieb, wie sie von der Witwe Webers über-
nommen wurde. Erst 1892 wurde der erste Schritt zu ihrer
Komplettierung unternommen, indem der Galerieinspektor
V. Barwitius fünf fehlende Blätter aus der Sammlung
Dietze in Berlin ankaufte. Im selben Jahr hat F. A. Borov-
sky das »Hollareum« als Direktor übernommen, die
nötigen Fonds erwirkt und mit Umsicht und Findigkeit
die Sammlung bis heute derart vervollständigt, daß jetzt
nur 322 bei G. Parthey verzeichnete Blätter fehlen. So ist
das »Hollareum« die zweitreichste Hollar-Sammlung in
Europa geworden, da in der Windsor-Sammlung nur

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