Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1908

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4234#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 3 —

derung der technischen Vorzüge des deutschen Stechers besiegte zweifelsohne sein Stilgefühl. Der Autor der Propheten
und Sibyllen in der breiten Manier (dessen Serie sicherlich die spätere ist und in ihren Veränderungen den wachsenden
Einfluß von Botticellis Stil verrät) zeigt, indem er dort, wo in der Reihe der Propheten die deutschen Vorbilder völlig
reizlose Kompositionen veranlaßt hatten, neue Figuren einführt (z. B. Ezekiel und Arnos) und die ungeschickt
zusammengekauerten, durch die Evangelisten des Meisters E. S. (B. 63 bis 66) beeinflußten Gestalten der Sibyllen
ganz wegläßt, ein viel richtigeres Empfinden für Schönheit der Zeichnung. Ein noch mehr überraschendes Beispiel
für die weite Verbreitung der Drucke des Meisters E. S. in Italien als die Propheten und Sibyllen und der nord-
italienische Liebesbrunnen (Bassano)1 ist der der Zeichnung nach augenscheinlich umbrische Guerino Meschino
um 1490 bis 1500?), der auf jene Platte gestochen ist, die vorher vom Meister E. S. für seine Madonna von Einsiedeln
(B. 35) benutzt wurde.

Der italienische Stich
St. Georg und der Drache,
der hier nach dem Exemplar im
Britischen Museum abgebildet
wird, ist zwar beschrieben-,
bisher aber noch nicht ver-
öffentlicht worden und sein
Verhältnis zu E.S.3 bildet einen
andern interessanten Abschnitt
in der Geschichte des deutschen
Einflusses auf die italienische
Kunst.

Der Druck, für das Mu-
seum im Jahre 1845 erworben,
stammt ursprünglich aus der
Sammlung Sykes und ist im
Katalog der Versteigerung
dieser Kollektion (1824) unter
Nr. 1050 verzeichnet. Überein-
stimmend mit dem Katalog gab
eine handschriftliche Notiz von
Sykes an, daß sich der D r u c k
auf dem Deckel des 1467*
von Sweynheim und Pan-
nartz zu Rom gedruckten
Lactantius befand, aber
diese Bemerkung istnichtmehr
nachzuprüfen, da der Druck
gegenwärtig aufgezogen ist. Er
mißt 201: 136 mm und hat auf
allen Seiten einen 1 cm breiten
Rand. Er ist mit der Hand ko-
loriert. Der Plattenrand ist durch

i Abgebildet bei Lehrs, Jahrb.

loc. cit.

a Passavant II, 93, 53; Wills-
hire, German & Flemish Prints in the
British Museum. II (1883), 186, H. 57.
In beiden Fällen als ein Werk des
Meisters E. S. hingestellt.

3 Ich bin Professor Lehrs für
überaus freundlich erteilte Auskunft in
dieser Frage zu Dank verpflichtet.

* OffcnbareinFehler,statt 1468,
denn dies war die früheste Ausgabe in
Rom; die vorhergehende editio prin-
ceps erschien 1465 in der Druckerei zu
Subiaco.

Italienischer Stecher, St. Georg und der Drache (P. II, 93, 53).
 
Annotationen