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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0050
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Der Meister von 1515, Allegorie. Kupferstich.

München, Königliche Graphische Sammlung.

»Architekturstück« (B. 24) erzielt er bei der Waffentrophäe rechts eine geschlossene Schattenfläche bereits durch
mehrfache Kreuzschraffierungen und durch enggedrängte feine Strichlagen, die mit dem Stichel zum Teil sehr tief
herausgeholt sind.

Diese letzte Art der technischen Behandlung ist in ausgedehntem Maße bei zwei Stichen verwertet, die ich
dem Werke des Meisters von 1515 einreihen möchte. Der eine (unbeschrieben)1 stellt die Friedensgöttin (?) dar,
welche der auf einer geflügelten Kugel heranschwebenden Kriegsgöttin entgegentritt, aber von ihren rauhen kriege-
rischen Begleitern am Haar und Kleid gepackt wird, während die Vertreter von Wissenschaft und Kunst die Flucht
ergreifen. Der andere, »Madonna auf Wolken«, ist eine Kopie nach Marcanton (B. XIV. 53.47 B) mit Hinzufügung
einer Burg auf einem Felsen im Meer, wie sie ähnlich (von einer andern Seite gesehen und kleiner) das Blatt mit der
Darstellung des »Glücks« (B. 13) bietet.

Nur die bei diesen beiden Stichen schon herangereifte Technik bedurfte einer Erklärung, alles übrige, vor
allem die scharfen Gegensätze von Licht und Schatten, fügt sich zwanglos den Gepflogenheiten des Meisters ein.

Schließlich sei noch auf die Wasserzeichen aufmerksam gemacht: Auf dem Blatt »Madonna auf Wolken«
befindet sich der für den Meister von 1515 charakteristische »Bär«, auf dem Stiche mit den beiden Göttinnen das
Fragment einer »Traube«, die auch zuweilen (B. 36. P. 44) vorkommt. Engelbert Baumeister.

Neues zum Werke Hans Weiditz'.

Als ich in den Mitteilungen 1907 S. 36 ff. die beiden Zeichnungen Hans Weiditz' veröffentlichte, die das
Städelsche Institut in Frankfurt am Main besitzt, schloß ich aus der Linkshändigkeit der fechtenden Landsknechte des
zweiten Stückes, die Blätter wären als Vorzeichnungen für den Schnitt gedacht. Das entspricht, wie ich nun sehe,
nicht den Tatsachen. Die beiden Blätter sind aus Scheibenrissen ausgeschnittene Gehäusefüllungen. Die Links-
händigkeit der Landsknechte erklärt sich aus der Technik der Glasmalerei, bei der der Auftrag der schwarzlinigen Zeich-
nung zumeist auf der Rückseite des Glases erfolgte.2 Auch in der Datierung des Landsknechtblattes vergriff ich mich.
Es stammt etwa aus dem Jahre 1531, wie das unzerschnittene mit dieser Jahreszahl versehene Gegenstück erweist,
das die Berner Stadtbibliothek in der Sammlung Buerky-Wyss besitzt (T. 267). Die Autorschaft Weiditz' braucht wohl
auch für dieses Blatt nicht des weiteren erwiesen zu werden. Ich möchte nur auf die außerordentliche Lebens-
wahrheit der Darstellung aufmerksam machen. Der »Unparteiische« hat seinen Stab, der die beiden übenden Gegner

1 Erst nach der Drucklegung fand ich ihn in dem Verzeichnis der Kupferstichsammlung in der Kunsthalle zu Hamburg S. 7 bereits erwähnt.
- Vgl. Baidungs Riß in Tereys Publikation seiner Handzeichnungen Nr. 151 mit der ausgeführten Scheibe. Terey, Gemälde, Nr. 106.
 
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