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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0025
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MITTEILUNGEN

DER

GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

BEILAGE DER „GRAPHISCHEN KÜNSTE".

1911. WIEN. Nr. 2.

Studien und Forschungen.

Erhard Altdorfer als Kupferstecher und Zeichner.

In dem letzten Beitrag zu der Literatur über Erhard Alt-
dorfer, dem Artikel von Maybaum in Thieme und Beckers
Allgemeinem Lexikon der bildenden Künste (Band I, 1907), be-
ginnt die durchaus auf denUntersuchungenvonLisch aufgebaute
Biographie des Künstlers erst 1512 mit seinem ersten Auftreten
als Hofmaler Herzog Heinrichs des Friedfertigen von Mecklen-
burg. Seine Tätigkeit als Stecher ist gänzlich außer acht gelassen,
wie dies schon 1872 bei Andresen in Meyers Künstlerlexikon
der Fall gewesen war. Beide Autoren sagen in identischen Aus-
drücken, daß er »aller Wahrscheinlichkeit nach der Bruder
Albrechts« ist. Aber das Testament Albrecht Altdorfers, wie es
auszugsweise von Neumann mitgeteilt ist (Meyers Künstler-
lexikon, Band I, Seite 538), macht diese Verwandtschaft nicht
bloß wahrscheinlich, sondern gewiß, während jeder Zweifel an
der Identität des Künstlers Erhard Altdorfer mit dem gleich-
namigen Bruder Albrecht Altdorfers durch die ausdrückliche
Erwähnung des Bruders als »Bürger zu Schwerin« hinfällig wird.
Das Testament ist vom Jahre 1538 datiert, und wir wissen, daß
1537 der Herzog seinem »Hofmaler, diener, und lieben getreuen
Erhart Altdorfer« zu Schwerin ein Haus zugewiesen hat.1 Die
positive Angabe Neumanns, daß Albrechts Bruder »ohne Zweifel«
der mecklenburgische Maler war, ist mehr gerechtfertigt als die vorsichtige Behauptung Maybaums.

In der von diesem angeführten Literatur geschieht Friedländers 1891 erschienener Monographie über Albrecht
Altdorfer keine Erwähnung. Friedländer hat es (S. 3 und 4) äußerst wahrscheinlich gemacht, daß Erhard wie sein
berühmterer Bruder zu Regensburg geboren wurde. Ulrich Altdorfer, ihr präsumptiver Vater, war in den Jahren 1478
bis 1499 Bürger dieser Stadt. Die Annahme, daß Erhard in der ersten Hälfte jener 21 Jahre geboren wurde, stimmt gut
überein mit seinem frühesten signierten Werk, dem von 1506 datierten Kupferstich. Er stellt eine reichgekleidete Frau
dar, die in einem Stuhle sitzt, in ihrer Rechten einen Becher hält und neben sich einen Schild hat, mit einem Pfau als
Wappen - und Eichenlaub und Federn als Helmschmuck. Dieser Kupferstich-, in dem Passavant und nach ihm Nagler

i Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte, 1856, XXI, 298.

~ Warnecke schreibt über dieses Wappen, das er »in heraldischer Beziehung nicht ganz befriedigend« nennt: »Es ist mir nicht gelungen, das
Wappen genau zu bestimmen; dasselbe hat mit dem der ausgestorbenen Familien Bruckner (Franken) und Pfau (Anhalt) einige Ähnlichkeit«. (Heral-
dische Kunstblätter, Görlitz 1876, Tat'. 19, Nr. 67, Text S. 8). Das Sujet mag vielleicht eine Allegorie der Hoffart sein, ohne irgendeine genaue heral-
dische Bedeutung. Der Pfau findet sich oft als ein Emblem des Stolzes verwendet.

8 B. VI, 416, 1; P. IV, 40; Nagler, Monogr. II, 569, Nr. 1498; Willshire, Band II, S. 245, [21.

Anonymer Kupferstich aus dem Kreise Altdorfers im Königlichen
Kupferstichkabinett zu Berlin.
 
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