Virgil Solis, Jakobs Traum. Kolorierter Holzschnitt aus der 1560 bei Feyerabend in Frankfurt erschienenen Bibel.
Verteilung klarer zu
gestalten. Am eigen-
artigsten aber zeigt
diese willkürlichen
Veränderungen wohl
»Christus als Gärt-
ner« : Dürer läßt den
Heiland die Schaufel
schultern, Solis ihn
sich darauf stützen;
auch rührt Magda-
lena hier den Herrn
nicht an, wie bei
Dürer; das Salbgefäß
steht neben ihr, sie
hält es nicht.
Nach diesen, nur
im allgemeinen ge-
gebenen Proben, ist
es klar, daß es hier
nicht angeht, mit
Bartsch und den an-
deren von Kopien zu
sprechen; ganz abge-
sehen davon, daß
mehr als ein Drittel
selbständiges Eigen-
tum des Solis ist.
Nach der Kleinen Holzschnittpassion gearbeitet sind die Blätter 4, 12, 14, 25, 29, 30, 33, 36, 37 und 47, von denen
etwa die Hälfte als ziemlich genau bezeichnet werden kann. Die übrigen, bisher noch nicht erwähnten, sind so kom-
poniert, daß entweder die Haupt- oder eine Nebengruppe der Vorlage entnommen ist; dies ist namentlich bei den
Blättern der Fall, zu denen Solis das »Marienleben« verwendet hat: bei der »Beschneidung«, aus der er die Haupt-
gruppe — allerdings auch die mit Umänderungen — herübernahm, den »heiligen drei Königen«, wo er den zweiten
und den dritten König kopierte, der »Darstellung im Tempel«, die im allgemeinen nach dem Blatte des Marienlebens
komponiert ist, nur mit der Einschränkung, daß der Priester das Kind auf den Tisch gestellt hat und nicht wie bei
Dürer auf den Armen wiegt, und endlich »Christus unter den Schriftgelehrten«, das, vollkommen selbständig, dennoch
die drei Pharisäer und das Katheder wiederholt. Ähnliches findet sich auch in bezug auf die Kleine Holzschnittpassion
auf dem »Abendmahl«, das, frei durchgeführt, gleichwohl in manchen Einzelheiten, wie zum Beispiel dem ein-
schenkenden Jünger, auf die Vorlage hinweist. Am sprechendsten aber für die ganze Art des Solis ist Blatt 39, Christus
am Kreuz darstellend, in dem er den bei Dürer rechts stehenden Krieger mit der Lanze nach links und die Frau mit
den gefalteten Händen nach rechts versetzte, die übrigen Figuren aber in ihren Stellungen beließ, und so den
täuschenden Eindruck einer neuen Komposition erweckt.
Die Passion des Solis muß einen ziemlichen Erfolg gehabt haben: 1558 erschien eine zweite Auflage. Solis
selbst hat den gleichen Stoff noch mehrmals behandelt. Aus seinen letzten Tagen stammt die sogenannte Neubersche
Passion, die in vielen Blättern wenig mehr als eine Selbstwiederholung bedeutet. Lange nach seinem Tod erschien
die schon erwähnte Bergsche Passion in München, die getreuesta von allen, die Butsch und Nagler für ein Werk des
Nikolaus Solis gehalten haben. Bartsch erwähnt sie unter Nr. 6. Das »Betbüchlein« enthält gleichfalls Passionsszenen;
eine Kupferstichpassion in ganz kleinem Format hat Bartsch unter Nr. 27—53 und eine im Nürnberger Germanischen
Museum befindliche, bis jetzt noch nicht bekannte Folge von 46 Blättern, ehemals in Berliner Privatbesitz, wiederholt
dieselben Themen in feiner, etwas zu zarter Manier.
Der Passion beigegeben ist das sogenannte »Symbolum der Apostel«, das die zwölf Jünger des Herrn, jeden
mit seinem Attribut oder Marterwerkzeug, zeigt. Es sind durchaus Kopien nach den bekannten Stichen Schongauers,
über die Solis auch später nicht hinausgekommen ist.
1555 erschien— offenbar im Selbstverlag, da der Name des Verlegers auf demTitelblatt nicht genannt ist — in Nürn-
berg das »Wappenbüchlein«, das uns aber als Kupferstichfolge hier nicht beschäftigt. Hierauf folgt im Jahre 1560 die erste
Ausgabe der »Biblia«, des hervorragendsten Werkes unseres Künstlers, das zu Frankfurt im Verlag Feyerabends herauskam.
