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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.4234#0064
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— 60 —

Schilderungen seines Äußern enthalten. Vergleichen wir zum Beispiel das Porträt
Ruprechts von Doli mit dem von Van Dyck auf dem Doppelbildnis im Louvre
(Ruprecht steht rechts, links sein Bruder Karl Ludwig), so finden wir, daß der
Gesichtsausdruck ein völlig anderer ist. Man wäre beinahe versucht, nicht an die
obige Feststellung der Persönlichkeit des Douschen Bildnisses zu glauben. Die
Identität wird aber sofort klar, wenn man zeitgenössische Quellen heranzieht, wie
sie zum Beispiel von Eva Scott1 zusammengefaßt werden: The Rupert who
returned was not the Rupert, who had sailed away three years before! He had,
as Hyde expressed it, endured stränge hardness, and the hardness had left its
marks lipon him. Ein anderer Zeitgenosse, Colbert, schreibt die bezeichnenden
Worte: A man, with a natural inclination to believe evil. Aus diesen Stellen
ersieht man, daß schon der Umgebung des Prinzen die ungeheure Veränderung
aufgefallen war, die all das Unglück an ihm hervorgerufen hatte, das ihn nach
seiner Abreise von England in den Jahren 1650 bis 1653 betraf. Da dieser
ungeheure Unterschied auch zum Beispiel in den oben zitierten Bildnissen, in dem
Van Dycks und dem Dous besteht, nehmen wir mit Recht das Jahr 1653 als
einen terminus post quem für die Entstehung des Porträts in Hannover an.

Es fragt sich nun weiter, ist es nach der Vita Ruprechts möglich, daß Dou
ihn nach 1653 gemalt hat, das heißt, war Ruprecht zwischen 1653 und 1660, denn
älter als etwa 40 Jahre ist Ruprecht auf dem Hannoverschen Bildnis nicht, jemals in Leiden? Die Biographen des
Prinzen wissen im allgemeinen nur von einem einzigen Aufenthalte Ruprechts während dieser Jahre in Holland,2 und
zwar im Jahre 1660. Wir wissen nämlich aus den Quellen, daß er sich längere Zeit, bevor er nach England über-
setzte, bei seiner Mutter im Haag aufgehalten hat. Die Entfernung zwischen dem Haag und Leiden beträgt aber nur
mehrere Kilometer.

Wir dürfen daher, sowohl aus den stilistischen Gründen, die Bredius und Hofstede de Groot veranlaßt haben,
in dem Porträt in Hannover ein Werk Dous zu sehen, als auch aus den hier angegebenen historischen, das Werk als
ein allerdings sehr stark verputztes Original Gerrit Dous mit hoher Wahrscheinlichkeit betrachten.

G. Dou, Bildnis Ruprechts von der Pfalz.
Provinzialmuseum in Hannover.

III.

Im Münchner Kupferstichkabinett befindet sich in der Mappe »Ruprecht von der Pfalz«
das nebenstehend reproduzierte Schabblatt, einen jungen Mann, der eine Kerze in der Hand
hält, darstellend3. Daß der Dargestellte Ruprecht von der Pfalz selbst ist, kann nach der voll-
kommenen Übereinstimmung der Züge mit den oben reproduzierten Bildnissen des Prinzen
nicht zweifelhaft sein. Die Richtigkeit der Zuschreibung des Blattes an Ruprecht scheint
aus mancherlei Gründen ganz unwahrscheinlich*. Erstens spricht die. Meisterschaft, mit der
das Blatt behandelt ist, gegen die Arbeit eines Dilettanten, wie es Ruprecht war, zweitens
ist die Technik vollkommen anders als die des Prinzen. Wenn es aber nicht von Ruprecht
herrührt, und das ist ja vollkommen sicher, dann kann es nur von einem einzigen Künstler
sein, von Ruprechts Freund Wallerant Vaillant, mit dessen Technik es auch vollkommen
übereinstimmt.

Es fragt sich nun: Können wir aus dem Alter des Dargestellten auf die Entstehungs-
zeit des Blattes schließen? Nein, denn das Blatt kann aus denselben Gründen wie W._56 erst
1658 entstanden sein, es zeigt aber den Prinzen höchstens im Alter von 25 Jahren; daraus
müssen wir folgern, daß Vaillants Stich nicht ein Original, sondern nur ein Reproduktions-
stich ist, und zwar nach einem Gemälde eines holländischen Meisters aus der Richtung
Gerrit Dous, worauf die Verwendung künstlicher Beleuchtung schließen läßt. Fritz Saxl.

Schabkunstblatt im
Münchner Kupferstichkabinett

• Eva Scott, Rupert Prince Palatine, London 1900.

" Warburton allein spricht a. a. O. von einem Aufenthalt Ruprechts im Haag im Jahre 1654, eine Angabe, die er jedoch durch nichts belegt
und die sich auch meines Wissens durch nichts belegen läßt.

3 Inventar Nr. 45.037. Größe 130mm X 78mm. In der Literatur ist über das Blatt nichts zu finden.

* Übrigens wurde mir im Kupferstichkabinett mitgeteilt, daß mit dieser Einreihung nur eine Zuweisung in die Richtung Ruprechts bezweckt war.
 
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