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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0009
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Jahre gedauert hatte, der Bischof von
Münster überwältigte, grausam hinrich-
tete und seinen Leichnam in einem
eisernen Käfig hoch oben am Turme
von St. Lamberti aufhängte.

Der Titel dieses Blattes führt irre:
Die Darstellung des gerüsteten Mannes
mit dem langen Schwert ist kein wahr-
haftiges Bild des Wiedertäufers. Wir
haben authentische Porträte von ihm
von Aldegrevers Hand,1 die schöne
Zeichnung in London, einen Holzschnitt
und den berühmten Kupferstich2. Nach
denen glaubt man dem Bericht der Zeit-
genossen, wenn sie versichern, er sei
ein schöner Mann gewesen. Der Ritter
auf unserem Holzschnitt aber ist ein
wüster und roher Gesell und die Ähn-
lichkeit mit Johann von Leyden liegt
eigentlich nur in dem Vollbart und der
vorn etwas verdickten Nase. Wenn der
Verleger des Blattes trotzdem auf Ab-
satz rechnete, mußte er annehmen, daß
die Käufer den Betrug nicht merken
würden. Es handelt sich hier um einen
doppelten Betrug: Abgesehen davon,
daß die Darstellung kein getreues Bild-
nis ist, sie gibt auch nicht einmal ein
aus der Vorstellung und vom Hören-
sagen zurechtgemachtes Phantasie-
porträt. Es ist vielmehr nichts weiter,
als eine Kopie nach einer Illustration,
die ein paar Jahre vorher erschienen war.

Der ganze Habitus weist das Bild
in die Cranach-Schule, und man denkt
zunächst an Lemberger oder Erhard

Altdorter3 vor dieser unmotivierten Bewegtheit der Linien und der Manieriertheit des etwas windschiefen Striches.
Tatsächlich ist nun das Blatt kopiert nach Erhard Altdorfers Josua, dem Titelblatt des zweiten Teiles im Alten
Testament der Bugenhagenschen Bibel, die im Jahre 1533 von Ludovich Dietz in Lübeck publiziert wurde. Und zwar
hat der Verfertiger des Holzstockes recht getreu kopiert, auch etwas unverständig: Die Lücke in der oberen
Einfassungslinie über dem Kopfe des Mannes hat in der Kopie gar keinen Sinn, sie erklärt sich dagegen in dem Original
leicht aus der Tatsache, daß der Holzschneider mit dem Platz ins Gedränge kam und deshalb ein kleines Stückchen
aus der Umrahmung herausschnitt. Die Priorität des Bibelblattes ist ja übrigens auch äußerlich durch die Daten
gesichert. Das Flugblatt kann frühestens im Jahre 1536 ausgegeben sein, in dem Todesjahre Jans von Leyden. Viel
später aber möchte man es nicht ansetzen— es würde aus Mangel an Aktualität dann nicht mehr viel Interesse
gefunden haben.

Der Text der weitläufigen Erzählung ist sehr interessant, da er in einigen Punkten reicher ist als die übrigen
Darstellungen der Zeitgenossen. Eine zusammenhängende Bearbeitung des ganzen Materials dürfen wir einmal von
Dr. Geisberg erwarten. Hier sei nur die Vermutung geäußert, daß als Ort des Erscheinens wohl nicht Münster und die
westfälischen Gegenden in Betracht kommen können, denn die Schreibung des Familiennamens Bockhold anstatt
Bockelsohns oder Beukelssens würden sich die Münsterer wohl kaum haben bieten lassen. Wo das Blatt erschienen
ist, läßt sich ohne weiteres nicht sagen. Ein Verleger und ein Druckort ist nicht genannt, und ein Wasserzeichen ist
in dem Bremer Exemplar nicht vorhanden.

' S. Geisberg, Die Münsterischen Wiedertäufer und Aldegrever (Straßburg, Heitz 1907).
2 S. ebenda Tafel II, Tafel III und Tafel X.

- Die endgültige Bestimmung auf Erhard Altdorfer verdanke ich Campbell Dodgson.

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Flugblatt au) Johann von Leyden in der Bremer Kunsthalle.
 
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