Verteilung klarer zu
gestalten. Am eigen-
artigsten aber zeigt
diese willkürlichen
Veränderungen wohl
»Christus als Gärt-
ner« : Dürer läßt den
Heiland die Schaufel
schultern, Solis ihn
sich darauf stützen;
auch rührt Magda-
lena hier den Herrn
nicht an, wie bei
Dürer; das Salbgefäß
steht neben ihr, sie
hält es nicht.
Nach diesen, nur
im allgemeinen ge-
gebenen Proben, ist
es klar, daß es hier
nicht angeht, mit
Bartsch und den an-
deren von Kopien zu
sprechen; ganz abge-
sehen davon, daß
mehr als ein Drittel
selbständiges Eigen-
tum des Solis ist.
Nach der Kleinen Holzschnittpassion gearbeitet sind die Blätter 4, 12, 14, 25, 29, 30, 33, 36, 37 und 47, von denen
etwa die Hälfte als ziemlich genau bezeichnet werden kann. Die übrigen, bisher noch nicht erwähnten, sind so kom-
poniert, daß entweder die Haupt- oder eine Nebengruppe der Vorlage entnommen ist; dies ist namentlich bei den
Blättern der Fall, zu denen Solis das »Marienleben« verwendet hat: bei der »Beschneidung«, aus der er die Haupt-
gruppe — allerdings auch die mit Umänderungen — herübernahm, den »heiligen drei Königen«, wo er den zweiten
und den dritten König kopierte, der »Darstellung im Tempel«, die im allgemeinen nach dem Blatte des Marienlebens
komponiert ist, nur mit der Einschränkung, daß der Priester das Kind auf den Tisch gestellt hat und nicht wie bei
Dürer auf den Armen wiegt, und endlich »Christus unter den Schriftgelehrten«, das, vollkommen selbständig, dennoch
die drei Pharisäer und das Katheder wiederholt. Ähnliches findet sich auch in bezug auf die Kleine Holzschnittpassion
auf dem »Abendmahl«, das, frei durchgeführt, gleichwohl in manchen Einzelheiten, wie zum Beispiel dem ein-
schenkenden Jünger, auf die Vorlage hinweist. Am sprechendsten aber für die ganze Art des Solis ist Blatt 39, Christus
am Kreuz darstellend, in dem er den bei Dürer rechts stehenden Krieger mit der Lanze nach links und die Frau mit
den gefalteten Händen nach rechts versetzte, die übrigen Figuren aber in ihren Stellungen beließ, und so den
täuschenden Eindruck einer neuen Komposition erweckt.
Die Passion des Solis muß einen ziemlichen Erfolg gehabt haben: 1558 erschien eine zweite Auflage. Solis
selbst hat den gleichen Stoff noch mehrmals behandelt. Aus seinen letzten Tagen stammt die sogenannte Neubersche
Passion, die in vielen Blättern wenig mehr als eine Selbstwiederholung bedeutet. Lange nach seinem Tod erschien
die schon erwähnte Bergsche Passion in München, die getreuesta von allen, die Butsch und Nagler für ein Werk des
Nikolaus Solis gehalten haben. Bartsch erwähnt sie unter Nr. 6. Das »Betbüchlein« enthält gleichfalls Passionsszenen;
eine Kupferstichpassion in ganz kleinem Format hat Bartsch unter Nr. 27—53 und eine im Nürnberger Germanischen
Museum befindliche, bis jetzt noch nicht bekannte Folge von 46 Blättern, ehemals in Berliner Privatbesitz, wiederholt
dieselben Themen in feiner, etwas zu zarter Manier.
Der Passion beigegeben ist das sogenannte »Symbolum der Apostel«, das die zwölf Jünger des Herrn, jeden
mit seinem Attribut oder Marterwerkzeug, zeigt. Es sind durchaus Kopien nach den bekannten Stichen Schongauers,
über die Solis auch später nicht hinausgekommen ist.
1555 erschien— offenbar im Selbstverlag, da der Name des Verlegers auf demTitelblatt nicht genannt ist — in Nürn-
berg das »Wappenbüchlein«, das uns aber als Kupferstichfolge hier nicht beschäftigt. Hierauf folgt im Jahre 1560 die erste
Ausgabe der »Biblia«, des hervorragendsten Werkes unseres Künstlers, das zu Frankfurt im Verlag Feyerabends herauskam.