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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0051
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trennt, gesenkt. Der rechte Kämpfer gibt eine Einladung zu einem Flankenhieb, der linke zu einem Kopfhieb — im
nächsten Augenblicke folgt der eine oder der andere der Einladung und sie werden zusammenprallen. Inzwischen
übt, bis an ihn die Reihe kommt, der Fechter links den Ausfall.

Terey hatte das Blatt als Arbeit Baidungs angesprochen (Text S. LXXXVIII). Eine Reihe weiterer Blätter der-
selben Faktur schloß er jedoch als eine einheitliche Gruppe von der Hand eines ihm unbekannten Meisters zu-
sammen. Es sind dies die Scheibenrisse 160 (Coburg. Stiassny, H. Baidung Griens Wappenzeichnungen in Coburg,
2. Aufl., 1896, S. 52, Nr. 41: nicht Baidung), 161 (Coburg. Stiassny S. 50 ff., Nr. 40 bezweifelt Baidungs Hand), 162
(Bern. A. Haupt, Jahrb. d. Kgl. preuß. Kunstsammlungen XXVI, 1905, S. 161: Flettner), 209 (ehedem Prag, Sammlung
Lanna, jetzt Wien, Fürst von und zu Liechtenstein; Stiassny S. 10, nicht Baidung) und 159 (Coburg. 1525 datiert;
Umrahmung und das mit anderem Farbstoffe gezeichnete Wappen sind von Weiditz. Stiassny S. 41 ff., Nr. 29:
Baidung).1 Daran reihe ich noch die beiden Scheibenrisse der Coburger Sammlung T. 154 (Stiassny S. 50, Nr. 39:
Baidung; H. A. Schmid, Rep. XXI, 1898, S. 311: Jörg Breu d. J.) und T. 157 (Stiassny S. 38 f., Nr. 26: Baidung),
sodann das im Y. Bande der
Yasari-Society unterNr. 29 als
Schule Holbeins publizierte
Blatt der Kollektion des Duke
of Devonshire, eine wappen-
haltende Dame zwischen zwei
Pfeilern, 260x210, lavierte
Federzeichnung mit weißer
Höhung. Unveröffentlicht ist
Weiditz' Visierung des Wap-
pens des Straßburger Dom-
herrn Johann Grafen von Isen-
burg in Coburg, die Terey
(Text S. XCIX, Nr. 55) als
nicht Baldungisch (hierin in
Übereinstimmung mit Stiass-
ny S. 60 f., Nr. 51 mit ein-
gehender Beschreibung) von
seiner Publikation ausge-
schlossen hatte. Das Blatt ist
mit der Bisterfeder gezeich-
net, mit Ausnahme der licht-
blauen Helme und der halben
Querbalken des Schildes, die
rot angelegt sind, auch mit
Bister laviert (292x209).

Die meisten dieser
Blätter — ausgenommen sind

ten Straßburger Wappen erhalten, das F. Engel-Gros in Basel zu der Zeit besaß, als es Terey als Nr. 86 seiner Gemälde

1 Terey will die Hand jenes Anonymus auch in den Pfeilerverzierungen des Risses 141 erkennen und denkt sich den Künstler deshalb als
Gehilfen Baidungs. Doch sind die angezogenen Pilaster-Grotesken sicher von Baidung selbst gezeichnet.

2 Ich verweise hier nur auf eine Hand, die bei dreißig der Risse Tereys zeichnete, deren wichtigste 53, 125, 126, 129—132, 140, 193 (von
mir im Jahrbuche der Kunstsammlungen des österreichischen Kaiserhauses XXVII, S. 22 noch für Baidung gehalten), 232, 241 und 257 sind. Da fallt
einerseits auf, daß kein Blatt dieser Gruppe irgendeine schriftliche Andeutung über den Inhalt der Darstellung aufweist, andererseits, daß das die An-
ordnung illustrierende Frauenköpfchen auf dem mit Ausnahme des Wappens sicher von Baidung gezeichneten Riß T. 113 sehr an die Köpfchen der
Blätter 53, 129, 130 etc. erinnert, das Wappen hingegen offenbar von derselben Hand eingefügt wurde, die die Risse 131 (Schild), 126 (Federn), 129
(Helm und Zaddelwerk) entwarf. Es scheint sonach, daß der bescheidene Zeichner der Gruppe 53 etc. Besitzer der Bestellungen war und, da er sich
hauptsächlich zur Ausführung der Wappen für zuständig halten mochte, die Ausführung der Wappenhälter und Gehäuse an Baidung (T. 112, 137,
138, 231) und andere Straßburger Künstler weitergab. Ich glaube, daß die Vermerke auf den meisten der Tereyschen Blätter von ihm und nicht von
Baidung geschrieben wurden, und bin mich des Gegensatzes bewußt, in den ich mich damit zu den Kennern des Straßburger Schriftwesens J. Ficker
und 0. Winkelmann setze, die in ihre »Handschriftenproben des XVI. Jahrhunderts nach Straßburger Originalen« II 98 (A und B) die Notizen der
Terey-Blätter 113 und 96 als Autographen Baidungs aufgenommen hatten. Auf Blatt 113 ist die Schrift zusamt dem sie illustrierenden Köpfchen
mit derselben Tinte wie das fremde Wappen gemacht (hingegen sind wieder Gehäuse, Figur und die Federproben am unteren Rande überein-
stimmend mit anderer Tinte hergestellt) und unterscheidet sich nach meiner Anschauung in Duktus und Buchstabenform deutlich von der Schrift des
Blattes 96, von der Terey bemerkt, sie sei mit Zeichnung und Monogramm in einem Zuge und mit demselben Farbstoffe hergestellt. Die Ausführung
dieses Risses erkenne ich Baidung zu.

die

Hans Weiditz, Der Schmerzensmann.

Holzschnitt.

beiden Berner Risse, der
englische und der fragmen-
tarische Coburger T. 157 -
tragen das von Büheler darauf-
gesetzte Monogramm Bai-
dungs, wodurch bestätigt
wird, daß die Gruppe in die
Straßburger Zeit Weiditz'fällt,
was ja auch der Stil der
Blätter, abgesehen von den
beiden Datierungen, erschlie-
ßen ließ. Die Übereinstimmung
der Blätter untereinander und
mit dem späteren Holzschnitt-
werke gestattet die Frage
nach der Person des Schrei-
bers der Vermerke, die T. 159
und 162 tragen, zu überhören.
Der weitaus schwierigeren
Ausscheidung der anderen an
den von Terey publizierten
Scheibenrissen tätigenKünst-
ler wird aber die Beant-
wortung dieser Frage voran-
gehen müssen.-

Ein nach Weiditz' Zeich-
nung ausgeführtes Glasge-
mälde ist in dem 1523 datier-
 
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