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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0020
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16 —

Aufschluß zu holen. Und auch da gelingt es nicht immer; ohne wieder-
holtes Nachlesen, den jeweiligen Zustand, nach welchem die Abbildung
geschaffen wurde, festzustellen (z. B. 491: La Quotidienne). Auch die
von Rops selbst häufig am unteren Papierrande hingesetzte Signatur
in Rotstift oder auch in Bleistift wurde auf den Tafeln nicht berücksichtigt
und, wie es scheint, meist getilgt. Es ist dies ein seit mehreren Jahren
in Mode kommender Brauch vieler Verleger, ihre Bücher mit unschuld-
gleichen, blanken Tafeln zu schmücken, ein Mißbrauch, auf den man
doch endlich wieder verzichten mochte. Autor und Leser wissen dieser
Geheimnistuerei wenig Dank und der materielle Vorteil wird bei einem
sonst vornehm ausgestatteten Werke kaum in Betracht kommen.

Für eine zweite Auflage möchte ich ferner mehrere Beispiele
auf zwei einander gegenübergestellten Tafeln von Originaldruck und
Fälschung empfehlen, um den Sammler in die Unterschiede einzuweihen,
und zwar in entsprechenden charakteristischen Ausschnitten in natürlicher
Größe. Eine der Hauptaufgaben des Verfassers war es ja, den Sammler
auf die vielen späten Heliogravüredrucke aufmerksam zu machen; eine
gut gewählte und exakt ausgeführte Illustration leistet aber weit mehr
als jede noch so ausführliche Beschreibung.

Zum Schlüsse sei hier noch lobend hervorgehoben, daß die oft recht
heiklen Beschreibungen gewisser Blätter in ihrer diskreten und harmlosen
Ausdrucksweise ganz dem Ernst der gesamten Forschungsarbeit konform
laufen und alles vermeiden, was den Anschein irgendeiner Nebenabsicht
erwecken könnte. Mascha machte hier keine Konzessionen.

Joseph Meder.

Leonce und Lena. Ein Lustspiel von Georg
Büchner. Mit Lithographien von Karl Walser (Berlin,
Bruno Cassirer, 1910).

Wir waren der Illustrationen etwas müde geworden, seitdem jeder
Kunstgewerbeschüler imstande war, im Pseudo-Beardsley-Stile Bilder zu
Büchern zu entwerfen, die dann nachher weder illustrative Zeichnungen noch
wirklichen Buchschmuck vorstellten. Überdies sah man, daß unsere guten
Illustrationen, wie etwa die Menzelschen Holzschnitte zu Kuglers
Geschichte Friedrichs des Großen, sich absolut nicht in die Druckseite
einfügen wollten und daß auch Klingers »Eros und Psyche« in diesem
Sinne fast ein Kompromiß zu nennen ist. Leben und Ausdruck in der
Zeichnung läßt sich nun einmal schwer mit den Forderungen des Buch-
stils vereinigen und es kann gar nicht ausbleiben, daß unsere großen
Zeichner die ganzen Bedenken über Bord werfen und die kunstgewerb-
lichen Rücksichten ignorieren. Ein Blick auf Slevogts graphisches
Schaffen beweist dies schon. Daneben aber wird es immer auch Stilkünstler
geben, die beides zu vereinigen wissen, ohne deshalb unproduktiv zu
werden. Zu ihnen gehört der in Berlin heimisch gewordene Schweizer
Karl Walser. Er hat sich in vielen Stilen versucht, ohne seine persönliche
Note zu verlieren. Manchmal kam er biedermeierisch, dann im Almanach-
stil des Rokoko, aber immer merkwürdig lebendig und modern. Vor
einem Jahre brachte die Zeitschrift »Kunst und Künstler« eine handkolo-
rierte Originallithographie von ihm, eine Zeichnung, die eine Serenade
unter dem Balkon einer schönen Tänzerin darstellt. Man sah damals, daß
der Künstler einen starken Schritt vorwärts gemacht hatte, alles Unfreie
gegenüber der Konvention hatte er abgestreift. In dieser Weise hat er
nun weitergearbeitet und zu Büchners grotesk-preziöser Komödie zehn
Vierfarbenlithos von großem Reiz geschaffen. Es sind Vollbilder, dem
Text gegenübergestellt und genau so groß wie der Druckspiegel.

Der Stoff dieser witzigen, fast zu witzigen Komödie liegt der Art
Walsers ganz ausgezeichnet. Die Mischung von Mondänität und Klein-
städterei, von himmelhohem Schwärmen und dicker Trivialität finden wir
auch in den Bildern wieder. Da sind Menschen mit verzerrten Propor-
tionen, übertrieben langen Gliedmaßen, winzigen Köpfen und kleinen
Füßchen, sie bewegen sich gefühlvoll und unbeholfen, und alles, auch
jede Verzerrung noch, ist voll Empfindung. Das Atom von Karikatur, das
diesen Gestalten etwas Taumelndes gibt, paßt vortrefflich zum geistigen
Tenor dieser Dichtung. Und in denselben Bahnen bewegt sich die kolo-
ristische Haltung der Blätter. Die Gesamtstimmung ist zart, nur wenige
relativ reine Töne stehen in einem Ensemble gebrochener Farben. Das
Blatt, auf dem die auf einer Wiese sitzende Lena von dem hinter einem

Rosenbusch stehenden Leonce belauscht wird, ist ein kleines Meisterwerk,
und jenes andere mit den beiden Wanderern auf dem Hügel gleichfalls;
und so wird man bei jedem irgend etwas besonders Reizvolles finden.

