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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.4234#0065
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Zum Holzschnittwerk Wolf Trauts. Nachtrag1.

Zum echten Werke Trauts gehört ein mir im Original
unbekannter, bei Warnecke, Heraldische Meister, Berlin 1894,
Blatt 14, Nr. 57, in Lichtdruck abgebildeter Holzschnitt: »das
Wappen von Nürnberg und des Buchdruckers Hieronymus
Holzel [?], an der Schildfessel getragen von einer Dame [Nürn-
bergerin], stehend unter einer in schlichter Weise durch ge-
drücktenBogen geschlossenen Öffnung« (Warnecke). 107:103.
Der weibliche Typus, das Muster auf der Brust, die schräge
Schraffierung ohne Kreuzlagen, das Blattornament in den
Zwickeln, die Umrahmung aus einem dünneren und einem
dickeren Striche sind lauter Kennzeichen der Zeichnungsart
Wolf Trauts. Das Blattwerk stimmt genau mit dem auf dem
Einzelblatt,Schmerzensmann und Schmerzensmutter,überein.
Daß das zweite Wappen, ein aus einem Ast wachsender
Zweig mit drei (Kleeblatt-) Blättern, wirklich dem Drucker
angehört, ist zwar an sich, namentlich in Verbindung mit
dem Nürnberger Wappen wahrscheinlich, darf aber laut
Warnecke nicht als sicher gelten; dieses Wappen ist mir in
keinem andern von Holzel gedruckten Buch begegnet.
Warnecke sagt, daß zwei verschiedene Ausgaben der von Holzel
gedruckten Briefe des Franciscus Philelphus und des Angelus
Politianus diesen Holzschnitt enthalten, wovon eine (vom Jahr
1515) in seinem eigenen Besitz, die andre (vom 10. Februar
1514, vergleiche Panzer VII, 454,105) sich in der Königlichen
Bibliothek zu Berlin (auch München, Staatsbibliothek) befindet;
er zitiert die Titel leider nicht vollständig, macht aber auf
gewisse Unterschiede in der Schreibweise aufmerksam2.

Von Traut sind ebenfalls einige Holzschnitte in dem seltenen Buche Balthasar Springers, Die Merfart
zu viln onerkannten Inseln vnd Künigreichen (o. 0. u. I), von dem nur vier Exemplare bekannt sind, in München,
Wien, Frankfurt a. M. und Kopenhagen. In London ist ein Fragment vorhanden. Das ganze Werk ist als Nr. 8 der
Serie: Drucke und Holzschnitte des XV. und XVI. Jahrhunderts in getreuer Nachbildung (Heitz, Straßburg, 1902, mit
Einleitung von F. Schultze) reproduziert. Ein langer, gefalteter Holzschnitt, Der Triumph des Kunigks von Gutschin,
1509, ist hier besonders zu beachten. Von Traut sind ferner das Wappen Springers (Rückseite des Titelblattes),
die Eingeborenen von Guinea (a3, a3 v.) und die Araber (bt, b4 v.). Die übrigen Illustrationen im Text verraten eine
andere Hand.

Wolf Traut schreibe ich ferner wegen der typischen Baumform, der Kapelle (vergleiche für beide Bonaventura, K 2,
und den 1513 datierten Einsiedler), des Kopfes des knieenden Mannes und der Art der Einfassung den hier
abgebildeten Holzschnitt zu, obwohl er erst 1523, also drei Jahre nach des Künstlers Tod nachweisbar ist.
Er kommt am Schlüsse folgenden Werkes vor: Jakob Strauss. Ein new wüderbarlich Beychtpuch- | lin in dem
die warhafft gerecht beycht vnd pueszfertyg | keit, christenlychen gelert vnd angetzeygt wird (o. 0. u. J. Das
Titelblatt zeigt einen fremden, 1523 datierten Holzschnitt. ImLondoner Exemplar steht eine Notiz von der Hand Proctors
wonach das Buch von Wolfgang Stürmer in Erfurt gedruckt sein soll). Auf diesen Druck wurde ich zuerst durch den
Katalog I Martin Breslauers in Berlin aufmerksam gemacht, worin das Buch unter Nr. 460 beschrieben und der
Holzschnitt S. 166 abgebildet ist. Dem Entgegenkommen des Herrn Breslauers verdanke ich die Erlaubnis, das Klischee
hier wieder zu verwenden.

Die Monographie Christian Rauchs8 hat, was die Holzschnitte betrifft/wenig Neues gebracht. Soweit Rauch meine
Zuweisungen erwähnt, was er nur selten unterläßt, nimmt er sie, bis auf die Roswitha-Illustrationen, den St. Sebald in
den Quatuor libri amorum und den einen Holzschnitt im Speculum Passionis vollständig auf. Daß ich Traut nur
dreizehn Holzschnitte in der Bambergischen Halsgerichtsordnung zugeschrieben habe, beruht auf einem Irrtum in

i S. Mitteilungen, 1906, Nr. 3, S. 49.

• Herr Direktor Perlbach hatte die Güte, das Berliner Exemplar näher zu bestimmen; Notizen über die in München vorhandenen Ausgaben ver-
danke ich Herrn Dr. E.Freys. Die von Warnecke erwähnte Ausgabe von 1515 scheint sonst unbekannt zu sein. In denen von 1514 u. 1517 befindet sich
auf der Rückseite des Titelblattes der Dürer zugeschriebene Hieronymus, Pass. 188 (vgl. meinen Londoner Katalog, I. 357, 3, e).

3 Die Trauts, Studien zur Deutschen Kunstgeschichte, Heft 79, Straßburg 1907.

Wolf Traut, Holzschnitt aus dem Beichtbüchlein von Jakob Strauß.
 
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