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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.4234#0034
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— 30

Bei Hirschler fand eine reichhaltige Ausstellung
von Zeichnungen, Aquarellen, Lithographien, Algraphien
und Radierungen von Ismael Gentz statt. Der Künstler
wehrt sich, wie ich höre, sehr gegen den Vergleich mit
Allers, der sich jedem vor seinen Arbeiten aufdrängt und
nicht einmal zu seinen Gunsten ausfällt. Gentz besitzt ja
unleugbar große Geschicklichkeit in der Wiedergabe des
Äußeren, mehr aber nicht.

Bei Heller stand zu Beginn des vergangenen Jahres
eine interessante japanische Ausstellung offen. Das Ma-
terial (vor allem farbige Holzschnitte, aber auch Schablonen
und nicht unbeträchtliche einschlägige Literatur) war
reich, zwar sehr ungleichartig, doch vielfach vortrefflich,
leider jedoch gar nicht kritisch behandelt und wenig über-
sichtlich und bequem vorgelegt. Eine Ausstellung im Mai
umfaßte einige Radierungen Michls, ein paar recht gute
farbige Holzschnitte von Martha Hof rieht er, sehr hüb-
sche Spritzarbeiten und eine — allerdings in der Perspektive
etwas verunglückte — farbige Lithographie Jungnickels.
Die Karikaturen von Bertha Czegka sagten nicht viel
und die Zeichnungen des aus dem Simplicissimus be-
kannten Pascin sind künstlerisch doch zu schwach, um
die krankhafte Sexualität, die aus ihnen spricht, erträglich
zu machen.

Das Kupferstichkabinett der k. k. Hof bibliothek sah
sich bedauerlicherweise noch immer nicht in die Lage
gesetzt, durch periodische Ausstellungen ein größeres
Publikum mit seinen nicht minder reichen als planmäßigen
Erwerbungen, die ein umfassendes Bild von den Leistungen
auf dem Gebiet der modernen Graphik geben könnten,
bekannt zu machen.

Die Albertina feierte Rembrandts Jubeljahr durch
eine Schaustellung ihrer wunderbaren Zeichnungen von
seiner Hand und veranstaltete eine interessante Porträtaus-
stellung, über die noch ausführlicher berichtet werden soll.

Arpad Weixlgärtner.

Budapest. Ausstellung der Werke von Eugen
Doby. (23. November 1907 bis 6. Jänner 1908.) — Eugen
Doby war der erste Kupferstecher und Radierer großen
Stils in Ungarn. Es war ihm lange Zeit gegönnt, um
seine Kunst auszuüben — er starb anfangs Juli 1907 in
Porto Re in seinem 73. Lebensjahre — und während
seines Wirkens beherrschte er allein das Feld des von
ihm vertretenen Kunstzweiges in seinem Vaterland. Es
wurde nun aus seinem künstlerischen Nachlasse im
Museum für bildende Künste in Budapest, durch Doktor
Gabriel v. Terey eine lehrreiche Ausstellung veranstaltet,
die alle wichtigeren Werke des Meisters vereinigte. Die
chronologische Ordnung der Blätter ermöglichte es auch,
über den Entwicklungsgang des Künstlers ein klares Bild
zu konstruieren.

Den Anfang der Reihe bilden einige Bleistift- und
Federzeichnungen aus den Jahren 1842—1848, gewissen-
hafte Nachbildungen des Titelblattes des Marienlebens
(B. 76), Simsons (B. 2) und des christlichen Ritters (B. 98)

von Dürer, der Münchener Heiligen Familie von van
Dyck, des Tritonenkampfes (B. 17) von Mantegna, eines
Selbstbildnisses von Rembrandt (R. 21) und des Heiligen
Ä'£rcwjy/m«(B.4)vonRibera.Dassind die erstenÜbungen
des 8—14 Jahre alten Knaben in seiner Kunst. Sein Onkel,
der verdienstvolle ungarische Kunstforscher, Emerich
Henszlmann, war sein erster Lehrer. Er entdeckte das
Talent des Jünglings und gab ihm die Blätter seiner
Kunstsammlung als Vorlagen in die Hand. Henszlmann
war überhaupt für die ganze Laufbahn seines Neffen von
entscheidender Bedeutung. Als Feind aller Akademien,
hielt er ihn von solchen Lehranstalten fern und das mag
wohl dazu beigetragen haben, daß Doby, trotz seiner
leidenschaftslosen Art, seine Wärme und Intimität immer
bewahrte. — Den ersten systematischen Unterricht in
der Kupferstichkunst erhielt er von Alois Fuchsthaler,
einem Illustrator der Werke Henszlmanns. Der junge
Schüler führte in den Jahren 1849—1850 verschiedene
Radierungen nach Rembrandt und J. A. Klein aus,
welchen letzteren er mit besonderer Vorliebe kopierte.
Nach dieser ersten Schule kam er dann unter die Führung
des Malers Wolf gang Böhm, den er auch nach Italien be-
gleitete. Seine Lust zog ihn damals noch mehr zum Pinsel
als zum Grabstichel. Es waren auch in der Ausstellung sechs
Aquarelle zu sehen, italienische Bauern und Bäuerinnen,
lauter sicher gezeichnete und mit leuchtenden frischen
Farben breit gemalte Figuren. Von Rom und Florenz zu-
rückgekehrt, ließ er sich dann in seiner Geburtsstadt
Kaschau nieder und malte dort hauptsächlich Porträte,
mit großem Ernst und Gewissenhaftigkeit, streng und fein
durchgeführte Ölbilder, die besonders durch ihr Hell-
dunkel und die Bestimmtheit ihrer Zeichnung wirken
(Selbstbildnisse des Künstlers, Bildnisse seiner Frau, der
Frau. Henszlmann). Niemand kann es bestreiten, daß
Dobynachher einer dertüchtigstenGraphiker geworden ist,
allein den typischen Linienkünstler dürfen wir in ihm
nicht suchen. Die Abstraktion war nicht seine Sache. Er
strebte immer nach der vollkommenen Darstellung des
Gesehenen und widmete den Tonwerten ein besonders
tiefes Studium. Er vermochte die feinsten Übergänge
wiederzugeben und verfügte über eine solide sichere
Technik. Die Virtuosität blieb aber seiner bescheidenen,
zur Positivität neigenden Natur fremd. Wir können es an
seinen ausgestellten Jugendwerken beobachten, wie er
das seiner Persönlichkeit entsprechende Verfahren gesucht
hat. Die ersten Radierungen entstanden unter dem Einfluß
der Kleinschen Blätter (Landschaften aus den Jahren
1849 — 1850); andere frühe Arbeiten, wie ein gotischer
Altar (Kupferstich von 1850) und die Teilskapelle (Radie-
rung um 1850), sind dagegen mit einer ihren Gegenständen
entsprechenden Nüchternheit ausgeführt. Darauf folgten
Kopien nach Callot, H. S. Beham und Nanteuü. Ein
kühn und sicher aufgefaßter Kupferstich, das Bildnis
eines Mannes, ist mit den punktartigen Strichelchen des
zuletzt genannten großen Meisters modelliert. Das am Ende
der Fünfzigerjahre nach einer Photographie gestochene
 
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