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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0052
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Baidungs publizierte. Es ist in allen, nicht nur in den
architektonischen Reihen, wie Terey (Text zu den
Zeichnungen S. LVIII) wollte, von dem Manne vor-
gezeichnet, in dem ich Weiditz erkenne. Keinen
Anteil hat er nach meiner Meinung an den Glas-
gemälden T. 80 — 83. Ebensowenig kann ich seine
Hand mit Terey in dem Fragmente desTafelgemäldes
der Sammlung Raczynski T. 92 erkennen, so sehr ich
wünschte, daß endlich auch ein Gemälde Weiditz'
bekannt würde. Die beiden Bilder, die ich ihm in
Heft 50 der Studien zur deutschen Kunstgeschichte
zugeschrieben hatte, rühren nicht von ihm her.

F. Dörnhöffer hatte in seiner Besprechung
meines Buches über Weiditz (Kunstgeschichtl. An-
zeigen I, S. 60 ff.) die Nummern 2 bis 4 des Holz-
schnittkataloges mit gutem Grunde aus dem Werke
des Künstlers gestrichen. Ich versuche diese Lücke
mit den Blättern S. 328, 402 und 408 des Weißkunig
(Jahrbuch-Ausgabe) zu füllen, die ich Weiditz zu-
schreibe und deren Abstand von den sichern Burgk-
mairschen Schnitten des Weißkunig denn doch nicht
länger übersehen werden kann. Zum Vergleiche ziehe
man die Schnitte des 1518 erschienenen Plautus
heran. Dem Ritter 402 stelle man den fol. J, dem
Pferde 402 das M5 v gegenüber. Dem glatten Haare
328 und 402 entspricht das A„, dem gelockten 328
das D v. Das Stadttor 402 entspricht dem A2 v, das
Stadtinnere 328 dem G3, H., v. Sehr bezeichnend ist
der Baumschlag der drei Weißkunig-Schnitte (F(! v,
M5 v) und der Rand der grasbesetzten Bodenwelle
(Aa v, B3). Ebenso deutliche Bezüge gehen von den
Weißkunig-Schnitten zum Theuerdank-Blatte 25
zurück und über den Plautus hinaus zu den Epi-
grammen Huttens (Jänner 1519). Die Weißkunig-
Schnitte dürften ungefähr zur selben Zeit entstanden
sein wie die Plautus-Schnitte oder kurz danach. Weiditz hat sie jedenfalls als Geselle Burgkmairs ausgeführt — etwas
anderes war er, wie Dörnhöffer a. a. O. dargetan hat, solange er in Augsburg weilte, überhaupt nicht. Meine Ver-
mutungen über seine gesellschaftliche Stellung in Augsburg S. 46 f. meines Buches sind als unhaltbar zu streichen.

Zum Schlüsse möchte ich auf eine Reihe bisher unbeschriebener Schnitte Weiditz' hinweisen, von denen sich
ein Teil den Dimensionen der Figuren nach, ein anderer inhaltlich so sehr von den gewohnten Darstellungen des
Künstlers entfernt, daß ihr Zusammenhang mit ihnen bis heute unerkannt bleiben konnte. Es sind mit Ausnahme des
Schnittes 8, der wohl als Titelbild eines astronomischen Traktates gedient haben mochte, Flugblätter. Wir kennen
Flugblätter von Weiditz' Hand nicht viele. Das schöne figurenreiche Blatt des Berliner Kabinettes mit dem kreuz-
schleppenden Christus im Mittelpunkte, das Dodgson zur Beschreibung übernahm, stammt aus den Straßburger
Jahren und ist 1529 datiert, zwei andere auf den Kaiser Max sowie die Ulrichsschlacht, alle aus der Augsburger Zeit
wurden schon von Seidlitz als Arbeiten des Petrarca-Meisters angesprochen. Die Ansicht von Augsburg und das
Kinderalphabet sind den Flugblättern im eigentlichen Sinne nicht zuzuzählen. Bei den vier erstgenannten Schnitten
erleichterten die Ausmaße der kleinen Figuren die Zuweisung sehr. Die Reihe, die ich hiermit einführe, zeigt durchaus
große Figuren und zerfällt in eine Gruppe religiöser Darstellungen, in eine Gruppe grotesk-komischer Karikaturen und
in eine Gruppe von Darstellungen aus der Tierfabel. Alle diese Blätter entstanden in Augsburg, und zwar etwa gleich-
zeitig mit den Schnitten zum IL Bande des Glücksbuches und denen zu Ciceros Officien. Am deutlichsten wird
Weiditz' Hand in der ersten Gruppe. Hierfür hat Dodgson durch die Beschreibung des großfigurigen Heiligenbildes
aus dem Freisinger Missale von 1520 im Jahrgange 1905 der vorliegenden Mitteilungen, S. 66, Nr. 9, eine belehrende
Zwischenstufe aufgewiesen. Doch hoffe ich, daß auch die Stücke der beiden andern Gruppen einem Zweifel nicht
begegnen werden. Für die Karikaturen ziehe ich die Typen der Blätter des Glücksbuches I 109, 132 v; II, 1, 126,
127, 128 (Ausgabe 1532) und den Officien-Schnitt 84 (Ausgabe 1532) heran, die Proben desselben Humors und

Hans Burgkmair und Hans Weiditz, Die heilige Veronika mit dem Schweißtuch.
Kolorierter Holzschnitt.
 
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