Als Lithographien sind diese Illustrationen hervorragend gut. Der
Künstler hat selbst auf die vier Steine, von denen jedes Blatt gedruckt ist,
gezeichnet, der Druck ist tadellos, die übrige Ausstattung ebenfalls von
erster Güte. Dieses schöne Buch ist bisher das einzige, das mit Farben-
lithographien illustriert wurde. Schon aus diesem Grunde allein würde es
in der Geschichte der deutschen Bibliographie eine Sonderstellung ein-
nehmen. Erfreulich, daß hier einmal das Seltene zugleich das Vor-
treffliche ist. g, W.

Stephan Beißel, Gefälschte Kunstwerke.
Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagshandlung, 1909.

Paul Eudel, Fälscherkünste. Nach der autori-
sierten Bearbeitung durch Bruno Buch er neu heraus-
gegeben und ergänzt von Artur Roeßler. Leipzig,
Fr.Wilhelm Grunow, 1909.

Im selben Jahre, in dem der noch nicht geschlichtete Streit um die
Echtheit der Berliner Florabüste entbrannt ist, sind zwei Schriften er-
schienen, die sich mit den Fälschungen alter Kunstwerke beschäftigen.
Beide basieren, obwohl es das eine nicht wahr haben will, aut'Eudels
Buch »Le Trucage« (Paris 1884, in zweiter Auflage unter dem Titel
»Trucs et Truqueurs«, Paris 1907), beide stehen ihm an literarischem
Werte erheblich nach.

Der gelehrte Jesuit faßt sein Thema etwas weiter, indem er etliche
Preise alter Kunstwerke aufzählt, die zum größten Teil aus dem ja noch
nicht allzulange erscheinenden »Kunstmarkt« geschöpft sind. Was in
dem Kapitel »Preise« am meisten interessieren würde, wird nur wenig
berücksichtigt, nämlich der Wandel der materiellen Wertschätzung eines
Kunstwerkes im Laufe der Zeiten. Sonst berührt es unangenehm, daß in
so vielen Fällen ganz grundlos mit einem wichtigen Faktum hinter dem
Berg gehalten wird. Wenn man wo ein Kunstwerk als unecht erkannt
hat, so darf man sich auch nicht scheuen, das Museum zu nennen, in dem
sich die Fälschung befindet. Daß Bastianinis Savonarola-Büste, und zwar
als Arbeit dieses Künstlers, im Kloster San Marco steht, hätte gerade ein
geistlicher Autor wissen sollen.

Roeßler hat die längst vergriffene deutsche Übersetzung der ersten
Auflage von Eudels Buch neu herausgegeben, vermehrt um einiges aus der
zweiten französischen und um etliche meistens auf Wiener Vorkommnisse
bezügliche eigene Zutaten. Diese sind manchmal recht überflüssig, beson-
ders dann, wenn Fälle erzählt werden, die, beim Lichte besehen, noch
ungeklärt sind, wie die Geschichte von der ägyptischen Mumie (S. 25 f.)
oder von den beiden Aquarellen Alts (S. 106 ff.), oder wenn das Kapitel
über »geschnittene Steine, Gemmen und Kameen« mit einem schwulstigen
Abschnitt im Stile Wildes eingeleitet wird.

Über das, was an dieser Stelle sicherlich am meisten interessieren
würde, über die Fälschungen von Kunstblättern, fassen sich beide Bücher
nur sehr kurz. Die Neudrucke graphischer Blätter verdienten zuerst nähere
Betrachtung. Lithographien sind davor sicher, neu gedruckt zu werden.
Die Ätzungen auf den schweren Steinen bewahrt man nicht auf, sondern
schleift sie nach dem Drucke der Auflage schleunigst ab. Alte Kupfer-
platten sind weniger häufig erhalten, als es die Dauerhaftigkeit des Ma-
terials erwarten ließe. Aber das Metall läßt sich eben anderweitig ver-
wenden und die Radierer selbst schleifen heute noch ihre Platten ab, um
sie wieder benutzen zu können. Trotzdem ist noch viel mehr von alten
Platten vorhanden, als selbst den Fachleuten in der Regel bekannt ist. In
Kupferstichkatalogen wird den Platten gewöhnlich zu wenig Aufmerk-
samkeit geschenkt. Wird nun von alten Platten wieder gedruckt und
zwar auf altes Papier, das ja nicht so schwer zu beschaffen ist, so ist eine
Täuschung leicht möglich. Freilich muß man sagen: Ist die alte Platte gut
erhalten (was im allgemeinen bei Stichen natürlich eher möglich ist als
bei Radierungen), so ist, rein künstlerisch genommen, ein Neudruck ja
nicht weniger wertvoll als ein alter Druck; ist die Platte aber ausgedruckt,
so ist der neue Abzug ja bereits an seiner geringen Qualität kenntlich.
Berüchtigt sind die Neudrucke von den Radierungen Goyas und Meryons,

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