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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0029
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»Havendo io nelli giorni prossimamente passati fatto metter in stampa di rame il disegno della pittura della
»Trinitä che feci giä di comandamento deH'Imperatore di sempre gloriosa memoria, padre di V. Alteza, mi e paruto
»conveniente ufficio dell'antica devotione et servitü ch'io porto all'Augustissima casa d'Austria, il mandar le primitie
»di essa stampa a i miei sig". Et perö, si come non ho mancato di far questo col serm" Re cathcu, son venuto con
»queste lettere a farlo anchora con V. Altezza, appresentandole humte una carta di detto disegno, la qual'io sup[li]co
»riverentemente V. Alt. a degnarsi di accettar cosi benignamente come merita d'esser accettata cosa la quäle contenga
»l'efflgie di cosi glorioso imperatore. . . .«

Durch diesen Brief wird vollends außer Zweifel gestellt, daß es sich in der Supplik Tizians und in dem ihm
bewilligten Privileg um eben jenen Stich Cornelis Corts handelt. Die Arbeit des Stechers zeichnet sich in diesem
Werk in der Tat durch eine Zartheit und Geschlossenheit der Tongebung, durch eine Kraft in der Linienbildung
aus, die man in früheren Kupferstichwerken dieser Epoche, auch in den Arbeiten Corts vor seiner Beziehung zu Tizian,
vergeblich suchen wird. Die trockene, magere Strichbildung, an der die gesamte Produktion nach Marcanton bis zu
den Carracci krankt, scheint hier zuerst durch eine kraftvolle, saftige Behandlung der Taille von kühnerem Schwünge
überwunden worden zu sein. Dem überwachenden Auge des Meisters und seinen Ratschlägen und Anweisungen muß
ohne Zweifel ein guter Anteil an diesem Erfolge Corts eingeräumt werden.

Kurze Zeit vor jenem Privileg für den Stich nach der Dreieinigkeit, am 22. Januar 1566 (venezianischen Stils,
also 1567 unserer Zeitrechnung), wird Tizian von den Capi del consiglio dei Dieci eine generelle Lizenz für alle nach
seinen Kompositionen auf seine Veranlassung ausgeführten oder auszuführenden Kupferstiche erteilt. Die Ausfertigung
dieser Licentia findet sich im Notatorio 21 (1566—67) der Capi del consiglio dei Dieci auf fol. 681", die Urschrift folgt
in den Minute, Senato, Terra I, Filza 48, unmittelbar auf das Blatt mit der Supplik Tizians:

»Clarissimi Domini capi Illustrissimi consigli decem concedono licentia a domino Tician Cavalier pittore, che
»havendo egli dissegnato, et fatto intagliar diverse stampe di rame, et intendendo anco di dissegnar di tempo in
»tempo, et farne stampar dell'altre, possa cosi esso Ticiano, come qualunque altro che a lui Ticiano parera, stampare,
»et far stampare le dette figure, et stampe in questa nostra cittä, essendo percio tenuti, et obligati di mostrar ciascuna
»di esse stampe, si come essi le voran stampare di tempo in tempo alle sue Eccellentissime signorie, accio che si
»veda se vi sara alcuna obscenita, potendosi cio conoscer per la simplice inspettion senza altra fede, et debbano
»lasciar nell'officio delle sue eccellentissime signorie una di tutte le prefate stampe accioche si possa in ogni tempo
»veder se haveran contrafatto alla volunta delle loro eccellentissime signorie, la qual stampa debba esser sottoscritta
»di mano delli segretarii del detto consiglio.

»Datum die 22 Januarii 1566. — And. Sanudo cc. x. [d. Ands sanuto] — Zane bardemier cc. x. [d. Jos bardumerio]
»—Augustin Barbadigo cc. x. [ d. Augs barbadicoj. [Illustrissimi consili decem capi. Illustrissimi consili decem secre-
»tarius Ricius]«.

Offenbar bezweckt dieses Dekret eine Vereinfachung der Zensur, die von der höchsten Behörde ausgeübt wurde,
und eine besondere Vergünstigung für den großen Maler. Ein Schutz gegen Nachahmung, Nachstich und Nachdruck
seiner Stiche wird ihm durch diese Lizenz nicht gewährt. Ein solches Privileg mußte er sich ohne Zweifel für jeden
einzelnen Kupferstich, den er herausgeben wollte, besonders verschaffen. Meinen Nachforschungen im venezianischen
Staatsarchiv, die diesen kleinen Fund ergeben haben, ist es aber nicht gelungen, noch andere Privilegien für Kupfer-
stiche oder Holzschnitte nach Gemälden oder Zeichnungen Tizians zu linden. Der Meister muß aber doch für eine
größere Anzahl von Blättern sich Privilegien zu verschaffen gewußt haben, denn allein von den von Cornelis Cort
nach Tizian gestochenen Blättern, die mir augenblicklich (im Berliner Kupferstichkabinett) zugänglich sind, tragen
acht die Aufschrift: »cum privilegio«. Schon im Jahre 1565, also etwa ein Jahr vor der Dreifaltigkeit, hatte Cort zwei
Stiche nach Tizian, den Hieronymus (Le Blanc 106) und Roger und Angelica (Le Blanc 149) ausgeführt, die unter
dem Schutze eines Privilegs herausgegeben worden sind. 1566 sind vier Stiche Corts datiert und mit der Beischrift
»cum privilegio« versehen: die Trinität, das Paradiso, wie Tizian selbst die Darstellung nennt (Le Blanc 124), die
Magdalena (Le Blanc 119), Diana und Calisto (Le Blanc 128) und Prometheus (Le Blanc 147). 1567 ist die Kreuz-
tragung entstanden. Dann kennen wir erst wieder aus dem Jahre 1571 datierte und durch Privileg geschützte Stiche
Corts nach Tizian, und zwar drei: Tarquinius und Lukretia (Le Blanc 155), den heiligen Laurentius (Le Blanc 108)
und die Verkündigung (Le Blanc 26). Im Jahre 1572 endlich sind die Zyklopen (Le Blanc 148) gestochen worden, ein
Blatt, das aber von Mariette (Abecedario, V, p. 322 f.) ganz mit Recht Cornelis Cort abgesprochen wird. Der Stich ist
M F bezeichnet und wahrscheinlich ein Werk des Melchior Meier.

Kupferstiche nach Tizians Gemälden von der Hand anderer gleichzeitiger Stecher sind, soviel ich w eiß, nicht
als durch venezianische Privilegien geschützt bezeichnet. Daß Cornelis Cort gewissermaßen der offizielle und vom
Meister selber beauftragte und beratene Stecher Tizians gewesen ist, geht auch aus einem für unseren Gegenstand
sehr wichtigen Brief des Domenicus Lampsonius an Tizian vom 13. März 1567', hervor. Lampsonius bedankt sich in

i S. Gaye, Cartcggio inedito d'artisti. Firenze 1860. III, p. 242 ff.
 
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