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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0053
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derselben Phantasie enthalten, die in den Flugblättern 9
bis 14 ihr Wesen treiben. Zumeist beruhen die Typen dieser
Schnitte auf scharfer Beobachtung der Wirklichkeit; nur in
Nr. 13 merkt man an der Gegensätzlichkeit der Nasen und
Munde, wie der Künstler durch Konstruktionen seiner
Erfindungskraft nachhilft. Auf besonders schlagende oder
auf verstecktere Übereinstimmungen mit den bekannten
Buchschnitten weise ich im Anschlüsse an die Beschreibung
der einzelnen Blätter hin. Beachtenswert ist die neue
Fassung des Burgkmair-Schnittes B. 22 in Nr. 5; sie ist ein
weiterer Beweis für Weiditz' Zugehörigkeit zu Burgkmairs
Werkstätte.

1. Christus auf dem Ölberge. Rechts kniet dei
Herr, ein zur Hälfte hinter Felsen verborgener Engel reicht
ihm den Kelch. Vorne rechts schläft Petrus, links Johannes
und Jakobus. Im Mittelgrunde erscheinen die von Judas
geführten Häscher.

Hsch., aus zwei Blättern bestehend. 285x439 (Ein-
fassungslinie). Pass. III (Dürer) 225. Dodgson, Cat. IS. 350,4.

Wien, Albertina, Hofbibliothek (hier allein die linke
Hälfte). Nürnberg. Dresden. Gotha.

Man vergleiche den Baumschlag des Petrarca-
Schnittes II 68, der Officien-Schnitte 5 v, 15 v.

2. Der Schmerzensmann. Vor dem Kreuzesstamme,
um den die andern Passionswerkzeuge gruppiert sind, steht
Christus, die Dornenkrone auf dem Haupte, mit schmerzlicher
Miene die Hände erhebend. Links seitlich geschnitten »Ecce
homo«, rechts oben geschnitten »15 22«.

Hsch. 287X222 (Einfassungslinie).
Nürnberg. Gotha. Coburg, Exemplar mit rohem braunen Überdruck.
Man beachte die unübertreffliche Wiedergabe des krähenden Hahnes.

3. Pietä. Über den Schoß Mariens, die unter dem leeren Kreuze sitzt, liegt mit dem Kopfe nach links der
Leichnam Christi hingegossen.

Hsch. 297x220 (Einfassungslinie).

Wien, Albertina, Hofbibliothek. Gotha. Coburg.

Der dürre Baum: Off. 19.

4. Die heilige Anna selbdritt. Sie sitzt, das Jesuskind auf dem rechten Knie, die kniende Maria zu ihrer
Linken, vor einem Brokatvorhange auf einer Rasenbank. In ihrem Nimbus die geschnittenen Worte »Sancta Anna«.

Hsch. 305X255 (Einfassungslinie). B. (Dürer) App. 11; Pass. III (Dürer) S. 200, Nr. 238.
Wien, Albertina: I. und II. Zustand. Coburg und Nürnberg: I. Zustand.

5. Die heilige Veronika mit dem Schweißtuche. Der Schnitt besteht aus vier Teilen:

a) dem Schweißtuche mit dem Haupte Christi, gedruckt von dem von Burgkmair gezeichneten Stocke B. 22,
nachdem er unten um das Monogramm H B, beiderseits um den Rand des Tuches verkürzt, jedoch bevor das Mono-
gramm H L eingesetzt wurde,

b) der Halbfigur der heiligen Veronika, die das Schweißtuch hält,

c) und d) seitlichen Blattornamentleisten, die sich oben fast zum Rund schließen.
Die Stücke b bis d sind von Weiditz gezeichnet.

Hsch. insgesamt 315x215.

Nürnberg, altkoloriertes Exemplar, seitlich sehr defekt. Die Leisten sind zum guten Teile durch Federzeichnung
ergänzt. Exemplare aus a und b bestehend sind häufiger.

Die seitlichen Ornamente vergleiche man mit der Ornamentik des Risses T. 161.

6. Der heilige Antonius der Einsiedler, stehend, mit Buch, Kreuzesstab und Glöcklein in den Händen,
das Schwein hinter sich. Rechts kniet ein Krüppel, dessen linke Hand das Antoniusfeuer verzehrt, links eine Frau.
Beiderseits Architektur; die rechts ist mit zahlreichen Votivgaben bedeckt.

Hsch. 295X223 (Einfassungslinie).
Wien, Hofbibliothek. Gotha.

Hans Weiditz, Der heilige Antonius der Einsiedler. Holzschnitt.
 
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